Mannheim. Der letzte Abspann soll am 30. Juni 2023 laufen – dann ist Schluss für das Cineplex Planken, Mannheims ältestes Multiplex-Kino. Das teilten die Filmtheaterbetriebe Spickert am Freitag dieser Redaktion exklusiv mit. „Das Haus ist seit einigen Jahren nicht mehr rentabel zu führen“, sieht Kinobetreiber Christian Spickert keine Alternative zur Schließung. Die rund 40 Arbeitsplätze werden sozialverträglich abgebaut, kündigte Geschäftsführer Frank Noreiks auf Anfrage an. „Wir können viele Leute im CinemaxX in N 7 übernehmen.“ Eine Anschlussverwendung der angemieteten Räumlichkeiten stehe noch nicht fest, nur ein Kino werde es auf keinen Fall.
Pandemie nicht die Ursache
Die Gründe für das Aus des Traditionshauses seien vielschichtig – und hätten keineswegs mit den Folgen der Pandemie zu tun: „Die Konkurrenzsituation und vor allem das ,Overscreening’, das heißt: zu viele Leinwände pro Einwohner, durch Multiplex-Kinos in Viernheim, Ludwigshafen sowie Heidelberg waren für uns schon immer eine tägliche Herausforderung“, erklärt Spickert. Neben insgesamt 18 eigenen Leinwänden im Cineplex und CinemaxX gibt es zudem noch die Programmkinos Atlantis/Odeon sowie das kommunale Kino Cinema Quadrat in der Innenstadt. Dazu schlügen überdurchschnittliche Kostensteigerungen in allen Bereichen zu Buche, vor allem bei Personal und Energie. Spickert betont aber auch, dass die Mannheimer Innenstadt in den letzten Jahren an Attraktivität verloren habe: „Mannheim ist nicht mehr die Einkaufsstadt mit Magnetwirkung, die sie einmal war. Etliche Besucherschichten, die für Kino ganz wesentlich sind, kommen nur noch selten oder gar nicht mehr nach Mannheim.“

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Das Ende des inhaltlich sehr interessant zwischen Blockbuster-, Programm- und fremdsprachigem Kino aufgestellten Cineplex wird die Magnetwirkung der zentralen Innenstadt sicher nicht erhöhen. „Eine Fußgängerzone, die nach 21 Uhr nur noch ein Kino hat und sonst nichts, ist natürlich nicht das Sinnbild einer lebendigen Stadt“, hatte Oberbürgermeister Peter Kurz kürzlich in einem Interview mit dieser Redaktion gesagt – 2023 muss die einstige Flaniermeile auch noch ohne diesen Pluspunkt auskommen.
„Wir bedauern die Schließung sehr“, kommentierte der OB am Freitag. „Dass die Zahl der Kinosäle in Mannheim damit deutlich zurückgeht, ist ein kultureller Verlust, aber auch der Verlust eines wichtigen Ankerpunktes in der Innenstadt. Gerade in der Zeit nach der Pandemie sind Kinos als Anziehungspunkt in Innenstädten wichtiger Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens und Teil des Erlebnisses.“
„Unersetzlicher Verlust“
Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City, sagt: „Die Schließung zum 30. Juni 2023 ist ein unersetzlicher Verlust für die Mannheimer City und die Planken. Es geht damit ein Stück Tradition auf der Fußgängerzone zugrunde, die unersetzbar ist.“ Kino sei heute nicht nur ein funktionales Haus zur Vorführung von Filmen, „sondern ein extrem wichtiges Stück Kultur über alle Altersbereiche hinweg in unserer Stadt“. Darüber hinaus sei speziell das Cineplex ein Partner für viele Kooperationen über Jahrzehnte hinweg gewesen. „Es ist immer auch ein Anlauf- und Treffpunkt für alle Generation gewesen mit ganz besonderen Ereignissen, die auch für mich persönlich in langer Erinnerung verbleiben werden.“ Die Werbegemeinschaft bedauere die Schließung ganz außerordentlich.
1951 erstmals eröffnet
Die Familie Spickert betreibt das 1951 von Architekt Wilhelm Grüber fertiggestellte Traditionskino auf den Planken seit 1971 und hat es in fünf Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt. 1976 wurden die zwei Säle zu einem Kino-Center umgebaut. 1997 wurden die dadurch entstandenen sieben Kinos zum Multiplex mit inzwischen 1424 Plätzen in acht Sälen und modernster Technikausstattung. Auch durch diesen Schritt auf die Höhe der Zeit ist das einstige Planken-Lichtspiele-Kino der einzige Überlebende der Innenstadt-Premierenfilmtheater – anders als Alster, Alhambra, Scala und Universum.
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Der letzte aufwendige Umbau im Cineplex fand 2009/2010 statt. 2004 übernahm die Familie Spickert zusätzlich das 1998 vom Flebbe-Konzern eröffnete CinemaxX in N7 mit 2650 Plätzen und zehn Leinwänden. Dort sind bislang schwerpunktmäßig kommerzielle Kino-Produktionen zu sehen. Noreiks betont, dass „die inhaltlichen Schwerpunkte des Cineplex keineswegs verloren gehen und in N7 fortgeführt werden“.
Keine Abstriche beim Programm
Spickert sieht die Schließung des einstigen Planken-Kinos zwar mit einem weinenden Auge, will sich nun aber komplett aufs CinemaxX konzentrieren, dort weiter investieren und blickt positiv in die Zukunft. Durch die Konzentration auf nur noch ein Haus und einem hochmotivierten Team verspreche er sich deutlich mehr Attraktivität. Denn die Schließung des Cineplex Planken spiegelt für Spickert keinesfalls die Situation der Kinobranche wider: „Mit über 600 Filmstarts pro Jahr erwartet die Besucher ein breites Angebot in einer Vielzahl verschiedener Genres. Auch die multimediale Nutzung der Kinosäle ist gut etabliert.“ Firmenveranstaltungen, Gaming auf der Leinwand, Familienfeiern und Konzerte seien heute Alltag.
Die Kinofamilie ist in der Region tief verwurzelt. In den 70er Jahren kam Dieter Spickert nach Mannheim und betrieb nach und nach verschiedenste Kinos. Darunter auch das Autokino in Friedrichsfeld und das Capitol in der Neckarstadt. Der Firmensitz ist und bleibt in Mannheim. Heute betreibt die Familie auch Multiplex-Kinos in Bruchsal und Neustadt an der Weinstraße.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Cineplex-Aus - ein Drama für die Innenstadt