Stadtentwicklung (mit Video)

Exklusive Einblicke in das neue Planken-Kino in Mannheim

Im September soll in Mannheim das Planken-Lichtspiel eröffnen: mit weniger Plätzen als das alte Kino, aber mit neuem Konzept. Der „MM“ hat einen exklusiven Rundgang gemacht.

Von 
Sebastian Koch
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Blockbuster in der Bibliothek schauen: Jeder Saal des „Planken-Lichtspiel“ hat sein eigenes Gesicht. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Am Treppenaufgang im großen Gebäude in P4 sind die dunklen Markierungen an den Stufenkanten noch lose. Auf den Fluren im ersten und zweiten Stock stehen abgedeckte Getränketheken. Hier und da liegt Schutt, Kabel hängen von der Decke oder schlängeln sich über den Boden. Zwischen all dem tragen Bauarbeiter Werkzeug oder fahren Kisten. Es riecht nach frischer Farbe, neuem Holz und Staub. Noch ist das neue Kino auf den Planken eine Baustelle.

„Wir mussten hier ja alles neu machen“, sagt Oliver Lebert, während wir vor den Kinosälen im ersten Stock stehen. Die Arbeiten seien auf der Zielgeraden – bis zur Eröffnung muss trotzdem noch einiges passieren. „Wir liegen aber im Zeitplan“, versichert Oliver Kunzi. Zusammen mit Lebert, seinem Vater Andreas und Wolfgang Traber bildet er die Geschäftsführung des neuen „Planken-Lichtspiel“. Zwar wird am 12. September „bestimmt noch nicht alles ganz reibungslos laufen“, bittet Andreas Kunzi um Nachsicht. „Aber wir werden öffnen.“ Für den Betrieb suchen die Planken-Lichtspiele noch Personal.

Planken-Kino im Mannheim: Jeder Saal hat sein eigenes Gesicht

In den Sälen wirkt die Premiere schon greifbarer als im Flur: Die Leinwände hängen, bequeme Sitze versprechen Komfort – teils mit hochfahrbaren Fußlehnen, teils mit großzügiger Beinfreiheit. Statt früher acht gibt es nun sieben Säle, mit weniger Plätzen. Jeder Raum hat sein eigenes Gesicht: Wände in Wasseroptik, eine geklebte Bücherwand wie in einer Bibliothek, orientalische Elemente. Vielleicht, so hoffen die Betreiber, entwickelt sich unter Zuschauern sogar ein Sammelreiz: „Warst du schon im Büchersaal?“

Im Kunst-Saal sollen auch kleinere Events mit Filmvorfürungen mögich sein. © PIX-Sportfotos

Kino auf den Planken soll Wiedererkennungswert haben und Erlebnis sein. „Kino plus“, nennt Andreas Kunzi das Konzept, das mehr bieten will als Popcorn, Blockbuster – und geschmückte Wände. Von Gustav Klimt und anderen Künstlern gemalte Werke zieren einen weiteren Saal. Das „kleine Highlight“, nennt Lebert diesen Raum, in dem auch Events stattfinden sollen: Familienfeiern mit Filmvorführung oder nachmittags Kaffee und Kuchen für Senioren mit anschließendem Film. Auch Arthouse-Kino soll hier seinen Platz haben, wie im Odeon und Atlantis. Traber und die Kunzis leiten auch diese beiden Programmkinos, mit denen das Planken-Lichtspiel künftig zusammenarbeiten will.

In den übrigen Sälen sind Blockbuster, Kinderfilme und andere Genres geplant. Auch soll Sport gezeigt werden – etwa der Super Bowl – Opern oder Konzerte. Geplant sind auch Filme in Originalsprache oder – im „Marrakesch“-Saal – mit arabischer Originalvertonung.

Betreiber des Planken-Kinos: „Wir wollen die Stadt langfristig entwickeln“

Das Kino will sich breit aufstellen, viele Zielgruppen bedienen und mit Sonderaktionen sowie Komfort neue Gäste gewinnen. „Die Zeit ist vorbei, in denen im Kino nur Film konsumiert wird“, sagt Lebert, der schon als Kind im Kino auf den Planken war. „Heute muss ich in den Saal kommen und mich so wohl wie zuhause fühlen.“ Kino müsse hochwertiger sein als früher, mit warmen Farben Gemütlichkeit bieten, sich im Wettbewerb mit anderen Freizeitangeboten behaupten – oder diese verbinden.

Die Geschäftsführer des Planken-Kinos: Wolfgang Traber (v.l.), Andreas Kunzi, Oliver Lebert, Oliver Kunzi. © Michael Ruffler

Knapp anderthalb Jahre sind vergangen, seit im alten Cineplex im Mai 2023 der letzte Film gezeigt worden ist. Die Schließung hat in Mannheim Bestürzung und Sorgen um die Planken ausgelöst. Nun wollen Oliver und Andreas Kunzi als Eigentümer langfristig planen. So hat das Familienunternehmen ein Steakhouse für das Erdgeschoss gewonnen, das das Angebot neben dem Eiscafé Cortina ergänzt. „Wir sind keine Investoren, die morgen wieder verschwinden. Wir wollen die Stadt mitentwickeln“, sagt Andreas Kunzi. Es habe auch andere Interessenten für die Gastronomie gegeben. „Es wäre für die Stadt aber nicht gut gewesen, noch ein Dönerrestaurant zu bekommen.“ Mit dem Steakhouse-Betreiber Abacco arbeiten die Kunzis bereits an anderen Standorten zusammen.

