Fasnacht (mit Fotostrecke)

Der neue Mannheimer Stadtprinz kommt beim "Weißen Ball" gut an

Seine Nervosität legt sich schnell, dann reißt er das Publikum mit seiner sympathischen Art mit. Ben I. konnte die Gäste beim "Weißen Ball" von sich überzeugen. Selten war so viel Prominenz mit von der Partie

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Peter W. Ragge
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Übersicht des Saales beim Weissen Ball im Rosengarten Mannheim. © Michael Ruffler

Mannheim. Kein Lied-Moment hätte besser gepasst. Zu „This is the moment“ aus seinem Lieblings-Musical „The Greatest Showman“ schreitet er die große Showtreppe hinab. Lichtkegel von Scheinwerfern tanzen wild, Bässe wummern, Trommeln ertönen, er strauchelt ganz kurz, fängt sich sofort wieder, Johlen und Jubel im Saal brandet auf, und dann steht er da: Ben Pandolfi, selbstständiger Trauerredner und Coach, wird so beim „Weißen Ball“ des Feuerio zum neuen Prinz Ben I. von Metaphorien.

Die „Acero Brothers“ aus dem Palazzo mit waghalsiger Artistik. © Michael Ruffler

„Das ist der Moment, auf den Sie gewartet haben, die größte Show“ - ja, der Titel passt wunderbar. „Sie können sich nicht vorstellen, wie ich mich auf diesen Moment gefreut habe“, sagt schon Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock zur Begrüßung der Gäste, und er spricht ihnen aus der Seele. „Endlich wieder“ - das dürften die beiden am meisten ausgesprochenen Worte an diesem Abend sein, nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder Fasnacht, endlich wieder Treffen, endlich wieder ein so glanzvolles gesellschaftliches Ereignis wie der „Weiße Ball“.

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Viele Politiker präsent

Er beginnt mit einem Geschenk aus dem „Palazzo“: Die als „Acero-Brothers“ bekannten kolumbianischen Brüder Charly und Wuilder faszinieren mit atemberaubenden Hand- und Kopfständen, dass mancher gar nicht hinschauen mag, so groß ist der Nervenkitzel angesichts ihrer kraftvollen Akrobatik. Und tatsächlich gibt es einen winzigen, wackeligen Moment - und danach umso größeres Aufatmen und aufbrandender Jubel im Mozartsaal.

Er ist „fast voll“, wie Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke vorsichtig umschreibt, dass zum Tanzen mehr Platz bleibt, weil rund 200 Gäste weniger da sind als sonst. Aber die, die gekommen sind, genießen, endlich mal wieder in so prachtvoll-festlicher Atmosphäre tanzen, feiern und flanieren zu dürfen. Trotz - wegen Corona - viel kürzerer Vorbereitungszeit als sonst hat es der Feuerio gewagt, den Ball wieder zu veranstalten. Bodo Tschierschke dankt daher besonders den Sponsoren, die es möglich gemacht haben. Unter anderem nennt er Elke Popp (Kurfürsten-Parfümerie), die seit nun 27 Jahren das Damengeschenk stiftet, und Unternehmer Oguzhan Alan, der eigens für den Abend 4000 Kilometer aus der Türkei hergeflogen ist.

Glückwunsch, was der Feuerio auf die Beine stellt!
Peter Kurz Mannheimer Oberbürgermeister

„Ein Wagnis“ sei der Ball, gesteht Oberbürgermeister Peter Kurz in seinem Grußwort und gratuliert umso mehr: „Glückwunsch, was der Feuerio auf die Beine stellt“, sagt Kurz „ein großes Kompliment und ein herzliches Dankeschön“ Richtung Dekorationsteam, zur Garde und zum Verein insgesamt.

Mit Kurz sind so viele Politiker wie schon lange nicht mehr gekommen. Erster Bürgermeister Christian Specht ist da, SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori, SPD-Landtagsabgeordneter Boris Weirauch, die Fraktionsvorsitzenden Claudius Kranz (CDU) und Thorsten Riehle (SPD), die Stadträte Christiane Fuchs (ML), Martina Herrdegen (CDU), Alexander Fleck (CDU und Feuerio-Elferrat) sowie Heidrun Kämper, Andrea Safferling, Claudia Schöning-Kalender und Stefan Höß (alle SPD). Für viele Sozialdemokraten ist es ihr erster „Weißer Ball“.

