Serie Friedrichspark - Im Herbst 1979 war die Gruppe Supertramp zu Gast

Einladung zu einem langen Heimweg

Von 
Thomas Groß
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Der Friedrichspark ist Geschichte. Die Erinnerung bleibt. © Rinderspacher

Wäre ich mein Bruder, könnte und müsste ich von einem Genesis-Konzert in Mannheims altem Eisstadion erzählen. Es ginge dann um ein eindrückliches Erlebnis aus dem Jahr 1978, das dadurch getrübt wurde, dass ein vom restlichen Taschengeld erworbenes Konzertplakat mit dem Motiv des Covers des Genesis-Albums „And Then There Were Three“ im Anschluss von zwei unfreundlichen Kerlen entwendet wurde. Ich war bei alldem nicht dabei. Da ich ein Jahr jünger war, ging die Zeit der Pop- und Rockkonzerte für mich erst später los. Dafür aber blieben die Erinnerungen ungetrübt.

Viel beschwingter war ja auch die Musik der gleichfalls britischen Band Supertramp, die im Herbst 1979 auf der schier endlosen „Breakfast in America“-Tournee im Eisstadion gastierte. Der Ort war mir vom Besuch eines selbstredend gewonnenen Spiels des MERC gegen Kaufbeuren vertraut; nach Supertramp hörte ich dort später noch Frank Zappa, aber der Herbst 1979 blieb in besserer Erinnerung.

Dabei war hier wie bei anderen Konzerten sonstwo die Akustik Nebensache. Die Musik war laut und basslastig, und das war gut so. Die Leichtbauweise des Stadions mit seinen offenen Wänden wurde nicht zum Nachteil. Die Songs blieben als das erkennbar, was man von den Langspielplatten kannte, aber speziell hier im Eisstadion musste man froh sein, wenn es nicht zu zugig war.

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Kein Anlass für Differenzen

Bei Titeln wie „The Logical Song“ , „Breakfast in America“ oder dem älteren „Dreamer“ blieb einem im Pulk mit Tausenden anderen jungen Menschen auch am 1. Oktober warm. Und als alles vorbei war, ging man als Teil einer beseelten Menge von dannen. Wer eine Freundin hatte, hielt sie im Arm, denn das zuvor Erlebte bot keinen Anlass für Differenzen, und mir scheint, dass die Nacht, die längst begonnen hatte, fast spätsommerlich lau und warm war. Natürlich hatten Supertramp gegen Ende noch „Take the Long Way Home“ gespielt; die Empfehlung, einen langen Heimweg zu wählen, nahm man dankbar an.

Songs und Stimmung füllten die Gedanken mindestens noch den nächsten Schultag über, und das Konzertticket mit der drallen amerikanischen Kellnerin, die man vom Albumcover kannte, hing noch lange über dem Bett im Jugendzimmer. 20 Mark waren für diese und ähnliche Konzertkarten zu entrichten. Das passte, eine Sparphase davor und danach eingeschlossen, gerade so ins Budget.

Und so passte auch das Eisstadion in ein Mannheimer Teenagerleben. In der Erinnerung an den Lebensabschnitt behält es einen guten, festen Platz.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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