Mannheim. Nachdem ein Mann die Gedenkstätte für den getöteten Polizisten Rouven Laur auf dem Marktplatz beschädigt und wenige Tage später mehrere Menschen in der Neckarstadt angegriffen hat, weist die Polizei Spekulationen um eine politische Motivation zurück. Ein Sprecher des Präsidiums bestätigte hingegen Informationen dieser Redaktion, wonach der Täter auch in der Vergangenheit auffällig war. „Der Mann ist bereits - vorwiegend - wegen diverser Körperverletzungs-, Betäubungs- und Diebstahlsdelikten in Erscheinung getreten.“ Da „einige“ Verfahren noch nicht abgeschlossen seien, könne das Präsidium keine weiteren Auskünfte geben.
Mit Fahrrad durch Blumenschmuck auf Marktplatz gefahren
Die Polizei hatte am 4. August darüber informiert, dass ein Fahrradfahrer tags zuvor mehrere Personen in der Neckarstadt gegen Hals und Kopf geschlagen habe. Zwei Tage zuvor soll er mit dem Rad auch durch den Blumenschmuck auf dem Marktplatz gefahren sein und zudem versucht haben, einem älteren Mann einen Rucksack zu stehlen.
Der Radfahrer sei einmal quer durch die Gedenkstätte gefahren, und habe so mehrere niedergelegte Blumen beschädigt, erklärt der Sprecher. Weitere Sachbeschädigungen am Gedenkort für den Polizisten Rouven Laur habe es bislang nicht gegeben.
Einer der Passanten, die der Mann in der Neckarstadt verletzt haben soll, schildert die Situation im Gespräch mit dieser Redaktion wie folgt: Der Mann ist vom Rad abgestiegen und hat ihm unvermittelt, „ohne ein Wort zu sagen“, mit der Faust und „mit voller Wucht“ auf den Kehlkopf geschlagen. „Der ist richtig Amok gelaufen“, sagt der Passant, der aus Sorge vor weiteren Taten anonym bleiben möchte. Er musste mehrere Tage im Krankenhaus verbringen, wo er sich nach eigener Aussage wegen Schwellungen im Halsbereich zeitweise auch in Lebensgefahr befand.
Polizei: "derzeit keine Anhaltspunkte für politische oder religiöse Gesinnung"
Weil der Täter auch die Gedenkstätte auf dem Marktplatz beschädigt hatte, vermutet der Zeuge, dass er sich Sulaiman A., der am 31. Mai dort das Attentat begangen hatte, zum Vorbild genommen habe. „Der Täter war genauso eingestellt.“
Dieser Annahme widerspricht die Polizei. „Es liegen derzeit keine Anhaltspunkte für eine politische oder religiöse Gesinnung für das Verhalten des Mannes vor“, erklärt der Sprecher. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass sich der Mann das Attentat „in irgendeiner Weise zum Vorbild genommen hat“.
Der Täter soll um die 30 Jahre alt sein und während der Attacken sportlich gekleidet gewesen sein. Zudem soll er eine OP-Maske getragen haben, allerdings nur über der Nase.
Nach der Festnahme wurde er in einer psychiatrischen Einrichtung vorgestellt. Dort hätten aber keine Voraussetzungen für eine Aufnahme vorgelegen, erklärt der Präsidiumssprecher. Weil keine weiteren Haftgründe vorlagen, wurde der Mann wieder auf freien Fuß entlassen.
Sein Verhalten nehme man aber „ernst“, sagt der Sprecher. „Sollte es zu erneutem Fehlverhalten kommen, werden alle erforderlichen und rechtlich möglichen Maßnahmen getroffen. Ebenso wird seine psychische Verfassung bei möglichen zukünftigen Einsatzanlässen kritisch beäugt.“
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