Verkehr

Fahrgäste tragen weniger Maske - gibt es genügend Kontrollen in Mannheim?

Volle Straßenbahnen und Busse. Reduziertes Fahrangebot. Da kann es schon mal ziemlich eng werden. Wenn dann noch nicht alle Fahrgäste eine Maske tragen, ist Ärger vorprogrammiert

Von 
Vanessa Schmidt
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Wegen vielen Krankheitsfällen wird es derzeit in den Mannheimer Bussen und Bahnen ziemlich eng. © Thomas Tröster

Mannheim. Zu viele Krankheitsfälle, zu wenig Personal und fehlende Ersatzteile. So steht es derzeit um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Mannheim. Das führt auf einzelnen Linien zu massiven Kürzungen des Fahrangebots und mitunter auch dazu, dass es in den Bahnen sehr voll werden kann.

Eine Situation, in der sich Michael Schredl unwohl fühlt, wenn er dicht an dicht den Platz in der Bahn mit anderen Fahrgästen teilen muss, die nicht immer eine Maske tragen.

„Als Jobticketnutzer fahre ich regelmäßig, gehöre leider auch zur vulnerablen Gruppe, doch ein hoher Prozentsatz der Fahrgäste trägt keine Maske“, schreibt er an die „MM“-Redaktion. Dabei ist die Maskenpflicht bundesrechtlich in den Corona-Verordnungen geregelt. Das Tragen einer Maske ist also nicht, wie etwa in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, freiwillig, sondern im ÖPNV Pflicht.

Um die Einhaltung der Maskenpflicht umzusetzen, würden schwerpunktmäßig Kontrollen durchgeführt. Das teilt Axel Thiemann vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) mit. Hierbei würden Ordnungs- und Polizeibehörden zusammenarbeiten.

Ein Sprecher der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) teilt auf Anfrage mit, dass Teams unterwegs seien, die stichprobenartig kontrollierten. „In unserem Linienverkehr kommen wir dieser Aufgabe mit erheblichem Aufwand nach“, so die RNV weiter.

Fahrgäste verschicken etliche Beschwerden

Schredl hat davon bisher wenig mitbekommen. „Weder ich noch eine Person, die ich kenne und die regelmäßig den ÖPNV nutzt, hat jemanden gesehen, der diese Kontrollen durchführt.“ Gelegentlich würde Personal die Fahrausweise kontrollieren und dabei mit einer freundlichen Bitte darauf hinweisen, eine Maske aufzusetzen, so Schredl.

Die RNV macht auf ihrer Webseite allerdings deutlich, dass es Kontrollen geben muss. „Die Verkehrsunternehmen sind gesetzlich verpflichtet, die Maskenpflicht mit stichprobenhaften Kontrollen zu überwachen.“ Wie laufen diese ab?

Fahrgäste würden auf die Maskenpflicht aufmerksam gemacht und könnten bei Nichtbeachtung aus dem Fahrzeug verwiesen werden, so RNV-Sprecher Florian Benz. Verwarnungs- oder gar Bußgelder würde die RNV dabei nicht verhängen -diese Aufgabe läge bei der Polizei, die sich ein- bis zweimal im Monat an Kontrollen beteilige, so die RNV.

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Der VRN macht zum Ablauf von Kontrollen wiederum keine Angaben und will auch nicht darüber sprechen, wie häufig es Beschwerden zur Nichteinhaltung der Maskenpflicht gibt.

Die RNV zeigt sich transparenter: In den vergangenen zwei Monaten habe es rund 170 Beschwerden dazu gegeben, dass viele Fahrgäste keine Masken tragen und dass es öfter Durchsagen geben müsse, in denen auf diese Pflicht hingewiesen werde. „Diese werden bereits regelmäßig durch unser Fahrpersonal abgespielt“, so Benz.

Schredl sieht in diesem Vorgehen trotzdem einen Missstand und kritisiert: „Aus meiner Sicht und aus der Sicht der Mitfahrgäste, mit denen ich gesprochen habe, sind die Maßnahmen zur Einhaltung der Maskenpflicht nicht ausreichend.“ Auch der Ratschlag einer Straßenbahnfahrerin, sich doch einfach woanders hinzusetzen, wenn Fahrgäste in der Nähe keine Maske tragen, löse das Problem für Schredl nicht.

