Mannheim. Der Paritätische Kreisverband Mannheim sieht in vielen Feldern der Kinder- und Jugendpolitik sowie der Sozialpolitik Verbesserungs- und Handlungsbedarf. Vor allem bei der gesellschaftlichen Teilhabe „aller Bevölkerungsgruppen“ in Mannheim, wobei „sozial Benachteiligte ebenso wie erkrankte Personengruppen“ besondere Unterstützung benötigen, so der Verband. Nun hat er Forderungen für Mannheim veröffentlicht.
Armut: Datenlage im Sozialatlas „ungenügend“
Die Datenlage durch die Sozialatlaserstellung sei ungenügend, um daraus Maßnahmen abzuleiten, so der Paritätische. Es brauche „ähnlich dem Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes, eine Armutsquotenerfassung mit zusätzlichen Indikatoren“, so die Forderung.
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Wohnen: Vorrang bei GBG für bestimmte Personengruppen
„Die stationären Unterstützungssysteme verstopfen, da eine Verselbstständigung aufgrund der Wohnmarktlage sehr oft nicht gelingt“, macht der Sozialverband klar. Die bevorzugte Versorgung dieser Personengruppen mit Wohnraum der GBG müsse wieder reinstalliert werden.
Angebotssterben: Mit Wohlfahrt zusammen planen
Um dem Wegfall notwendiger Angebote im Bereich der sozialen Arbeit in Mannheim entgegenzuwirken, fordert der Paritätische jetzt „eine gemeinsame Sozialplanung der Kommune mit den Wohlfahrtsverbänden“.
Daseinsvorsorge: „Zuschüsse der Realität anpassen“
„Unterfinanzierung vieler Träger im Bereich der pauschalierten Zuschüsse führt zu existenziellen Situationen von Trägern sowie Angeboten“, macht der Verband deutlich. Er binde bei den Trägern wie auch bei der Verwaltung Ressourcen. „Eine feste, an den Realitäten orientierte Dynamisierung der Zuschüsse, wie im Gemeinderatsbeschluss der Haushaltsberatungen bereits beschlossen“, müsse umgesetzt werden.
Kindertagesstätten: Gleichbehandlung der Anbieter
Der Paritätische wünscht sich eine „Gleichbehandlung in den Förder- und Finanzierungsstrukturen der Kommune“, sowohl für deren eigenen Kindertagesstätten als auch für die der wohlfahrtlichen Träger. Die sei notwendig, damit das Ziel eines Betreuungsangebotes für alle Kinder erreichbar bleibt, so der Verband.
„Sozialraumorientierte Konzepte“ mit freien Trägern schaffen
Bei sozialraum- und stadtteilorientierten Planungen oder Neuprojekten sollen die „lokalen, dort bereits tätigen, freien Träger einbezogen und aktiv beteiligt“ werden, so der Paritätische. Einhalten des Subsidiaritätsprinzips (vorrangiges Erfüllen staatlicher Aufgaben durch freien Träger) zum Erreichen einer „diversen Angebotsstruktur“ sollte als Prinzip in der Kommune gelten, so die Forderung.
Aber nicht nur Forderungen kommen von dem Sozialverband. Mit einer Social-Media-Videokampagne „Und vor allem: Geh wählen! Denn Deine Stimme zählt“ zur Kommunalwahl will der Paritätische Mannheim junge Wählerinnen und Wähler erreichen.
Verband hat zwölf Kurzvideos mit Kandidierenden gedreht
„Wir wollen damit zeigen, wie wichtig eine soziale Politik für unsere Gesellschaft ist und was speziell auf kommunaler Ebene noch zu tun ist“, so Jessica Heckmann-Drescher, Kreisreferentin des Paritätischen Mannheim. „Hier zu informieren und aufzuklären, kann bei einer Wahlentscheidung eine wichtige Rolle spielen“, betont sie.
In zwölf Kurzvideos geben Kandidierende unterschiedlicher Parteien ein Statement ab, für was sie und ihre Partei sozialpolitisch und im Bereich Kinder- und Jugendpolitik stehen und was sie in der kommenden Wahlperiode bewegen wollen. Die Videoclips sind seit April auf Instagram (paritaet-bw) und auf YouTube (ParitaetBWTv) schrittweise veröffentlicht worden.
„Wir sehen es als Grundrecht an, dass der Staat und die Gesellschaft Einzelne auch bei langfristigen Notlagen unterstützt, um ihnen die Integration zu ermöglichen“, sagt Philip Gerber, Vorstandsmitglied im Paritätischen Mannheim, für ein „bedingungsloseres Handeln“. Der Paritätische Mannheim und seine vielfältigen Mitgliedsorganisationen setzen sich gesellschaftlich und politisch für die Anliegen benachteiligter Bevölkerungsgruppen ein.
Bei Alters- sowie Kinderarmut auf traurigem Spitzenplatz
Erst kürzlich zeigten wieder aktuelle Daten, dass es in Mannheim multiple, massive soziale Problemlagen gibt. Tendenz steigend. Sie betreffen Menschen von jung bis alt. So etwa beim Thema Altersarmut: Mannheim hat im Land die zweithöchste Grundsicherungsquote bei den Senioren. Auch bei der Kinderarmut sieht es nach wie vor schlecht aus. Wie zuletzt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigte, leben in Mannheim 21 Prozent aller Kinder unter 18 Jahren im SGB II-Bezug.
Zum Vergleich: Die örtliche Spannbreite beim Bezug von Grundsicherung war im Land groß: Sie lag bei Kindern und jungen Erwachsenen etwa im Hohenlohekreis bei fünf Prozent, in Karlsruhe bei elf Prozent. Doch Mannheim bleibt trauriger Spitzenreiter. Die allgemeinen Zahlen seien insgesamt erstmals seit fünf Jahren deutlich angestiegen, weil aus der Ukraine geflüchtete Minderjährige hinzukamen, so die Autoren der Studie.
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