Mannheim. „Wunderbar“, sagt Michael Wilhelm, nimmt strahlend die Fernbedienung in die Hand und drückt auf den Knopf. Der Elektromeister, bei der MVV Energie der Chef des Wasserturms, startet – nach einem Jahr Unterbrechung – zunächst den Probebetrieb und an Gründonnerstag dann offiziell die Fontänen. Damit beginnt am Friedrichsplatz die Saison. Wie stets zu Ostern werden die Wasserspiele eingeschaltet, die jetzt sogar noch höher schießen, und die Stadtgärtner haben eine herrliche Blütenpracht gezaubert – auch wenn von Besuchern angerichtete Schäden dem Team zu schaffen machen.
Teile der Anlage sind in dem einen Jahr Pause komplett erneuert worden, die Probleme die alten. Jürgen Thomas merkt das jeden Tag, wenn er hier – meist so gegen 7 Uhr – anfängt. Mit Wathosen, Kescher und Greifzange steigt er dann ins Wasserbecken, und oft holt er drei volle Eimer Müll oder noch mehr heraus.
Zaun um die Blumenbeete
„Flaschen, Pappbecher, aber auch Kleidung und Verkehrsschilder“ habe er bereits herausgeholt, so der Mitarbeiter der Firma Heidenreich, die mit der Reinigung betraut ist. „Je besser das Wetter, umso schlimmer“, klagt Jürgen Thomas. Derzeit entdecke er viele Schalen von Sonnenblumenkernen, „und die setzen sich dann im Becken fest“ und schaden den 178 Düsen der Fontänen.
Einmal die Woche ist seine Arbeit besonders aufwendig, denn dann werden die kleinen Kieselsteine herausgeholt, die Besucher von den Wegen in das Becken werfen und die auch den Armaturen der Fontänen arg zusetzen. „Aber ich spreche niemand mehr darauf an – ich hätte beinahe mal eine Ohrfeige bekommen“, schimpft der Mann.
Ebenso wütend wie er ist Volker Gottschalk, Vorarbeiter der Gärtner hier und seit 43 Jahren am Wasserturm tätig. Im August geht er in Ruhestand, aber das Wahrzeichen und die Grünanlage liegen ihm sehr am Herzen – und umso mehr ärgert er sich, wie wenig viele Leute die Arbeit von ihm und seinen sechs Gärtnerkollegen hier zu schätzen wissen. Auf Anregung des Friedrichsplatz-Vereins, der die Zustände ja viele Jahre beklagte, ist im Zuge der Sanierung des Platzes nun ein kniehoher eiserner Zaun errichtet worden – nach historischem Vorbild und als klares Signal, dass die Anlage nicht betreten werden darf. Entsprechende Schilder werden noch montiert, kündigt Markus Roeingh an, der für Grünflächen zuständige Leiter des Stadtraumservice. „Das Übersteigen des Zauns ist verboten“, betont Roeingh. „Es ist eine Jugendstilanlage und kein Spielplatz“, stellt er klar: „Das ist ein gutes Stück Mannheim, das mit viel Aufwand und Herzblut gepflegt wird, da muss man eben Regeln beachten“, bekräftigt er.
Diesen Aufwand betreiben Volker Gottschalk und sein Team – aber vorher noch Thomas Möllenberg, der Leiter der Stadtgärtnerei. Er zieht die Pflanzen heran, die rund um das Wahrzeichen der Stadt gesetzt werden. 37 000 Stiefmütterchen und 11 000 Tulpen sind es in diesem Jahr, 3000 Hyazinthen und 4000 Vergissmeinnicht kommen dazu.
Beide Pumpen eingeschaltet
Dabei macht Möllenberg die Klimaveränderung zu schaffen. „An Silvester war es sehr warm, jetzt ist es sehr kalt“, da sei es sehr schwer, genügend Pflanzen so zu ziehen, dass sie rechtzeitig blühen. „Wir haben hier ja auch nur ein enges Zeitfenster“, denn nur die Phase zwischen dem Ende des Fasnachtsmarkts bis kurz vor Ostern bleibt den Gärtnern, die Beete vorzubereiten und alles rechtzeitig zu pflanzen. Außer dem Team von Gottschalk werden dazu 25 Mitarbeiter zusammengezogen, so Axel Boxheimer, der zuständige Bezirksleiter des Stadtraumservice.
Dabei sei die Natur derzeit ein bisschen zurück. Aber in ein paar Tagen, so ist Axel Boxheimer überzeugt, „macht es Bäng“, und alles werde herrlich blühen. Roeingh ist sicher, dass von den zur Bundesgartenschau erwarteten über zwei Millionen Besuchern viele auch am Wasserturm vorbeikommen, „und da soll es schön sein“, findet er.
Von Anfang 2022 bis Februar war die Anlage daher Baustelle. Da wurde das vom Stadtjubiläum 1907 stammende, nach dem Zweiten Weltkrieg 1957 neu gestaltete Areal komplett überholt, 850 Meter Rohrleitungen wurden ausgetauscht sowie die Granitsteinfassungen des Fontänenbeckens ebenso wie die Sandsteinblöcke rings um das Kaskadenbecken restauriert. Zuletzt seien „nur noch ein paar Kleinigkeiten, das letzte Feintuning und Nachkontrollen“ gemacht worden, so Bauleiter Jochen Baumann von der MVV Energie, die im Auftrag der Stadt die Wasserspiele betreibt.
Umso mehr fällt jetzt aber auf, dass die nicht direkt das Becken umfassenden Sandsteinteile nicht vom Auftrag abgedeckt waren – hier sind noch viele Abplatzungen, Risse und offene Fugen zu sehen.
Aber alle Wasserleitungen sind erneuert – und damit können die Fontänen wieder ihre alte Höhe erreichen. Zuletzt hatten sie nur etwa 14 Meter geschafft. „Wir haben von den zwei Pumpen nur eine laufen lassen – weil wir Angst hatten, dass durch den Druck die Rohre zerbersten“, erklärt Michael Wilhelm. Aber nun dürfe man wieder aufdrehen – und die Fontänen werden bis zu 25 Meter hoch. Nur bei starkem Wind werden sie heruntergedreht. „Dazu gibt es eigens einen Sensor an einer Straßenlaterne“, so Wilhelm, „denn sonst stehen die Besucher, die hier laufen, im Wassernebel“.
Eigens zur Bundesgartenschau werden die Fontänen nicht nur am Wochenende abends aus 98 Unterwasserscheinwerfern farbig angestrahlt, sondern die ganze Woche. Werktags laufen die Wasserspiele von 12 bis 14 Uhr und von 16 bis 23 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen durchgehend von 11 bis 23 Uhr – bis Oktober.
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