Mannheim. Feudenheim hat seinen Ruf mal wieder bestätigt. Beim Infoabend Heizung, Sanierung, Förderprogramme im früheren Gemeindehaus der Epiphaniaskirche konnte Nils Poker von der Stadtverwaltung vergangene Woche feststellen: „Wir haben so um die 20 ähnliche Veranstaltungen bisher gemacht: Dies hier ist die am besten besuchte.“ Und etliche der mehr als 130 Interessierten konnten sich über gute Nachrichten freuen.
Wie geht es mit dem Fernwärme-Ausbau in Feudenheim weiter?
Die MVV wird das Gebiet Feudenheim-Nord deutlich schneller ans Netz anschließen als ursprünglich geplant. Das erklärte Alexandra Halkenhäuser, Leiterin Netzstrategie und Konzessionen bei der MVV. „Wir haben einen neuen Zeitplan für Sie“, sagte sie den Bürgerinnen und Bürgern beim Infoabend von Stadt, Klimaschutzagentur und MVV. „Das ist eine Kampagne, die wir vorziehen.“
Was bedeutet das konkret?
Bislang war vorgesehen, dass die Fernwärme in Feudenheim-Nord Anfang der 2030er Jahre ausgebaut wird. Der sogenannte Verfügbarkeitscheck der MVV zeigte - je nach Straße - Jahreszahlen zwischen 2031 und 2034 an. Nun sollen die ersten Häuser bereits 2028 Fernwärme erhalten - also mindestens drei Jahre früher. Damit ist das Areal Halkenhäuser zufolge das erste größere Ausbaugebiet in ganz Mannheim. Bislang seien lediglich einzelne Straßen oder kleinere Einheiten neu erschlossen worden.
Um welches Gebiet geht es genau?
Grob gesagt um das Areal zwischen Andreas-Hofer-Straße und Wingertsbuckel – und zwar vom Aubuckel bis zur Hölderlinstraße (siehe Grafik). Die Immobilien in den hier genannten, begrenzenden Straßen können laut Halkenhäuser ebenfalls angeschlossen werden. Nach Angaben der MVV befinden sich rund 400 Gebäude in diesem Bereich.
Warum wird der Ausbau dort vorgezogen?
Als Hauptgrund nannte die Verantwortliche der MVV eine von der Stadtverwaltung geplante Baumaßnahme: Die Kommune wolle die quer durch das Gebiet verlaufende Talstraße sanieren und habe nun entschieden, dass die Arbeiten 2028 stattfinden sollen. Die MVV nutze den Anlass, um die in der Talstraße teils bereits vorhandene Fernwärmeleitung zu verlängern – wodurch von dort ausgehend das komplette Areal versorgt werden könne. „Das ist eine schöne Musterbaustelle, die wir da hinkriegen“, sagte Halkenhäuser.
Wie sieht der konkrete Zeitplan aus?
In diesem Jahr sollen möglichst alle Gebäudebesitzer über das geplante Vorhaben informiert werden. 2026 soll dann der Vertrieb durch die MVV stattfinden. Sprich: Dann können Interessierte Verträge unterschreiben. 2027 wird geplant und 2028 in der Talstraße gebaut. Die dortigen Gebäude könnten noch im gleichen Jahr ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, die in den umliegenden Straßen in den folgenden Jahren. Die Immobilienbesitzer sollten laut MVV bis Ende 2026 entscheiden, ob sie Fernwärme wollen. Mit Details zum Ausbau sei Ende 2027 zu rechnen.
Wird auf jeden Fall ausgebaut?
Nein, nur wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: Erstens müssen mindestens 30 Prozent der Eigentümer in einer Straße die Fernwärme beziehen wollen. Andernfalls lohne sich der Ausbau wirtschaftlich nicht, erklärte Halkenhäuser. Diese Mindestquote gilt ihren Angaben nach künftig für ganz Mannheim. Die zweite Bedingung: Die technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein.
Wie läuft der Fernwärme-Ausbau in der Gesamtstadt?
Durchwachsen: Bis 2035 will die MVV eigentlich jedes Jahr 1000 neue Gebäude ans Netz anschließen. Doch im ersten Jahr nach Verabschiedung der kommunalen Wärmeplanung hat das Unternehmen lediglich mehr als 400 neue Hausanschlüsse realisiert. Das sind zwar mehr als die 250, die früher jährlich erzielt wurden, weshalb ein MVV-Sprecher von einem „positiven Trend“ spricht. Er sagt aber auch: „Dennoch sehen wir, dass Kunden nach wie vor zögern.“
Wo ist das Netz bereits ausgebaut worden?
Nach Angaben des MVV-Sprechers sind seit der Verabschiedung der kommunalen Wärmeplanung im März 2024 insgesamt fast drei Kilometer neue Verteilleitungen verlegt worden - insbesondere in Franklin, Neckarau, Seckenheim, Feudenheim, Käfertal, der Hochstätt und auf der Friesenheimer Insel.
In welchen weiteren Gebieten in der Stadt soll der Ausbau vordringlich erfolgen?
Zu ihren Prioritätsgebieten hat die MVV folgende Stadtteile ernannt: Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt, Herzogenried, Wohlgelegen, Oststadt, Schwetzingerstadt, Lindenhof, Neckarau, Hochstätt und Rheinau. „Dort starten wir mit Planung und Bau, sobald der erste Auftrag im Straßenabschnitt vorliegt“, betont der Unternehmenssprecher. Das heißt, hier gilt die Mindestquote von 30 Prozent nicht.
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