OB Kurz zieht daher Parallelen, dass ja bald eine andere Kampagne, eine andere Inthronisation ansteht, wie er unter Hinweis auf die Wahl seines Nachfolgers bemerkt. Aber immerhin könne die große Zahl von Kommunalpolitikern bei der Fasnacht „dem Gerücht entgegentreten, dass man im Rathaus zum Lachen in den Fahrlachtunnel geht“, stichelt er. Das Angebot von Feuerio-Präsident Tschierschke, nach seiner Amtszeit als OB dann als Prinz zu amtieren, lehnt Kurz aber erneut ab - es gebe ja bereits ein „wunderbares Prinzenpaar“, lobt er die Regenten.

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Der Weiße Ball im Mannheimer Rosengarten

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Ehe die neuen fasnachtlichen Herrscher ins Amt dürfen, gilt es indes Abschied zu nehmen. Das „langjährigste Prinzenpaar“ nennt Tschierschke Maren-Michelle I. und Naro I., beide vor Corona 2020 inthronisiert, die noch einmal zu ihrem Publikum sprechen dürfen. Dabei betont Naro, dass er sein Hilfsprojekt für die Kinderkrebsklinik („Meine Herzensangelegenheit“) weiterführen wird. Er verabschiedet sich mit einem letzten „Volare Cantare“, und die Gäste stimmen gerne laut ein ins „Oh, Oh, Oh, Oh“.

Italienisches Temperament, italienische Lebensfreude - das versprüht auch der neue Prinz, der ja einen italienischen Vater hat. Zwar ist er, nach dem Weg auf der Showtreppe, zunächst „sprachlos“ wie er angesichts der „großartigen Bühne“ bekennt. Aber die spürbare enorme Nervosität der ersten Minuten legt sich bei dem 45-Jährigen dann doch schnell, und er nimmt das Publikum mit seiner sympathischen Ausstrahlung sowie seinem enthusiastisch und teils im Dialekt vorgetragenen Motto gleich ganz für sich ein.

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„Heut steh ich hier und tu was ich kann: Ich rede ganz schön viel - für nen Mann“, stellt sich der neue Regent in seinem Motto vor. „Ich rede viel, so helf ich den Leuten. In guten wie in schlechten Zeiten, darf ich Menschen im Leben begleiten“, erläutert er seinen Beruf, spricht aber auch über sein Privatleben: „Und so sage ich euch, ob ihr wollt oder nicht: ich bin dieses Jahr euer Gesicht. Als Prinz Ben der erste, mit Haus, Hund und Mann und allem was ich noch geben kann“, so der neue Regent, der sich auch ausdrücklich dazu bekennt: „Mannheim ist bunt - so sollte es sein, an Tagen wie diesen an Neckar und Rhein!“

Kritik an Selbstbedienung

Mit einem beeindruckenden Showtanz, einstudiert erstmals von Miriam Baake, gratuliert ihm die Gemischte Garde des Feuerio. Nach dem Ehrenwalzer von Ben I. mit seiner - ja schon im November 2021 inthronisierten - Stadtprinzessin Daniela II. von den „Pilwe“ - ist die Tanzfläche frei, sorgen die Bajazzo-Big-Band und die Formation „Pop History“ für Musik bis in den Morgen. „Amokoma“, die für die fetzig-mitreißenden Klänge beliebte Band im Foyer, spielt leider erst ab 1 Uhr, aber dann richtig gut.

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Getrübt wird die Stimmung am Abend indes durch etwas, was viele Ballbesucher gar nicht fassen können und verärgert mal mit „provinziell“, mal mit „peinlich“ kommentieren. Die Gastronomie vom Dorint-Hotel bringt keine Getränke an den Tisch, verlangt aber etwa für ein kleines Glas Pfälzer Wein (0,2) dennoch 9,50 Euro. Hoteldirektor Jörg Krauß begründet es auf der Bühne in einer Ansprache damit, dass die „schöne Branche Gastronomie“ durch die Corona-Pandemie so viele Mitarbeiter verloren habe, dass ihm Personal fehle. Als Ausgleich stellt er zwei Flaschen Wein und drei Flaschen Wasser auf jeden Tisch. Aber dass das, was Krauß ein „neues Gastronomiekonzept“ nennt, letztlich Selbstbedienung bei Mannheims gesellschaftlichem Ereignis Nummer 1 bedeutet, aber zu Vier-Sterne-Hotel-Preisen, das sagt er nicht.

Redaktion Chefreporter

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