Luzenberg

Diese Mannheimer Wohnanlage ist das Sorgenkind der GBG

Unglaublich, aber wahr: In dieser Mannheimer Wohnanlage auf dem Luzenberg gab es zuletzt 20 bis 30 Wasserschäden - jedes Jahr. Fast jeder der 84 Mieter war schon mal betroffen. Eine Frau sogar sechs Mal. Was ist da los?

Von 
Martin Geiger
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Das Sorgenkind der GBG: die Wohnanlage in der Eisenstraße auf dem Luzenberg. © Martin Geiger

Mannheim. Die Geschichte klingt so unglaublich, dass man meinen könnte, jemand hat sie sich extra für die einstige Kult-Fernsehsendung Pleiten, Pech und Pannen ausgedacht. Das Problem ist nur: Sie ist wahr. Und sie kostet sehr viel Geld - und noch mehr Nerven.

„Seit 2010 lebe ich mit meinen drei Kindern in einer GBG-Wohnung auf dem Luzenberg und habe in dieser Zeit sechs Wasserschäden erlebt“, erzählt die 50-jährige Frau, die ihren Namen lieber nicht in den Medien lesen will. Und damit sei sie nicht allein: „Fast jeder, der hier wohnt, hat schon einen Rohrbruch gehabt“, sagt sie.

Ihre eigene Geschichte klingt so: Vor 14 Jahren zog die Alleinerziehende mit ihren drei Kindern in die Anlage der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG in der Eisenstraße. Aus 84 modernen und praktischen Wohnungen besteht der vor knapp 30 Jahren errichtete Komplex, der von Spielplätzen und viel Grün umgeben wird. Vier Zimmer, knapp 100 Quadratmeter, bezahlbarer Preis: Alles war prima. Doch nach zwei, drei Jahren, erinnert sie sich, gab es einen Wasserschaden: „Die Wände, die Böden, alles war nass.“ Die Schäden waren so groß, dass die Familie für die Renovierung acht Wochen ausziehen musste. Es sollte nicht das letzte Mal sein.

„Nach 10 Tagen wieder Rohrbruch“

„Nach ein, zwei Jahren gab es wieder einen Rohrbruch“, berichtet die 50-Jährige. Also wieder ausziehen, Möbel einlagern und warten. Dieses Mal seien es drei Monate gewesen. Im Februar 2017 folgte Schaden Nummer drei: In einer Nachbarwohnung brach die Kaltwasserleitung im WC-Schacht, das Wasser drang bis in ihre Wohnung vor.

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Kurz vor Weihnachten 2019 war dann die Leitung im Gäste-WC kaputt: Schaden Nummer vier. Im April 2022 war das Abflussrohr eines Nachbars undicht - ebenfalls mit Folgen für die 50-Jährige. Nach einem halben Jahr habe sie ihre Wohnung wieder bezogen: „Zehn Tage später hatten wir den sechsten Rohrbruch.“ Mehr als ein Jahr lebte sie in einer Ersatzwohnung.

Zwar regelten Versicherungen und GBG stets das Finanzielle. Doch zwischen Theorie und Realität drängten sich mal beschädigte Möbel, mal verschimmelte Gegenstände, mal von Mäusekot verunreinigte Einrichtungsteile. Und Aufwand und Ärger konnte der Frau ohnehin niemand abnehmen: „Ich musste jedes Mal aus- und wieder einziehen“, erklärt sie. Mal war sie in Hotels oder Pensionen, mal im Jungbusch oder in Lampertheim untergebracht. „Und ich musste die Kinder immer hin- und herfahren.“ Denn die sollten trotz der Turbulenzen wenigstens ihr gewohntes Umfeld behalten. Darum lehnte sie auch Angebote ab, dauerhaft in eine andere Wohnung zu ziehen.

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Und das Ganze scheint kein Einzelfall zu sein: Über ihr lebt ein Mann, dessen Sohn erzählt: „Mein Vater wohnt seit acht, neun Jahren dort und hat seither vier oder fünf Wasserschäden gehabt.“ Gibt es das?

Ja, sagt ein Sprecher der GBG und erklärt das Problem der Wohnanlage: „Beim Bau wurde ein bestimmtes Rohrverbindungssystem eingesetzt“, sogenannte Schiebehülsenverbindungen. „Das System hat viele Jahre problemlos funktioniert, dann seit rund 15 Jahren erst sehr vereinzelt, im Verlauf immer häufiger zu Undichtigkeiten geführt.“ Und das hat einen Grund: „Die Verbindungen zwischen den Rohren öffnen sich dabei, wodurch in diesen Fällen oftmals direkt eine große Menge Wasser austritt.“ Das Ergebnis ist eine unglaubliche Zahl an Wasserschäden in den 84 Wohnungen. „Zuletzt gab es 20 bis 30 Fälle jährlich“, sagt der Sprecher. So sei fast jede Mietpartei schon einmal betroffen gewesen. Manche sogar mehrfach.

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Erst nach und nach habe sich herausgestellt, dass hier ein grundsätzliches Problem besteht. Eine einfache Lösung gebe es leider nicht. „Letztlich bleibt nur der komplette Austausch aller Rohre in den Gebäuden, die sogenannte Strangsanierung“, so der Sprecher. „Hier werden hauseingangsweise sämtliche Frischwasserleitungen vom Keller bis unters Dach ausgetauscht, wobei auch Bäder und Küchenwände geöffnet und danach wieder neu hergerichtet und gefliest werden müssen. Diese Arbeiten sind darum nur im unbewohnten Zustand möglich.“

Da jedoch nur eine begrenzte Anzahl an Ersatzwohnungen zur Verfügung stehe, könne nicht alles auf einmal saniert werden. „Aktuell sind sieben Stränge saniert, dieses Jahr sollen drei weitere Stränge folgen“, berichtet der Sprecher weiter. „Damit ist dann die Hälfte der Anlage mit komplett neuen Rohren ausgestattet. Die weiteren Stränge folgen in den kommenden Jahren.“

GBG entschuldigt sich

Das alles kostet sehr viel Geld. „Die Behebung von unmittelbaren Schäden wird von der Versicherung gedeckt, weitere Kosten übernimmt die GBG“, erklärt deren Sprecher. Die Sanierung der ganzen Anlage schlägt mit rund fünf Millionen Euro zu Buche, die das Unternehmen tragen muss, „da die Gewährleistung hier längst verstrichen ist“, wie der Sprecher sagt, „schließlich sind die Schäden deutlich nach der Frist von fünf Jahren aufgetreten.“

Und er entschuldigt sich im Namen der GBG: „Wir bedauern die Situation für die betroffenen Mieterinnen und Mieter außerordentlich und können den Frust verstehen, weil wir wissen, welche Einschränkungen damit für sie einhergehen. Wir entschuldigen uns für die Umstände und treiben aus diesem Grund die Sanierung der gesamten Anlage so schnell wie möglich voran, bitten aber um Verständnis, dass dies noch Zeit in Anspruch nimmt.“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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