Mannheim. Eine Baustelle, die rechtzeitig und ohne Mehrkosten fertig wird – das ist selten, aber möglich: „Ein tolles Erlebnis“, freute sich daher Baubürgermeister Ralf Eisenhauer am Friedrichsplatz, wo jetzt die Sanierung der Wasserspiele abgeschlossen ist. „Da fällt vielen ein Stein vom Herzen“, so Eisenhauer, denn damit können die Fontänen nach über einjähriger Pause am Gründonnerstag, 6. April, – also pünktlich vor Ostern und vor Beginn der Bundesgartenschau – eingeschaltet werden.
„Wir haben das im Budgetrahmen und im Zeitrahmen termingerecht abgeschlossen“, erklärte Gordon Pickford, Abteilungsleiter der MVV, die im Auftrag der Stadt die Anlage saniert hat und die auch die Wasserspiele betreibt. Dabei sei es „durchaus ein herausforderndes Projekt“ gewesen, so Pickford. Technisch sei die zum Stadtjubiläum 1907 entstandene Anlage nun auf einem Stand, dass sie „die nächsten 100 Jahre“ halte, versprach er. Der Denkmalschutz habe aber letztlich verlangt, dass man von den aufwendigen Arbeiten am Fuße des Mannheimer Wahrzeichens „am Ende nichts mehr sieht“, beschreibt Pickford die Vorgabe.
Undichte Fugen: Trinkwasser versickert
Was kaputt ist, hat man vorher nämlich auch nicht gesehen. „Aber täglich sind 50 Kubikmeter Wasser versickert und nicht im Kreislauf geblieben“, weiß Ralf Eisenhauer. Man habe dann bei einer Untersuchung „ganz, ganz viele Leckagen, Zerfallserscheinungen der gesamten Anlage und spröde Leitungen im Untergrund entdeckt“. Die ursprüngliche Absicht, einzelne Abschnitte zu sanieren, habe daher aufgegeben werden müssen. „Wir mussten das in einem Rutsch machen und daher in der vergangenen Saison auf die Fontänen verzichten“, erklärte Eisenhauer. Nun sei es aber gelungen, rechtzeitig fertig zu werden. „Wir hatten auch Glück mit der Witterung“, so der Baubürgermeister erleichtert.
Und nicht nur das: Auch die Corona-Pandemie und all die Lieferschwierigkeiten, die auf anderen Baustellen oft für Verzögerungen sorgen, haben sich am Friedrichsplatz kaum ausgewirkt. „Wir haben gleich von Anfang an das ganze Material bestellt“, berichtet Bauleiter Jochen Baumann. Nur auf einen Sandsteinblock aus Skandinavien habe man monatelang warten müssen, sonst sei alles rechtzeitig gekommen.
Bei den Bauarbeiten habe man auch „nicht das eine große Loch gefunden“, sondern festgestellt, dass das Trinkwasser eben durch zahlreiche undichte Fugen versickert sei – im Kaskaden- sowie dem eigentlichen Fontänenbecken und durch poröse Leitungen. 2020 wäre fast der gesamte unterirdische Technikraum geflutet worden – nur mit viel Glück entdeckte gerade noch rechtzeitig ein MVV-Mitarbeiter, der zufällig vor Ort war, den Schaden, sonst hätte das Wasser die Technik zerstört.
Das gab aber den Anstoß, die komplette Sanierung der Anlage, die von 1957 stammt und zuletzt in den 1980er Jahren erneuert worden war, anzugehen. „In den 1980er Jahren reichten noch zwölf Seiten Leistungsbeschreibung, nun waren es über 200 Seiten“, beschreibt Jochen Baumann, wie sich Anforderungen und Vorschriften seither geändert haben.
So teuer war die Sanierung der Fontänen
Als Anfang 2022 die Arbeiten anfingen, wurde zunächst das Fontänenbecken, das mit 1050 Betonplatten abgedeckt ist, ausgeräumt. Diese Granitsteinplatten konnten weitgehend wiederverwendet werden, nur in wenigen Fällen mussten die Arbeiter sie erneuern – dann aber so, dass man zu den alten Platten keinen Unterschied merkt. „Die Kunst war auch, die Platten so zu verlegen, dass jede wieder passt – die Toleranz lag unter einem Zentimeter“, erläutert der Bauleiter.
Zudem wurden 850 Meter Rohrleitungen ausgetauscht, ferner Granitsteinfassungen des Fontänenbeckens ebenso wie die Sandsteinblöcke rings um das Kaskadenbecken demontiert, restauriert und neu imprägniert. „Da haben die Restauratoren teilweise mit Spachtel und Pipette gearbeitet“, schildert Baumann die aufwendige Sanierung, die zum Teil unter Zelten stattfand. Neben der Beckenfläche von 3800 Quadratmetern wurde auch der Atlantenbrunnen östlich des Friedrichsplatzes, errichtet 1914 als Sockel für ein nie realisiertes Denkmal für Großherzog Friedrich I. von Baden, gesäubert und ausgebessert, alle Fugen abgedichtet. Ein Funktionstest noch vor Weihnachten ergab, dass alles funktioniert – und damit ab Ostern die Wasserspiele wieder laufen können.
5,3 Millionen Euro hat die Stadt hier nach den Worten von Eisenhauer investiert, wobei knapp 500 000 Euro vom Land und 700 000 Euro vom Bund kamen. Auf Vermittlung von Stadträtin Helen Heberer, Ortskuratorin Mannheim der privaten Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und Vorsitzende des Vereins Stadtbild, floss dank der Erträge der Lotterie Glücksspirale ein weiterer Zuschuss von 80 000 Euro. Mit der Sanierung wird jetzt auch eine lang erhobene Forderung des Vereins Stadtbild erfüllt: Rund um die Beete des Fontänenbeckens kommt ein kniehoher Zaun, der zeigt, dass es kein Schwimmbad, sondern eine denkmalgeschützte Anlage ist.
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