Mannheim. Köln, Offenbach, der Stuttgarter Raum – von überall her hat Dietmar Beck Gäste auf dem Stadtfest begrüßt. „Die Hotels rund um den Wasserturm sind voll, die Leute waren tagsüber auf der Buga und abends bei uns“, erzählt der Präsident der „Fröhlich Pfalz“. „Bei uns sind die Preise günstiger“, verweist er auf seine Pommes für drei Euro, und daher ist er mit dem Stadtfest sehr zufrieden: „Wir waren zwischendurch ausverkauft!“
Mit eigenen Aktiven sowie Mitgliedern des Carneval Club Waldhof, Fasnachtern aus Deidesheim sowie der Eishockeymannschaft „Eisbrecher“ hat der Verein einen großen Getränkestand direkt an der Wasserturmbühne betrieben – pro Schicht 30 Leute. „Allein kann das ein Verein nicht mehr stemmen“, sagt er. Aber mit dem Umsatz ist er mehr als zufrieden, und der Erlös reiche, um nicht nur die Fixkosten von 13 000 Euro für Standmiete, Zelte und vieles mehr zu zahlen, sondern auch die Vereinsarbeit mitzufinanzieren.
Einen Umsatzrückgang habe er nicht registriert – „ganz im Gegenteil“, betont Beck, „und die Leute waren begeistert“, lobt er das Bühnenprogramm am Wasserturm, etwa die Band von Tamara Pusch.
Nicht alle sind so zufrieden wie Dietmar Beck. „Der Bierumsatz geht zurück, die Leute geben weniger aus“, hat Holger Vatter-Schönthal, Marketingleiter von Eichbaum, festgestellt. Er beobachtet „eine Konsumzurückhaltung“ bei den Stadtfestbesuchern, was die Brauerei an den Lieferungen merke. Stefan Hoock, Vizepräsident vom Feuerio, bestätigt das. „Es fehlt hier und da ein Euro in der Tasche. Die Leute sind da, sie feiern gern“, berichtet er. Es habe zwar eine „sensationelle Zuschauerzahl“ gegeben, so Hoock. Bei seinem Auftritt mit der Band Schlagerpiraten am Freitagabend ebenso wie bei der Musik vom Festzeltkommando am Samstagabend oder sonntags mit der Band Zeitlos war kein Durchkommen vor der Feuerio-Bühne, es sei jedoch weniger getrunken worden.
Konsumzurückhaltung oder nicht?
„Es ist halt Monatsende“, sagt Christian Kübler von Kübler & Schüßler, die einen Teil der Planken bewirtschafteten: „Man merkt es, dass die Leute mit kleineren Scheinen oder Münzen zahlen“, und er registriere auch eine generelle Zurückhaltung. „Geld verdient man hier nicht“, meint Can Gürsel („Summer Daily“), der auf den Planken seine Burgerkreationen präsentierte: „Aber die Leute sind sehr nett, die Resonanz ist gut, wir sehen das hier auch als Werbung“, meint der Gastronom.
„Sehr, sehr zufrieden“ äußert sich indes Manuel Reif. Von Konsumzurückhaltung habe er „gar nichts“ gespürt, weder an seinem Crêpes-Stand noch an seinem neuen Angebot mit Churros, ein frittiertes Brandteiggebäck nach spanischem Rezept. Da gab es, da es stets frisch gebacken wird, zu fast jeder Tageszeit eine sehr lange Warteschlange. Auch die „allermeisten Kollgen“ seien sehr zufrieden, so Reif, der zweiter Vorsitzender des Schaustellerverbandes ist.
Stadtfest-Geschichte
Das Stadtfest ist 1991 entstanden, nachdem die Fasnacht wegen des Golfkriegs ausgefallen war. Es wurde von der Karnevalskommission mit dem Schaustellerverband organisiert. 1993 übernahm die Eichbaum-Brauerei die Ausrichtung, 2009 war Coca-Cola Veranstalter.
Nachdem sich kein Ausrichter mehr fand, übertrug der Gemeinderat der städtischen Gesellschaft „Event & Promotion Mannheim“ diese Aufgabe. Eichbaum und die MVV Energie AG sind Hauptsponsoren. Dazu Odenwald Quelle, Verkehrsverbund und Bühnenpartner. pwr
„Sehr zufrieden“ – den Satz gebraucht ebenso Schausteller Markus Rick, der die Feuerio-Meile bewirtschaftet. „Der Freitag war etwas schwächer, der Samstag dafür stärker, der Sonntag stärker als sonst – insgesamt haben wir beim Stadtfest den Level wie vor der Pandemie“, freut er sich. Allerdings würde er sich wünschen, dass auch das Bühnenprogramm wieder wie vor der Pandemie läuft. „Das darf man nicht weiter runterfahren“, fordert er.
Tatsächlich haben einige Bühnen erst am späten Nachmittag oder am Abend mit dem Programm begonnen. Wo sonst drei oder vier Formationen am Tag auftraten, waren es nun mal nur zwei – weil die Kosten für Bühnen und Technik enorm gestiegen sind, nicht aber der Zuschuss fürs Programm. Sänger Naro verzichtete daher spontan auf seine Gage und schenkte seinen Auftritt als „Mannheimer Eros Ramazotti“ dem Feuerio.
„Das werden wir angehen müssen“, sagt dazu sein Büroleiter Oliver Althausen im Namen von Kulturbürgermeister Michael Grötsch. Bislang zahlt die Stadt 126 500 Euro als Zuschuss für die städtische Tochter Event & Promotion, um – neben den Standgebühren – das Stadtfest zu finanzieren. Davon sind neben dem Programm aber auch Organisation, Technik und – was immer aufwendiger wird – Sicherheit zu finanzieren, etwa extra Anti-Terror-Poller an allen Zufahrten. Mit dem Konzept des Stadtfests sei das Rathaus zufrieden: „Die Schablone kann bleiben!“
Das Programm sei „durchweg gut angenommen worden“, sagt Christine Igel zufrieden. Allein die Kulturnetz-Bühne bot 14 Auftritte mit über 60 beteiligten Künstlern. Die seien „durchgehend stark besucht gewesen, vom frühen Mittag bis spät in die Nacht“, so Projektleiter Martin Heiler. Dabei ist Kulturnetz-Chef Peter Baltruschat „immer wieder erstaunt, wie tolerant, begeisterungsfähig und aufgeschlossen, die Stadtfestbesucher auf das vielfältige, und zum Teil auch außergewöhnliche Programm reagieren“.
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„Sehr zufrieden“ äußert sich ebenso Karmen Strahonja, Geschäftsführerin vom Stadtmarketing, mit dem von ihrem Team organisierten Kinderfest. 6000 kleine Gäste sind da am Wochenende gezählt worden, „wobei der Samstag außerordentlich gut besucht war“, so Strahonja. Beim erstmals angebotenen AOK Mühlenfahrrad strampelten die Kinder besonders gerne und vermalten 200 Kilo Haferflocken zu Müsli, die GBG hat 2000 Frühstücksboxen verteilt, die Aktiven des Lions Club Churpfalz 80 Kilogramm Waffelteig angerührt und verkauft – dazu unzählige Kuchen. 1200 Luftballons wurden aufgeblasen, bei der Freien Kunstakademie über 650 Bilder auf Staffeleien gemalt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Am Konzept des Stadtfests muss nichts geändert werden