Uschi Schneider aus Wallstadt ist die Besucherin, die am Freitagmorgen wohl als Erste vor dem Spinelli-Haupteingang steht. Um 7.30 Uhr sei sie bereits da gewesen, erzählt die 60-Jährige. „Ich wusste nicht genau, wo der Eingang ist und dachte, ich schau mal. Das Wetter ist ja schön.“
Zu dieser Zeit herrscht schon hektische Betriebsamkeit rund um den mit schier unzähligen Blumen bepflanzten Spinelli-Eingangsbereich. Mit kleinen Radladern räumen Buga-Mitarbeiter letzte Materialien weg oder bringen, was noch gebraucht wird. In der Talstraße fegen sie die Stadtbahn-Haltestelle, ehe die Besucherströme kommen. Der sonnige Morgen mit dem strahlend blauen Himmel ist wie gemacht für die Buga-Eröffnung.
Auch Michael Quednau steht mit seinen beiden Kindern schon 20 Minuten vor dem Einlass um 9 Uhr am Spinelli-Haupteingang. Aus Lautsprechern ist Jazz-Musik zu hören. „Man hat so lange mitbekommen, dass hier gebaut wird. Jetzt wollen wir das Ergebnis auch sehen“, sagt der Feudenheimer. Auf was sie sich am meisten freuen? Quednaus sechsjährige Tochter muss nicht lange überlegen. „Auf die Gondeln.“
Ab 8.30 werden die Warteschlangen länger
Die wollen auch Birgit Appenzeller und Sabrina Willmann gleich als Erstes testen, wie die beiden Frauen in der mittlerweile gut 50 Meter langen Schlange verraten. „Mal schauen, wie häufig wir hin- und zurückfahren dürfen pro Tag“, sagt Appenzeller und grinst dabei. Dann geht es los. Um 9 Uhr öffnen die Spinelli-Drehkreuze, und in die Besucherschlange kommt Bewegung.
Ortswechsel, selbe Uhrzeit. Im Luisenpark muss Ralf Boss viele Fragen von Medienvertretern beantworten. „Ich habe mir extra Urlaub genommen“, erzählt der Neuostheimer, der mit einem bunten Blumenstrauß als erster Besucher begrüßt wird. Natürlich, sagt der 61-Jährige, besitze er eine Dauerkarte für die Bundesgartenschau. Die haben die meisten, die ab 8.30 Uhr in der immer länger werdenden Schlange vor dem Haupteingang des Luisenparks warten.
Doch manche haben noch nicht einmal ein Tagesticket. Swetlana etwa, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte. Sie kommt nicht aus Mannheim. Ihr Mann ist Schausteller, und deswegen will sie sich im Luisenpark entspannen, während er arbeitet. „Ich gehe gern in Parks“, sagt sie. Auf was sie sich besonders freut? „Die Seilbahn“, sagt sie und bekommt große Augen. Dann geht sie zum Kassenhäuschen.
Hauptattraktion: die Buga-Seilbahn
Viele Menschen führt der ersten Weg an diesem Morgen zur Seilbahn, doch der Andrang ist am Vormittag noch überschaubar. Viele der Gondeln sind noch leer, Warteschlangen gibt es keine. Auch Ralf Boss hat die Gondeln als sein erstes Ziel auserkoren, sagt er noch mit dem Blumenstrauß in der Hand.
Ähnlich sieht es auf dem Spinelli-Gelände aus, für viele ist die Seilbahn die größte Attraktion. Birgit Appenzeller und Sabrina Willmann, die beiden Frauen aus der Warteschlange, haben mittlerweile zwei Fahrten hinter sich. „Die Fahrt war gigantisch, der Ausblick super“, schwärmt Appenzeller. Das Personal sei „unglaublich freundlich“. Doch eines bedauern sie: Dass sie nicht einfach sitzenblieben und wieder zurückfahren dürfen.
Betrieb der Seilbahn läuft problemlos
Damit sind die beiden nicht alleine. An der Station im Luisenpark erklärt Alexander Bittner mit viel Geduld und Humor immer wieder, wieso die Gäste nach jeder Fahrt aussteigen müssen. Mit offenen Türen dürfe man nicht in der Gondel fahren – auch nicht langsam und in Bodennähe, sagt der Seilbahn-Betriebsleiter. Und: Der Betrieb läuft völlig problemlos, so Bittner.
Auch die Feudenheimerinnen Ulrike Mahn und Sabine Baum sind mit ihren Kindern Simon (10), Jakob (9) und Johann (6) gerade aus der Gondel gestiegen. „Wir sind rüber zum Luisenpark gefahren, haben dort die Pinguine angeguckt, sind ein wenig rumgelaufen und dann wieder zurückgefahren“, erzählt Ulrike Mahn. „Der Blick von oben aus den Gondeln ist sensationell.“ Man sehe das ganze Panorama von Mannheim. „Wir sind über die Schrebergärten und den MTG-Sportplatz gefahren“, erzählt der zehnjährige Simon. Ob er speziell über dem Neckar Angst vor einem Absturz hatte? „Nein“, antwortet er entschieden. Als Nächstes wolle er „auf den rostigen Steg“ und natürlich die Spielplätze testen.
Sind begeistert von den Gärtnern
Hella Hoffmeister (76) und ihr Mann Axel (77) kommen per Gondel aus dem Luisenpark. „Die Fahrt war sehr angenehm“, sagt Hella Hoffmeister. Ihr Mann fand den Ausblick aus der Kabine klasse, „man ist da enorm hoch“. Dem Paar hat es besonders die neu gestaltete Parkmitte im Luisenpark angetan. „Die ist elegant und gut gemacht.“ Voll des Lobes sind die beiden auch für die Arbeit der Gärtnerinnen und Gärtner – im Luisenpark genauso wie auf dem Spinelli-Gerlände. „Wenn ich sehe, was die geleistet haben, geht mir das Herz auf“, sagt Hella Hoffmeister.
