Serie "Leben an zwei Flüssen" - Was ist an Wochenende an den beiden Ufern in Mannheim los? Ortsbesuche zeigen: Jede Menge da wie dort – aber die Unterschiede könnten kaum größer sein

Freizeit an den Mannheimer Flussufern: Party am Neckar, Erholung am Rhein

Von 
Valerie Gerards
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Entspannung an den Rheinterrassen: Aisha (2. v.r.) kommt oft mit Freundin, Mutter und Tante zum Picknicken ans Ufer. © Valerie Gerards

Mannheim. Wenn die Mannheimer ihre Freizeit am Flussufer verbringen, dann zieht es viele von ihnen zur Neckarwiese in der Neckarstadt-West oder zur großen Wiese an den Rheinterrassen auf dem Lindenhof. Zwei Flüsse, zwei Naherholungsgebiete - doch unterschiedlicher könnten die beiden Uferbereiche nicht genutzt werden. Die Neckarwiese mit ihren Freiluft-Konzerten, die vom Freizeitzentrum Alter herunterschallen, den Studenten- und Schülergruppen, den Gelagen und Grillfesten, ist die Partymeile am Fluss, wo man eigentlich immer jemanden zum Feiern trifft. Bedächtig und ruhig geht es hingegen am Ufer in unmittelbarer Nähe zu den Rheinterrassen zu. Hier wird eher zu Kindergeburtstagen Kuchen gegessen und gespielt, im Schatten der Bäume gelesen, gepicknickt, am Ufer entlangflaniert und die Natur genossen.

Ortsbesuch: Auf der Wiese an den Rheinterrassen liegen an diesem Tag bei 35 Grad einzelne Besucher im Gras, lesen oder sonnen sich. Eine Gruppe junger Männer spielt Frisbee, ein Stückchen weiter haben vier Frauen eine Decke ausgebreitet, rauchen ihre Shisha und picknicken. Die Ludwigshafenerin Aisha ist mit ihrer Mutter, ihrer Tante und einer Freundin mit Baby auf die Rheinwiese gekommen, um im Schatten der Bäume ihren Nachmittag zu verbringen. „Ich finde es super hier, viel schöner als am Strand auf der anderen Rheinseite. Es gibt hier viele Bänke. Die Leute sind sehr nett - nur ein Kiosk fehlt hier wirklich“, sagt sie. Darum hat sie alle Getränke und Knabbereien mitgebracht.

Die Studenten Ricarda, Katharina, Melanie, Mei und Leif auf der Neckarwiese. © Valerie Gerards

Wer an den Rheinterrassen Durst bekommt, der hat entweder selbst etwas eingepackt oder besucht das Gasthaus am Fluss. „Fünf Gehminuten von hier sind ein Discounter und zwei Eisdielen. Im Sommer steht jeden Tag der Eiswagen auf dem Parkplatz. Für mich ist das okay“, sagt Erika, die seit drei Monaten mit ihrer Kommilitonin Monika in einer WG auf dem Lindenhof wohnt. Es gefällt ihr, dass viele Mülleimer und Glascontainer vorhanden sind. So würde nur selten Müll auf der Wiese liegengelassen. Tagsüber gehe es hier ruhig zu, abends spielten Studenten auch mal das Trinkspiel Flunkyball - aber nicht so heftig wie auf der Neckarwiese, findet die Frau, die vorher regelmäßig am Neckar war, weil sie in der Nähe gewohnt hatte: „Das sind zwei verschiedene Welten.“

Was fehlt? Die Nähe zum Wasser

An Getränken fehlt es den Besuchern der Neckarwiese indes nicht. Ein paar Treppenstufen hinauf befindet sich der Alter, wo man nicht nur eine große Auswahl an gekühlten Drinks bekommt, sondern auch kostenfrei Musikinstrumente und Sportgeräte ausleihen kann. Auch die Kioske und ein Discounter sind nicht weit. Dementsprechend fröhlich und bewegt geht es auf der Neckarwiese zu. Ab nachmittags kann es, insbesondere zu Semesterende schon mal zu dichtem Gedränge kommen. Die Gerüche der Holzkohlegrills vermischen sich mit dem von Marihuana. Betrunkene springen komplett bekleidet in den Neckar. Musik ist auf der Neckarwiese fast immer zu hören. Wenn gerade nicht von Konzerten am Alter, dann hört man die Musik aus der Konserve, die sich mit selbst gemachter Musik oder den tragbaren Boom-Boxen der Besucher überlagert.

