Fernwärme

Geothermie in Mannheim: Mindestens vier Jahre Verzögerung

Geothermie gilt als elementarer Baustein der Mannheimer Wärmewende. Innerhalb des Stadtgebiets stehen derzeit zwei Standorte im Fokus.

Von 
Martin Geiger
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Heißes Wasser aus der Tiefe als Energie- und Lithiumquelle: In Insheim in der Pfalz hat Vulcan Energy schon eine Geothermie-Anlage – im Raum Mannheim sind mehrere geplant. © Vulcan Energy

Mannheim. Dass Geothermie bei der Wärmewende in Mannheim eine wichtige Rolle spielen soll, ist schon länger klar. Doch außer Ankündigungen und Untersuchungen mit seltsamen Fahrzeugen hat sich für Außenstehende bislang kaum etwas getan. Das werde sich in den kommenden Monaten ändern, kündigt Thorsten Weimann vom Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy an: Bis Jahresende sollen die Standorte für mehrere Geothermie-Anlagen gefunden sein. Ein Überblick.

Was plant Vulcan Energy in Mannheim?

Das relativ junge Unternehmen will im Großraum Mannheim – der für die Karlsruher vom Rhein bis zur Bergstraße reicht (siehe Grafik) – mehrere Geothermie-Heizwerke errichten. Ursprünglich geplant waren bis zu drei, inzwischen heißt es, es könnten auch mehr werden. Entschieden sei aber noch nichts. Hauptsächlich möchte Vulcan aus dem heißen Wasser in der Tiefe Lithium gewinnen, aus dem Batterien für E-Autos gemacht werden können. Gleichzeitig soll aber auch die Energie des Wassers zum Heizen genutzt werden, indem die Anlagen an das Fernwärmenetz der MVV angeschlossen werden.

Innerhalb dieses markierten Bereichs will Vulcan Energy bis zu drei Geothermie-Anlagen bauen – oder mehr. © mm

Wie ist der aktuelle Sachstand?

Nachdem Vulcan seine Pläne bereits 2022 vorgestellt hat und Anfang 2023 mit seinen Untersuchungstrucks für Aufmerksamkeit sorgte, ist die Auswahl der geplanten Standorte der Geothermie-Anlagen noch nicht beendet. Eigentlich hatte das Unternehmen geplant, bereits 2023 mit der Bohrung zu beginnen und die erste Anlage 2024 oder 2025 in Betrieb zu nehmen.

Warum hat sich alles verzögert?

„Die Auswertung der Seismik hat deutlich länger gedauert“, erklärt Thorsten Weimann, der für die Projektentwicklung zuständige Geschäftsführer. Die ursprünglich angedachten Standorte seien doch nicht so geeignet wie erhofft gewesen. Darum habe man sich andere nochmals genauer anschauen müssen. „Und die Auswertung der immensen Datenmengen dauert jeweils Monate.“ Auch in einem anderen Bereich hat Vulcan sein ehrgeiziges Ziel entsprechend verfehlt: Ursprünglich wollten die Karlsruher in diesem Jahr insgesamt 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid erzeugen. Tatsächlich werden es jedoch 40 Tonnen, so Weimann.

Wo sollen die Geothermie-Anlagen gebaut werden?

Das steht nach Angaben von Weimann noch nicht fest. Derzeit seien noch fünf Standorte übrig, die weiter geprüft werden. Um welche es sich handelt, will er nicht sagen, weil in den nächsten Monaten der eine oder andere wieder verworfen werden könnte oder sogar ein neuer hinzukommt. Nur so viel verrät er: Zwei der fünf Flächen liegen innerhalb des Mannheimer Stadtgebiets.

Wann stehen die Standorte fest?

Geologisch geeignet sind dem Vulcan-Geschäftsführer nach mehr oder weniger alle fünf. Nun prüfe man weitere Faktoren: „Wie ist die naturschutzrechtliche Situation? Wie ist die Bebauungssituation? Wem gehören die Flächen? Wie können wir den Standort an das Fernwärmenetz der MVV anschließen?“ Wenn diese Fragen beantwortet sind, will Vulcan sich für Standorte entscheiden und diese öffentlich bekannt machen. Weimann sagt: „Ich hoffe, dass wir die Standortauswahl dieses Jahr noch abschließen können.“

Das Geothermie-Kraftwerk von Vulcan Energy in Insheim in der Pfalz von oben: Mehrere ähnliche Anlagen sollen auch im Großraum Mannheim entstehen. © Vulcan Energy

Wie geht es danach weiter?

Dann muss das Unternehmen die entsprechenden Genehmigungen beantragen. Ein langwieriges Planfeststellungsverfahren ist Weimann zufolge zwar nicht notwendig, weil die Vorhaben privilegiert seien und dem Bergrecht unterlägen. Dennoch könnte es bei diesem Prozess zu Reibungen kommen: Nachdem Geothermie-Anlagen in der Vergangenheit vereinzelt Erdbeben ausgelöst haben, ist die Technik hierzulande nicht unumstritten, obwohl die meisten Fachleute sie für beherrschbar halten. Weimann rechnet damit, dass frühestens 2026, eher 2027 gebohrt werden kann. „Die erste Wärmelieferung ist für 2029 geplant“, sagt er. „Das ist das gemeinsame Ziel, das aber von etlichen Faktoren abhängt.“

Warum ist Geothermie für die Wärmewende wichtig?

Weil sie das ganze Jahr über konstant Wärme liefern kann – ohne das klimaschädliche Treibhausgas CO₂ auszustoßen. Darum ist sie im Konzept der MVV, die ab 2030 die Fernwärme in Mannheim komplett aus Quellen erzeugen möchte, die als erneuerbar gelten, ein elementarer Baustein. Bislang stammt der Großteil der Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk GKM.

Will die MVV nicht auch selbst Geothermie-Anlagen bauen?

Doch, gemeinsam mit der EnBW hat sie die Firma Geohardt gegründet, die im Raum südlich von Mannheim – also angrenzend an die Vulcan-Aufsuchungsfläche – bis zu drei Anlagen errichten will. Konkrete Standorte sind hier ebenfalls noch nicht bekannt.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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