Mannheim. Fröhliche Rhythmen am Strohmarkt, sentimentale Klänge am Münzplatz und lupenreiner Indie-Pop am Paradeplatz: Die Quadrate verwandeln sich zwei Tage lang in eine Freiluftbühne, auf der Musiker und Musikerinnen an zehn Standorten ihr Repertoire präsentieren. Das erste Mannheimer Straßen-kunst-Festival vom Verein Music Commission Mannheim mit Unterstützung von Next Mannheim startete am Freitag. Und an diesem Samstag beginnen die ersten Gigs um 11 Uhr.
Schließt man in O 7 die Augen, verlässt man die Quadratestadt - und befindet sich in Havanna. Das Trio La Revancha nimmt die Zuhörer mit dem melancholischen „Chan Chan Chan“ des Buena Vista Social Club akustisch mit auf eine südamerikanische Reise. Die Freiburger Musiker servieren lateinamerikanische Weltmusik und singen auf Spanisch. Die Urlaubsgefühle passen bestens zu den sonnigen Temperaturen.
Läuft man einige Meter weiter, erwartet die Zuschauer am Engelhorn pure Lebensfreude. Die Kombo BallaBalla begeistert mit fetzigen Klängen, und das westafrikanische Instrument Balaphon spielt dabei eine wesentliche Rolle. Brahima Diabaté stammt von der Elfenbeinküste und beherrscht das Instrument virtuos.
Die Profimusiker haben mit diesem Projekt bereits zwei Alben veröffentlicht. Bandmitglied Janis Hug ist mit der Resonanz der Zuhörer zufrieden. „Die Leute bleiben stehen, ich glaube es gefällt ihnen.“
Ausgelassene Stimmung
Max Gehrlein kauft sich eine CD. „Genial“, lobt er die Gruppe. „Die Band ist sehr professionell.“ Der Mannheimer ist in seiner Mittagspause zufällig vorbeigelaufen und hört der Kombo BallaBalla nun gut gelaunt zu. Karl wirft Geld in den geöffneten Gitarrenkasten der Band. „Es gefällt mir sehr gut“, sagt der Odenwälder, der ebenfalls nichts von dem Festival im Vorfeld wusste. „Es müsste aber größer angekündigt werden“, findet er.
Für ausgelassene Stimmung auf dem Paradeplatz sorgt die Band Kuma. Wenn Sänger Tim Fröhlich das mitreißende Stück „Lost“ intoniert, lassen sich einige von der Musik zum Tanzen animieren. Da seine Bandkollegen Key Szost und Eric Schmit an diesem Tag verhindert sind, springen Micha Goldmann, Daniel Weber und Jasper Hanel für sie ein. Der Leadsänger und Popmusikstudent ist vom Festival begeistert. „Ich finde es richtig klasse, dass wir die Möglichkeit haben, Straßenmusik zu machen“, sagt er. In Mannheim sei es nämlich aufgrund der zahlreichen Regularien für Musiker sonst eher schwierig, auf der Straße zu musizieren.
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Der externe Projektmanager Tom Woschitz, der das Festival mit dem Künstlerischen Leiter Julius Maier-Hauff von Next Mannheim und Stefan Wandel organisiert, sieht das ähnlich. Mannheim sei zwar Unesco City of Music, doch wenn man in die Stadt gehe, sei dies nicht stark erlebbar. Diesen Zustand wollten die jungen Männer ändern und gleichzeitig einen Impuls setzen, so dass es künftig mehr Straßenmusikfestivals gibt, aber auch Straßenmusik generell öfter im öffentlichen Raum stattfinden kann. „Wir haben versucht, vor allem lokale Musiker zu buchen“, sagt Woschitz. Diese sollen einen geschützten Raum bekommen, um sich auszuprobieren. Schließlich könne dank der Gigs auch die Innenstadt profitieren, etwa wenn Zuhörer länger verweilen.
An der Haltestelle Marktplatz verzaubert die stimmgewaltige Enya mit frischem deutschen Pop. Thorben Hladek hört zu. „Ich kenne Enya aus den sozialen Medien“, erzählt der 21-Jährige. Er sei vor allem wegen der Sängerin hergekommen.
Einen Steinwurf entfernt, in der Fressgasse, serviert das Duo Wild im Wald eine Melange aus Pop und Folk. Wenn Sängerin und Gitarristin Nicky mit Violinist Alvin Songs von Amy McDonald spielt oder „Je veux“ von Zaz singt, bleiben die Leute stehen. Steffen Weisshaar hat es sich auf dem Bordstein mit einem Kissen bequem gemacht. Er ist extra wegen ihnen aus Herrenberg angereist. Andere Bands möchte er sich auch anschauen. „Ich bin auf jeden Fall bis heute Abend da.“
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