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Zurück an den Rheinterrassen: Es ist zu heiß, um in der Sonne zu liegen. Die wenigsten Besucher treiben an diesem Tag Sport in der Mittagshitze: Die meisten liegen mit einem Buch in der Hand im Schatten der großen Bäume oder Picknicken. So wie Grecia Muskus mit ihrem sechs Monate alten Sohn. „Ich liebe diesen Ort. Es wäre aber schön, wenn man näher ans Wasser könnte“, sagt die junge Mutter angesichts der Hitze. Die Möglichkeit, sich im Fluss abzukühlen, und sei es nur mit den Füßen, das wünschen sich auch die beiden Freunde Ali und Martin. Der vorhandene Zugang mit dem steinigen Untergrund sei dafür nicht geeignet. „Trotz allem: Das ist der beste Platz in Mannheim, weil es so leer und ruhig ist“, finden die beiden. Einen Kiosk zur Verpflegung vor Ort wünschen sie sich dennoch.

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Um 16 Uhr liegt die Neckarwiese noch in der gleißenden Nachmittagssonne. Daher sind ausnahmsweise nur wenige Besucher zu dieser Zeit dort zu finden. Auf der Treppe vom Alten Meßplatz zur Neckarwiese, die sonst gedrängt voll ist, sitzen nur zwei Männer. Sie halten einen kleinen Spiegel vor sich, auf dem sie gerade zwei feine Linien aus weißem Pulver ziehen. Eine Beobachtung, die an den Rheinterrassen eher eine Ausnahme sein dürfte. Einige Meter weiter haben sich fünf Mannheimer Studierende auf einer Decke zusammengefunden, um etwas zu trinken und die Sonne zu genießen. „Wenn es mehr Bäume geben würde, wäre das schon sehr schön“, antwortet Mei auf die Frage, was ihr an der Neckarwiese fehlen würde.

Kritik an Toilettensituation

Im Schatten unter der Kurpfalzbrücke, wo einige Sportler an den erst jüngst von der Stadt Mannheim aufgestellten Turngeräten trainieren, hat sich eine Gruppe Jugendlicher versammelt. Sie sitzen auf dem Boden, neben ihnen kommt Musik aus einer Boom-Box, über ihnen rattert in regelmäßigem Abstand die Straßenbahn. „Wir sitzen unter der Brücke, weil schattenspendende Bäume fehlen“, meint eines der Mädchen und ergänzt dann: „Wenn es hier Bänke und Tische geben würde, das wäre schon besser als auf dem Boden zu sitzen.“

Bei aller Unterschiedlichkeit haben die beiden Freizeitbereiche am Ufer des Rheins und des Neckars eines gemeinsam: Die öffentlichen Toiletten sind für viele Besucher nicht zufriedenstellend. An den Rheinterrassen reicht die Kritik von „nicht empfehlenswert“ bis „unhygienisch“. Auf der Neckarwiese kann die Toilette nur benutzt werden, wenn eine zweite Person Wache steht - die Tür zum Damen-WC ist seit rund einem Monat nicht mehr abschließbar, aus der Tür zum Pissoir ist obendrein ein großes Stück herausgebrochen. Die Besucher machen sich daher immer wieder auf in Richtung des bekannten amerikanischen Schnellrestaurants am anderen Ende des Alten Meßplatzes oder versuchen ihr Glück in den übrigen nahegelegenen Restaurants.

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