Wenn am Wochenende vom 6. und 7. April die ganze Stadt die „neuen Planken“ feiert, dann liegen gut zwei Jahre Bauzeit hinter den Beteiligten. 24 Monate, in denen es Hochs und Tiefs gab, Ärger, Arbeit und Anstrengungen, Freude und Enttäuschungen. Doch die Geschichte des Umbaus und seiner Vorbereitung, sie ist viel länger. Genau genommen umspannt sie mehr als ein Jahrzehnt – und mindestens zwei Verschiebungen.
Im November 2006 treten die Händler erstmals an die Kommunalpolitiker heran, nach der Neugestaltung der Breiten Straße wünschen sie sich auch eine Verschönerungskur für die Einkaufsmeile Nummer Eins. Die Wünsche machen sich noch recht bescheiden aus, es geht, so formuliert es Lutz Pauels, zunächst um die Entrümpelung der Planken – will sagen: Vitrinen und Pavillons weg, neue Blumenkübel und Verschönerung der Stichstraßen. Zudem wünsche man sich neue Laternen und Uhren und eine einheitliche Möblierung. Es vergeht ein halbes Jahr, bis die Stadt sich schließlich für einen deutlich größeren Wurf ausspricht: Sie will die Einkaufsmeile aufpolieren – und dafür einen Architekten-Wettbewerb ausschreiben, heißt es im März 2007. Im Rathaus rechnet man mit bis zu zehn Millionen für die „Politur“, es soll sozusagen eine „Fortsetzung der 2007-er Jubiläumsmaßnahmen“, werden, kündigt Baubürgermeister Lothar Quast damals an.
Es vergeht mehr als ein Jahr, bis der Wettbewerb, an dem sich 43 Architektenbüros beteiligen, im August 2008 startet. Im März 2009 entscheidet sich der Hauptausschuss schließlich für die Umsetzung des Siegerentwurfs von Hartmut Holl, der zusammen mit der Landschaftsarchitektin Angela Bezzenberger realisiert werden soll. Ein großer Wurf, der auch die Neubepflasterung vorsieht, Bauzeit soll 2010 bis 2012 sein. Kurz darauf meldet sich der Handel mit ersten kritischen Stimmen zu Wort. Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise werfen damals ihre langen Schatten bis auf die Planken, und die Geschäftsleute befürchten einen weiteren Umsatzeinbruch, wenn in schlechten Zeiten auch noch eine Großbaustelle die Kunden vom Einkaufen zurückhält.
Heftige Kritik am Bautermin
Monatelang wogen die Auseinandersetzungen „Verschiebung oder nicht“ hin und her, bis schließlich im Dezember 2010 die Entscheidung fällt: Handel und Stadt einigen sich darauf, die Bagger nun doch erst 2013 anrollen zu lassen. Letztlich geben auch mehrere Großveranstaltungen in der Stadt wie Eishockey-WM, Fußball-WM der Damen, der Katholikentag und das Deutsche Turnfest den Ausschlag. Auch diese Entscheidung bleibt nicht ohne Kritik, und man einigt sich im Sommer 2010 schließlich darauf, die Einkaufsmeile zunächst zu entrümpeln, Werbevitrinen, Kiosk vor der Deutschen Bank und alte Blumenkübel und Mülleimer sollen weg.
Im Juni 2011 werden dann die ersten Muster-Pflastersteine zwischen O2 und O3 verlegt, man hat das Fiasko mit den gleich verdreckten Steinen auf der Breiten Straße noch vor Augen und entscheidet sich daher für einen „Stress-Test“. Mit Hochdruck arbeiten derweil die Planer an der Ausarbeitung der Ablauf- und Zeitpläne, das Projekt soll möglichst nicht mit der anderen Großbaustelle in der City, die bei Q6/Q7, kollidieren. Schon zu Jahresende wird klar, dass es dort zu Verzögerungen kommt, die Abrissarbeiten sind kompliziert – und im Handel regen sich immer mehr Stimmen, die eine erneute Verschiebung des Planken-Umbaus fordern. Eine Händler-Initiative geht auf die Barrikaden und malt den „Überlebenskampf zwischen Bauzäunen“ an die Wand. Im Mai 2012 schließlich spricht sich die große Händler-Runde mit Werbegemeinschaft und Handelsverband für die Verschiebung aus – es ist die zweite. Die Stadt hat ein Einsehen, gebaut werden soll nun ab 2015.
Seitenstraßen bleiben außen vor
Und zwar zunächst um Q6/Q7 herum, die Erneuerung der Straßen und Gehsteige dort steht an. Das Ganze erstreckt sich bis Ende 2016, danach, im Frühjahr 2017, soll es dann auf den Planken losgehen. Die Seitenstraßen bleiben – überraschend für die Mannheimer – allerdings zunächst ausgespart, die Verschiebung begründet die Stadt mit Kostengründen. Im Januar 2017 schließlich verkündet die Stadt ihre Ablaufpläne, kleinteilig soll der Umbau vorangehen.
Dass Anlieger und Stadtbummler allerdings im Frühjahr 2017 zunächst in ein „riesiges Loch“ schauen, dass die ganze Einkaufsmeile – durch die Leitungsarbeiten und den Neubau der Gleistrassen – zunächst ein einziges großes Baufeld ist und es dafür von allen Seiten wütende Proteste hagelt, ist jetzt, zwölfeinhalb Jahre nach den ersten Überlegungen zum Planken-Umbau, freilich ebenfalls schon Geschichte.
Anlaufstelle für Bürger
- Als Anlaufstelle für Fragen rund um die Neugestaltung der Fußgängerzone eröffnete Anfang 2017 das Infobüro „Planken 2019“. Zentral gelegen in O 2,1-10 fanden hier Bürger, Besucher und Bauinteressierte neben allgemeinen Informationen zu den Planken alles Wichtige rund um die Neugestaltung. Besucher erhielten eine Übersicht zu den Bauabschnitten, Baupläne und insbesondere zum Zeitpunkt der Gleisbaumaßnahme im Jahr 2017 aktuelle Informationen zu geänderten Fahrplänen der RNV.
- Während der Öffnungszeiten an drei Tagen die Woche standen Georg Jäger und Gerhard Lakus als Ansprechpartner zur Verfügung. Insgesamt haben rund 2900 Interessierte das Infobüro besucht. An 202 Öffnungstagen wurden im Schnitt rund 14 Besucher pro Tag beraten und informiert.
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