Kultur

Die Mannheimer Kinos Atlantis und Odeon sind gerettet

Wolfgang Traber ist Geschäftsführer der neuen Betreibergesellschaft. Nach dem Insolvenzantrag am 16. August sind die beiden Lichtspielhäuser in der Mannheimer Innenstadt damit gerettet

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Florian Karlein
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Im Odeon und im Atlantis geht der Kinobetrieb weiter. © Thomas Tröster

Mannheim. Ab 1. November haben Atlantis und Odeon einen neuen Betreiber: Die Kino Atlantis Mannheim GmbH übernimmt die beiden Kinos von der Atlantis Filmtheaterbetriebsgesellschaft, die am 16. August einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Geschäftsführer der neuen Betreibergesellschaft ist mit Wolfgang Traber derselbe, der auch an der Spitze der Planken Lichtspiele steht, die derzeit das ehemalige Cineplex auf den Planken in P 4 saniert. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was bedeutet das jetzt für Atlantis und Odeon?

„Die Mannheimer Programm-Kinos sind gerettet“, schreibt die neue Betreibergesellschaft am Mittwoch in einer Pressemitteilung gleich im ersten Satz. Versprochen hatten die Verantwortlichen stets, dass die Insolvenz keine Auswirkungen auf den Betrieb in Atlantis und Odeon haben werden. „Für die Besucher ändert sich vorerst nichts, der Spielbetrieb wird wie gewohnt aufrechterhalten“, heißt es dazu am Mittwoch. Das gelte auch für die Matinee sonntags, die beibehalten werden soll, und für die Eintrittspreise.

Wird trotzdem etwas verändert?

Ja – und wurde laut Insolvenzverwalter Michael Wellstein von der Kanzlei Rochade, der das Insolvenzverfahren abwickelt, auch bereits. „In den letzten Wochen und Monaten konnte der Investitionsstau des Maschinenparks aus den letzten Jahren mit den Mitteln der Insolvenzverwaltung erledigt werden“, schreibt er am Mittwoch in einer eigenen Pressemitteilung. Auch der neue Betreiber plane weitere Investitionen, um in den Kinos nach und nach die Technik zu modernisieren. „Natürlich kann es hier und da bei einer solchen Übernahme mal kurz haken“, warnt Traber vor.

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Gibt es durch die Übernahme Entlassungen?

Nein. Dass „alle Arbeitsplätze erhalten“ bleiben, schreibt Wellstein. Als der Insolvenzantrag gestellt wurde, zählte die Atlantis Filmtheaterbetriebsgesellschaft zwei Festangestellte in Vollzeit und je nach Saison zwischen zwölf und 16 Teilzeitkräfte sowie studentische Beschäftigte. Darunter auch Atlantis-Programmchef Erdmann Lange, der diese Aufgabe auch in Zukunft übernehmen soll. „Ich freue mich mit meinem Team insbesondere für die Mitarbeitenden, dass die Ungewissheiten schnell überwunden werden können“, so Wellstein. Der Insolvenzverwalter sieht die Weichen „für eine nachhaltige und dauerhafte Sanierung“ gestellt. In dieser Woche würden die Insolvenzgelder an die Mitarbeitenden ausgezahlt.

Warum waren die Kinos in finanzieller Schieflage?

Eine nach Angaben der ehemaligen Betreiberfirma „völlig überraschende“ Stromnachforderung der MVV war für das Unternehmen „wirtschaftlich nicht tragbar“, sagte Lange damals. Weil der Energieversorger seit dem Jahr 2005 den Verbrauch der beiden Kinos falsch abgerechnet hatte, stellte er jetzt die Kosten der zurückliegenden zweieinhalb Jahre nachträglich in Rechnung stellen – rund 43000 Euro laut Atlantis Gmbh. Alles darüber hinaus ist bereits verjährt. Allerdings stellte MVV-Sprecher Sebastian Ackermann damals klar: „Die MVV verwahrt sich gegen den Vorwurf, für die Insolvenz der Atlantis Filmtheaterbetriebsgesellschaft verantwortlich zu sein.“ Schließlich hatte das Unternehmen etwa 19 Jahre lang deutlich zu wenig für Strom gezahlt.

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Wer ist Wolfgang Traber mit der neuen Betreibergesellschaft?

Nicht nur wegen der Planken Lichtspiele in Mannheim ist Wolfang Traber in der Kino-Branche kein Unbekannter. Mehrere Kinos in Süddeutschland betreibt er laut der Mitteilung derzeit. „Die Übernahme war sicherlich kein einfaches Unterfangen, doch jetzt ist alles in trockenen Tüchern und wir freuen uns sehr, dass die Mannheimer Kino-Tradition erhalten bleibt“, wird Traber zu der Übernahme in der Mitteilung zitiert.

Kommt die Übernahme überraschend?

Nein – nicht einmal das Datum kommt aus heiterem Himmel. Insolvenzverwalter Michael Wellstein kündigte im Gespräch mit dieser Redaktion bereits Anfang September an, dass eine Übernahme zum 1. November Sinn mache. Dann ist das vorläufige Insolvenzverfahren abgeschlossen und das eigentliche beginnt. Genauso wenig überraschend ist der neue Betreiber. Gespräche zwischen Traber und dem Atlantis gab es bereits vor dem Insolvenzantrag. Auch Wellstein, der als Insolvenzverwalter anderen Interessenten die Tür immer offenhalten musste, sprach im September von einem „überzeugenden“ Übernahmekonzept. Diese Aussage erneuerte er an diesem Mittwoch.

Was sagt der alte und neue Programmchef Erdmann Lange?

Er freut sich, dass der Investor trotz rechtlicher Komplikationen interessiert geblieben ist. Und Lange dankt vielen Beteiligten. „Es war spürbar, dass der Erhalt der Kinos nicht nur von uns selbst gewollt wird.“

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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