Mannheim. Es trägt den Namen „City Star“ und ist mit fast 70 Metern Höhe „das höchste reisende Riesenrad der Welt“. Das jedenfalls sagt Eigentümer Sebastian Göbel vom gleichnamigen Wormser Schaustellerbetrieb. Er wird das Fahrgeschäft nach der Maimess, die am 11. Mai endet, von 16 Sattelschleppern auf die Fläche südlich des Alten Meßplatzes bringen und dort aufbauen lassen.
Neben dem Riesenrad am Alten Meßplatz soll auch ein Kinderkarussell entstehen
Die Stadt hat die Fläche zwischen dem Parkplatz und dem Freizeitprojekt ALTER für Frühling und Sommer an Göbel verpachtet (wir berichteten). Im vergangenen Jahr hatte es hier viele Klagen gegeben – über Dreck, Drogenkonsum und rivalisierende Dealergruppen. Göbel will neben dem Riesenrad auch ein Kinderkarussell aufbauen, außerdem ein Gastro-Angebot einrichten, wie er dem „MM“ sagt. Das alles soll nach den Plänen der Stadtverwaltung dafür sorgen, dass die Fläche wieder attraktiver wird. Vertreter aus dem Stadtteil begrüßen das grundsätzlich – auch wenn sie mit einem kommerziellen Angebot wie diesem Probleme haben.
Göbels Riesenrad hat nach seinen Angaben vor sechs Jahren im Hyde Park in London beim dortigen „Winter Wonderland“ Premiere gefeiert. Dort werde es seitdem jeden Winter aufgebaut. „Wir erhoffen uns von unserem Aufenthalt in Mannheim, den Gästen eine neue spannende Attraktion bieten zu können, welche Jung und Alt gleichermaßen erfreut und alle an der Faszination Riesenrad teilnehmen lässt“, erklärt der Unternehmer. Das Fahrgeschäft hat 48 geschlossene, vollklimatisierte Gondeln mit Audiosystem. Eine Fahrt kostet für Erwachsene elf Euro, Schüler, Studenten und Senioren zahlen neun, Kinder (drei bis elf Jahre) sieben Euro, Unter-Zweijährige müssen nichts bezahlen.
Darüber hinaus soll es laut Göbel ein „vergünstigtes Familienticket“ geben sowie ein Angebot oder eine Aktion für Kinder aus bedürftigen Familien. Auch sind in den Riesenrad-Gondeln verschiedene Events angedacht wie Dinner, Weinproben oder ein Frühstück. Die genaue Ausgestaltung bei allen genannten Punkten sei aber noch nicht klar, so der Betreiber.
Riesenrad auf dem Alten Meßplatz: Aktionsbündnis ist froh, dass sich etwas tut
Dennis Ewert, der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Alter Meßplatz, ist froh, dass sich auf der Fläche etwas tut. Denn die habe sich zu einem „ausgemachten Sicherheitsproblem“ entwickelt, sagt er. Viele Menschen wollten sich dort schlicht nicht mehr aufhalten. Für sein Aktionsbündnis ist ein kommerzielles Riesenrad aber nur „eine Notlösung, um die Sicherheitslage in den Griff zu bekommen“.
Das Bündnis ist enttäuscht darüber, dass die vom Rathaus Anfang Februar gestartete Bürgerbeteiligung für die Bespielung der Fläche mit Angeboten für Kinder und Jugendliche offenbar nur auf wenig Resonanz gestoßen sei. Und das, obwohl bei einem vom Bündnis anberaumten Treffen im Dezember jede Menge gute Ideen gesammelt worden seien – wie etwa die Einrichtung einer Sportfläche, Tischtennisturniere, Graffiti-Kurse oder das Aufstellen von Hochbeeten. Aus Sicht von Ewert war die Laufzeit der Bürgerbeteiligung zu kurz und die Kommunikation nicht gut genug. Die Stadtverwaltung habe versprochen, dass Bürger ihre Ideen für Aktionen melden könnten und sie dann deren Umsetzung unterstütze, betont Ewert. „Das nehmen wir ernst.“
Auch Sicht des ALTER-Betreibervereins POW kann die Situation „nur besser werden“, wie Kristin Höflein erklärt, eine der beiden Vorsitzenden. „Zwar steht ein kommerzielles Angebot im kompletten Gegensatz zu unserer Arbeit“, sagt sie. „Aber da es sich rund um den Alten Meßplatz als auch stadtweit ohnehin mit den meisten Angeboten so verhält, ist das ein Umstand, den es schlicht zu akzeptieren gilt.“ POW hofft allerdings, „dass der Betreiber die Bedarfe der umliegenden Nachbarschaft berücksichtigt und nach Möglichkeit vergünstigte Fahrkarten oder ein kleines Freikartenkontingent für weniger zahlkräftige Familien zur Verfügung stellt“. Generell allerdings freut sich POW „auf den neuen temporären Nachbarn“ und „auf das visuelle Erlebnis und die Außenwirkung, die das Riesenrad auf jeden Fall mit sich bringen wird“.
Sehr kritisch sehen dagegen die beiden SPD-Ortsvereine Neckarstadt-Ost und -West das Riesenrad-Projekt. Es verkenne „die soziale und wirtschaftliche Lage der Kinder in der Neckarstadt-West“, und die Stadtverwaltung habe den Bürgern keine wirkliche Chance auf Beteiligung gegeben, kritisieren sie in einer Mitteilung. Ewert, der auch Vorsitzender des Ortsvereins Ost ist, wird darin aber nicht genannt.
Stadtsprecher Dirk Schuhmann sagt, bei der von der Verwaltung initiierten Bürgerbeteiligung seien „leider weniger Vorschläge eingegangen als erhofft“. Auch während der Zwischennutzung mit Riesenrad und Karussell könnten allerdings „bürgerschaftliche Aktivitäten auf unmittelbar angrenzenden Flächen stattfinden, zum Beispiel direkt auf dem Alten Meßplatz“. Vom 28. bis 30. April mache da zum Beispiel das Infomobil des Deutschen Bundestags Station. Und am 1. Mai starte dann POW mit seinen Angeboten in die Sommersaison. „Beide Angebote sind für die Besucher kostenfrei und ohne Konsumzwang nutzbar – wie auch der Alte Meßplatz selbst mit seiner Brunnenanlage und den Sitzgelegenheiten.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Riesenrad löst die Probleme allenfalls zum Teil