Von einem anderen Straßenbahnfahrer erhielt er wiederum die Rückmeldung, dass dieser nicht dazu befugt sei, einzugreifen, wenn die Maskenpflicht nicht eingehalten werde. Schredl ist enttäuscht und beklagt: „So passiert einfach nichts.“

Dabei bemühen sich die Verkehrsunternehmen bereits um mehr Sicherheit im ÖPNV. Neben der Beibehaltung der Maskenpflicht weist eine App der RNV aus, welche Fahrzeugauslastung erwartet wird.

„So können Sie nach Bedarf und Möglichkeit weniger stark nachgefragte Verbindungen auswählen - und somit gerade auch in Zeiten von Corona Fahrten besser planen, um sich und andere zu schützen“, schreibt die rnv auf ihrer Webseite.

Bereitschaft zum Maske-tragen sinkt

Auch der VRN betont auf Anfrage, dass sie die Maskenpflicht weiterhin als sinnvoll erachtet, „da hierdurch das Ansteckungsrisiko nachweislich gesenkt wird“. Die RNV beobachte allerdings, dass „der Hang zur Befolgung dieser gesetzlichen Regelung seit einiger Zeit mehr und mehr“ nachlasse. Darüber, wie viele Fahrgäste keine Maske tragen, führen beide Verbände keine Statistik.

Allerdings verweisen sowohl VRN als auch RNV auf diverse Studien, die überprüft haben, wie hoch das Ansteckungsrisiko im ÖPNV ist. Beide titeln auf ihren Webseiten mit Überschriften wie „ÖPNV-Nutzung führt nicht zu erhöhtem Infektionsrisiko“ und „Kein erhöhtes Infektionsrisiko im ÖPNV“.

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Gibt es vor diesem Hintergrund Überlegungen, die Maskenpflicht wie in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens abzuschaffen? Der VRN lehnt ab. Die Studien seien nicht so zu verstehen, dass es keine Maskenpflicht im ÖPNV brauche, sondern vielmehr, dass der Mund-Nasen-Schutz „zum positiven Studienergebnis“ beitrage, führt der VRN auf seiner Webseite weiter aus.

Die Studien sollen vielmehr das Sicherheitsgefühl stärken, dass die Nutzung des ÖPNV unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen sicher sei. Bestrebungen, dieses Konzept zu ändern, etwa durch die Abschaffung einer Maskenpflicht, sehe der VRN nicht, so Sprecher Thiemann.

Will das Land die Maskenpflicht beibehalten?

In Schleswig-Holstein gibt es dagegen Überlegungen von Ministerpräsident Daniel Günther, die Maskenpflicht in Straßenbahnen und Bussen abzuschaffen. Gibt es dazu auch Konzepte in Baden-Württemberg? Das Gesundheitsministerium verneint dies.

„Wir planen derzeit keine Aufhebung der Maskenpflicht im ÖPNV. Wir halten die Maskenpflicht für ein einfaches und effektives Mittel zum Schutz vulnerabler Gruppen, die auf die Nutzung des ÖPNV angewiesen sind“, so die Auskunft vom Gesundheitsministerium. Die aktuelle Corona-Verordnung, die auch die Maskenpflicht im ÖPNV regele, gelte noch bis Ende November und werde danach verlängert.

Auch viele Mannheimer Fahrgäste halten an der Maskenpflicht fest: „Inzwischen dürfte jeder mitbekommen haben, dass Maskentragen schützt“, schreibt Leserin Angela Wolf. Sie ärgert sich, dass Fahrpläne reduziert werden - auch wegen vieler Krankheitsfälle.

„Wenn die RNV es in Zeiten von rasant steigenden Corona-Fallzahlen nicht auf die Reihe bringt, das Maskentragen in Bussen und Bahnen durchzusetzen und Verweigerer konsequent auf die Straße zu setzen, muss sich das Personal auch nicht wundern, wenn es sich massenhaft infiziert“, so Wolf.

Volontariat

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