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Handel und Verwaltung hoffen auf Aufwertung der Planken

Auch Einzelhandel und Verwaltung blicken der Eröffnung gespannt entgegen. Für die Einkaufsmeile und die Attraktivität der Innenstadt seien die Planken-Lichtspiele eine „absolute Bereicherung“, freut sich Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City. „Rund ums Kino kann sich ein gutes Viertel entwickeln.“ Sicherlich seien aber zwei große Kinos auf engem Raum auch eine „Herausforderung“, sagt Pauels mit Blick auf das Cineplex in N7.

Wir sind keine Investoren, die morgen wieder verschwinden.
Andreas kunzi Geschäftsführer

Im Idealfall ergänzen sich die beiden Kinos und schaffen ein Angebot für Besucherinnen und Besucher aller Art, sagt Thorsten Riehle. Der Dezernent für Kultur und Wirtschaft hofft, dass sich beide Kinobetreiber dieser Verantwortung bewusst sind. Eine andere Nutzung als ein Kino wäre in dem Gebäude aber auch kaum möglich gewesen. „Die Wiederinbetriebnahme des Kinos auf den Planken ist deshalb zunächst zu begrüßen und zeigt, dass Mannheims zentrale Einkaufsstraße weiterhin ein attraktiver Standort ist.“ Zumal die Betreiber bereits Odeon und Atlantis übernommen hätten. „Auch, dass Wert auf ein langfristiges Betreiberkonzept gelegt wurde, zeigt, dass ein Kino in den Planken als eine nachgefragte und relevante Institution angesehen wird“, sagt Riehle.

Aktionen mit günstigerem Eintritt geplant

Und doch schwingt beim exklusiven „MM“-Rundgang durch die Säle die Frage mit, ob das alles noch zeitgemäß ist. Braucht man in Zeiten von Netflix, Amazon Prime, Disney+ und anderen Streamingdiensten dieses große Kino – nur wenige Meter entfernt das Cineplex in N7? „Unbedingt“, antwortet Lebert. Traber und er sind Kenner einer Branche im Umbruch, betreiben Kinos auch an anderen Standorten. „Das ist von großem Vorteil“, sagt Pauels.

Luxus und Komfort sollen Sessel mit Fußlehne und viel Beinfreiheit im Wasser-Saal bieten. © PIX-Sportfotos

Man könne das Kino von heute nicht mit dem der 50er-, 60er- oder 2000er-Jahre vergleichen, erklären Traber und Lebert. Kino müsse mehr Komfort bieten als Holzsitze mit 80 Zentimetern Beinfreiheit. „Natürlich kann man Filme daheim angucken. Man kann auch Fußballspiele daheim schauen anstatt ins Stadion zu gehen. Aber das gemeinsame Lachen, das gemeinsame Weinen, das gemeinsame Erleben ist mehr als nur vor der Leinwand sitzen. Kino hat Ausgehcharakter“, ist Lebert überzeugt. Auch Dezernent Riehle sagt, dass Kinos „Orte der Begegnung, des Austauschs und gemeinsamer Erlebnisse“ seien. „Deshalb haben sie, auch allen Streaming-Diensten zum Trotz, weiterhin eine große Bedeutung.“

Auf den Tischen dürften bald Popcorn, Nachos und Getränke stehen. © PIX-Sportfotos

Komfort und Drumherum haben aber auch ihren Eintrittspreis. „Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Betreiber auch auf die Bevölkerung und deren unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten eingehen, zum Beispiel durch Aktionstage, vergünstigte Kindervorstellungen oder Ähnliches“, hofft Riehle. Die Geschäftsführer machen Hoffnung. Zwar müsse das „Gesamterlebnis mir ein Preis wert sein“, sagt Lebert. Mit Rabattaktionen wollen die Betreiber aber dennoch beispielsweise auch Familienausflüge erschwinglich machen – etwa, indem Erwachsene, die Minderjährige begleiten, zu bestimmten Zeiten nur den Kinderpreis zahlen müssen.

In rund vier Wochen sollen in P4 Baugeräusche verstummen, Staub und Kabel verschwinden. Dann wird statt Baumaschinen wieder das Rauschen aus Lautsprechern zu hören sein, Popcornduft durch die Flure ziehen und im Abendlicht auf den Planken Filmtitel leuchten. Ob Mannheim das Angebot annimmt, wird sich zeigen. Die Betreiber jedenfalls sind sich sicher: Kino ist mehr als ein Film – es ist ein Ort, an dem Menschen gemeinsam etwas erleben.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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