Lothar Teichmann kennt den Luisenpark wie seine Westentasche. Seit dessen Eröffnung zur Bundesgartenschau 1975 hatte er jedes Jahr eine Dauerkarte. Den Fotoapparat über der Schulter hängend steht er an der Anlage der Humboldtpinguine, die gegen Mittag viele Neugierige anlockt. „Ordentlich gemacht“, antwortet er nüchtern auf die Frage, wie ihm der „neue“ Luisenpark gefällt. Doch seine Frau Manuela wirft ein: „Gigantisch!“ Und dann stimmt Lothar Teichmann doch zu. Das an einigen Ecken noch Wege gepflastert werden, stört die beiden nicht.
Im Gespräch merkt man ihnen an, wie sehr ihnen die neuen Attraktionen des Luisenparks gefallen. „Es ist alles so schön offen, keine dunklen Ecken mehr“, schwärmen sie. Und Manuela Teichmann findet, dass sich der Luisenpark mit dem Alpaka-Gehege und der Großvoliere nicht hinter so manchem Zoo verstecken müsse.
Noch ist nicht alles geöffnet
Doch alle Attraktionen der neuen Parkmitte sind noch nicht geöffnet. So flattern in der Großvoliere am Vormittag noch keine Vögel. „Wo sind denn jetzt die Vögel?“ ruft eine Besucherin in das Gehege hinein? Die ersten sollen im Laufe des Tages einziehen, sagt Christine Kärmer, die Leiterin der Zoologie, auf „MM“-Nachfrage. Begehbar ist die Voliere dann aber trotzdem noch nicht, das dauere noch etwas.
Ähnlich sieht es am Südamerikahaus aus. Am Vormittag müssen einige Besucherinnen und Besucher enttäuscht weitergehen. Am Eingang hängt ein Zettel, auf dem erklärt wird, dass die technischen Anlagen noch nicht fertig sind, die aber den Tieren die notwendigen klimatischen Bedingungen geboten hätten. „Das Tierwohl steht bei uns immer an erster Stelle. Wir arbeiten mit Hochdruck weiter“, heißt es auf der Besucherinfo. Ab 12 Uhr sei es jedoch möglich, zumindest die Pflanzenwelt Südamerikas zu erleben. In der exotischen Welt in dem früheren Schmetterlingshaus sollen Grüne Acouchis, Leguane und eine Boa Constrictor einziehen.
Überall riecht es nach frisch gemähtem Gras, auch am Gondoletta-Café. Dort steigt gerade Rosella Roth aus einem der Boote mit dem gelben Dach. Es war ihre allererste Fahrt, denn sie ist extra aus München für die Bundesgartenschau nach Mannheim gereist. „Erster Eindruck: sehr schön“, sagt sie.
"Ich bin stolz auf meine Stadt"
Auf Spinelli wird es am Nachmittag Zeit für die erste Tages-Bilanz. Jürgen Keller (65) und seine Frau Christel (66) machen gerade eine kleine Pause im Restaurant am Weingarten. Er hatte Kräuterpesto, sie Kartoffeln mit Quark. Die Kellers wohnen zwar in Hockenheim, aber Jürgen Keller ist in Mannheim aufgewachsen. „Ich bin Monnemer und stolz auf meine Stadt“, sagt er mit Blick auf die Buga. „Ich bin überrascht, was aus dem Spinelli-Gelände gemacht und welche Kreativität dabei an den Tag gelegt wurde.“ Die Gärten, die Spielplätze – diese Vielfalt begeistere ihn. „Wir waren auch auf den Bugas in Heilbronn und Erfurt – hier in Mannheim aber ist es viel besser“, betont Jürgen Keller.
Auch die Anreise habe gut geklappt. Auf dem Maimarktparkplatz haben die Kellers das Auto abgestellt, „mit dem Shuttlebus war man ratzfatz auf Spinelli“. Einziger Wermutstropfen sind für die beiden die Preise. Der Maimarktparkplatz sei mit 9,50 Euro schon ein wenig teuer, das Gleiche gelte auch für das Essen. Das Kräuterpesto koste 14,80 Euro, die Kartoffeln 9,80 Euro, und die Portionen seien vergleichsweise klein.
Weniger euphorisch fällt das Urteil von zwei Besucherinnen aus, die anonym bleiben wollen. Auch sie machen Mittagspause im Restaurant am Weinberg, nach rund drei Buga-Stunden. „Das Gondelfahren war gut, die Perspektive von oben richtig toll“, sagt die 52-Jährige aus Ilvesheim. „Allerdings sieht man dabei auch, dass vieles noch nicht fertig ist. Zum Beispiel die Renaturierung des Neckarufers.“ Und eine Fläche am Rande des Luisenparks sehe von oben aus „wie eine illegale Müllhalde“.
Dass auf dem Spinelli-Gelände an den früheren Militärgebäuden relativ wenig gemacht worden sei, treffe ihren Geschmack nicht. „Wer den Anspruch hat, eine schöne Gartenschau-Landschaft zu sehen, wird hier enttäuscht sein.“ Ihre 47-jährige Kollegin aus Mannheim sieht das ein wenig anders. „Das klassische Gartenschau-Gelände, das hat man ja im Luisenpark.“ Der „herbe Charme“ auf Spinelli gefalle ihr gut.
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