Mannheim. Mannheim gehört nicht zum Rheinland. Aber ein berüchtigtes Phänomen, Kölscher Klüngel, ist hier keineswegs weniger verbreitet. Zumindest, soweit sich das als vor 25 Jahren aus dem Rheinischen Zugezogener beurteilen lässt. Derlei Absprachen erfolgen da wie dort im Verborgenen. Motto: Eine Hand wäscht die andere, beide das Gesicht.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Auch in der Lokalpolitik ist das laut Insidern nicht unüblich, links wie rechts. Ohne etwas zu unterstellen: Ein parteiunabhängiger Bewerber für die OB-Wahl bejahte nun zunächst die Frage, ob er am 9. Juli erneut antritt. Stunden später schrieb er, wieder unschlüssig zu sein – es fänden doch noch einige Gespräche statt.
Klar: Womöglich lesen ihm da andere nur ihr Wahlprogramm vor, das sei doch besser als seines. Bei der sich anbahnenden Lagerbildung sind indes taktische Absprachen naheliegender. Verbunden mit: „Tust du das für uns, tun wir später was für dich.“
Verpönt ist das in der Politik nicht, im Gegenteil. Nur so funktionieren schwierige Koalitionen wie die Ampel halbwegs. Aber im Bund oder Land erfahren das über die vielen Mitwisser dann auch die Wähler. In der Lokalpolitik werden solche Deals nur selten öffentlich bekannt. Sehr gut ist daher eine, diesmal leider noch nicht greifende Wahlrechtsreform: Künftig gibt es auch in Baden-Württemberg im zweiten Durchgang automatisch eine Stichwahl. Raum für Klüngel bleibt zwar (Stichwort Wahlempfehlung), aber deutlich weniger.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-vor-zweiter-runde-der-ob-wahl-kuenftig-zum-glueck-weniger-kluengel-_arid,2096629.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Vor zweiter Runde der OB-Wahl künftig zum Glück weniger Klüngel
Steffen Mack findet vor der zweiten Runde der Mannheimer OB-Wahlen Absprachen über Kandidatur-Verzichte nachvollziehbar. Ärgerlich ist aber die oft fehlende Transparenz