Mannheim. Wenn dieser Holländer mit der orangefarbenen Jacke in sein Fahrzeug steigt und auf die Tube drückt, dann qualmt das Pflaster. Kochend heißer Wasserdampf steigt auf, die Wärme ist noch drei Meter entfernt spürbar, während kühler Nieselregen an diesem Abend auf die Planken niedergeht. Dabei bewegt sich sein Fahrzeug im Schneckentempo vorwärts, um auf seinem Weg Kaugummis, Ölflecken und Schmutz aus den Pflastersteinen zu lösen. Es ist die zweite große Grundreinigung seit dem Umbau der Planken im Jahr 2019.
Um die hartnäckigen Verschmutzungen zu entfernen, hat die Stadt Mannheim den externen Dienstleister Jadon aus dem niederländischen Elst engagiert. Denn mit den Kehrgeräten, die der Mannheimer Stadtreinigung zur Verfügung stehen, lassen sich die nicht entfernen. „Wir haben eine Firma mit der professionellen Reinigung beauftragt, weil wir Probleme damit haben, die Kaugummiflecken und Ölverschmutzungen aus dem Stein rauszubekommen“, sagt Werner Knon, Abteilungsleiter der Stadtreinigung. Auch die Fugen zwischen den Steinplatten werden gereinigt, wo weggeworfene Zigarettenkippen so fest klemmen, dass sie nur mit Hochdruck entfernt werden können. Die Fugen werden nach der Reinigung zum Teil mit Sand wieder eingeschlämmt.
Die Spezialmaschinen, die zwischen 350 000 und 400 000 Euro kosten, rücken dem Schmutz mit überhitztem Dampf zu Leibe. Es ist eine braun-schwarze Dreckbrühe voll Zigarettenstummel, die sich da vom Pflaster löst. Darunter: Saubere Steine, auf denen noch immer ein paar Kaugummireste kleben. Diese letzte Schicht muss per Hand abgekratzt werden. Noch ist das Pflaster durch den Regen nass, aber später, im trockenen Zustand, wird der Unterschied zwischen den verschmutzten und gereinigten Stellen überdeutlich hervortreten.
Einmal, kurz nach der Eröffnung der Planken, wurden sie bereits mit einem Hochdruckreiniger gereinigt. Dieses Mal werden stattdessen Spezialmaschinen verwendet, um das Pflaster grundständig zu reinigen. „Absperrungen sind mit der Dampfmethode nicht mehr notwendig und damit günstiger. Wenn sich das bewährt, wird diese Art der Reinigung übernommen“, erklärt Knon. Der Zeitpunkt der Reinigung nach dem Stadtfest wurde bewusst gewählt, um auch die dabei entstehenden Verunreinigungen mit zu entfernen. Auch das Wetter spielt mit; für die Reinigung ist Regen ein Vorteil, weil der Stein schon feucht ist.
Werner Knon schaut bei der Bäckerei Grimminger vorbei, wo gerade die Tische und Stühle des Außenbereichs gestapelt werden - zwar platzsparend, aber die Stelle muss die Reinigungsmaschine in der Nacht erstmal auslassen. Von 18 bis 6 Uhr bedampfen und reinigen die Maschinen nun das Pflaster, auch in der Mitte der Planken, wo tagsüber die Straßenbahnen fahren. Denn neben den Kaugummis und der Ölverschmutzung ist der Reifenabrieb, etwa durch Taxen und Lieferfahrzeuge, sehr aggressiv und bleibt im Stein haften. Um 5 Uhr am nächsten Morgen ist Knon wieder vor Ort, um sich mit den Kollegen abzustimmen, wie es weitergeht. „Damit ich zeitnah sehe, wo man weiterkommt und welche Stühle wann weggeräumt werden müssen, um in der nächsten Nacht auch dort zu reinigen.“

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Die holländische Reinigungsfirma ist auch in anderen deutschen Großstädten wie Stuttgart und Hamburg tätig und macht nun ihre erste Erfahrung in Mannheim. Sie ist mit zwei Spezialmaschinen und drei Mitarbeitern unterwegs. „Die Maschinen sind klein, effektiv und man benötigt nachts keine Absperrungen. Es wird nur mit Dampf und komplett ohne Chemie gereinigt“, sagt Knon. Drei Wochen dauert die Reinigung der Planken, 20 000 Quadratmeter müssen sauber werden.
Nach der Reinigung wird das Team der Stadtreinigung prüfen, inwieweit weitere Arbeiten notwendig sind, weil beispielsweise die Fugen ausgespült sind. Im Extremfall kann es sein, dass die gesamten Planken nachverfugt werden müssen, so dass die Stabilität der Steine gewährleistet ist.
Wie lange das Ergebnis anhält und das Pflaster in sauberem Glanz erstrahlt, wird nicht zuletzt von den Besuchern der Einkaufsmeile und ihrem Umweltverhalten abhängen. Kaugummi auf den Boden spucken und Zigarettenstummel fallenlassen werden natürlich sanktioniert, sagt Knon. „Aber der Ordnungsdienst muss schon jemanden in flagranti erwischen. Das ist nicht so einfach, denn wenn die Leute jemanden in Uniform sehen, verhalten sie sich schon ein bisschen anständiger.“
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