Mannheim. Über die Fläche am südlichen Verbindungskanal ist schon viel nachgedacht und diskutiert worden. Weil sie so nahe am Herzen der Stadt liegt und doch so – freundlich ausgedrückt – untergenutzt ist. Wie man das halt so nennt, wenn Lagerhallen und Parkplätze das Bild dominieren. Dabei erscheint es naheliegend, das 2,9 Hektar umfassende Areal, das ungefähr so groß ist wie sechs Fußballplätze und dem Land gehört, aufzuwerten.
Schließlich hat sich der Verbindungskanal im nördlichen Bereich mit der Ansiedlung von Popakademie, Existenzgründungszentrum C-Hub, Kauffmannmühle und Co. doch schon so erfolgreich gemausert. Diese Entwicklung soll nun auch im Süden fortgesetzt werden. Darum haben Stadt und Land ein städtebauliches Konzept erarbeiten lassen, das an diesem Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt wird.
Nahe Störfallbetriebe als Problem
Darin stehen einige interessante Dinge. So haben die Planer unter anderem untersucht, ob dort ein neues, dringend benötigtes Wohnheim für Studierende gebaut werden kann. Allerdings sind sie zu dem Ergebnis gekommen: „Die zusätzliche Nutzung durch studentisches Wohnen ist durch die Nähe zu Störfallbetrieben der Hafenanlagen sowie erhöhten Schallschutzanforderungen voraussichtlich nur nach Aufgabe der umliegenden Hafennutzung möglich.“
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Auch dem angedachten Bau eines Konzertsaals für die Musikhochschule bescheinigen sie schlechte Karten: „Die zusätzliche Nutzung durch einen Konzertsaal ist voraussichtlich nur durch den aktiven Schutz vor Schall und Schwingungen der umliegenden Hafenanlagen und Verkehrsflächen möglich.“
Die Errichtung einer großen Halle für den Uni-Sport samt Außengelände auf dem Dach sowie weiterer Gebäude mit fast 35 000 Quadratmeten Geschossfläche für diverse Nutzungen können sie sich dagegen gut vorstellen. Darum schlagen die Fachleute in ihrer „Vorzugsvariante“ vor: „Mit den heutigen Gegebenheiten ist die Nutzung des Geländes durch die Hochschulen, Landeseinrichtungen und Dienstleistungen des Hafens sowie der Sporthalle am ehesten umsetzbar.“
Umbau könnte sofort beginnen
Konkretere Ideen dafür gibt es offenbar noch nicht. Zumindest sind weder beim Land noch bei der Universität auch auf Nachfrage zurzeit solche zu erfahren. Nur, dass das Gebiet nicht für Lehrgebäude geeignet sei, weil die Entfernung zu groß wäre, betont die Uni und wiederholt damit ihre bekannte Position. Und sie unterstreicht, dass es neben ihr ja auch noch andere Hochschulen gebe, die die Fläche nutzen könnten.
Theoretisch könnte das sogar relativ schnell geschehen: Nach Angaben der Stadt ist kein weiteres Bebauungsplanverfahren notwendig, um das Areal aufzuwerten: „Die weitere Entwicklung ist daher im Wesentlichen davon abhängig, wann durch die Hafengesellschaft einzelne konkrete Nutzungen hier auf der Grundlage dieses Konzepts angesiedelt und baulich umgesetzt werden können“, so die Verwaltung.
Die Planer des städtebaulichen Konzepts schlagen eine Realisierung in drei Entwicklungsstufen vor – hauptsächlich abhängig von der Laufzeit der Mietverträge der noch bestehenden Gebäude. Demnach könnte die erste Stufe, zu der die Sporthalle und einige südlich gelegene Bauwerke gehören, sofort beginnen. Die zweite und dritte würden dann ab etwa 2030 beziehungsweise 2040 folgen.
Das sind die zentralen Ergebnisse der Fachleute, die also wenig Spielraum für ein Wohnheim am Verbindungskanal sehen. Zumindest solange sich der Hafen nicht zurückzieht – was die Hafengesellschaft mit Unterstützung des Landes als ihrer Eigentümerin zuletzt in der Öffentlichkeit jedoch stets vehement ablehnt hat.
Doch man muss bei der ganzen Entwicklung noch einen weiteren Aspekt beachten: Bereits im Zuge der geplanten Bebauung des Friedrichsparks war die Nähe zum Hafen und den dort ansässigen „Störfallbetrieben“, in denen Gefahrgut gelagert und umgeschlagen wird, ein Thema. Eine als „Contargo-Gutachten“ bekannt gewordene Analyse kam seinerzeit zwar zu dem Ergebnis, dass die Sicherheitsabstände zum Friedrichspark groß genug seien, um die dort vorgesehenen Gebäude zu errichten. Da das Areal am südlichen Verbindungskanal jedoch näher an den kritischen Stellen liegt, stand die Entwicklung dort plötzlich auf sehr wackeligen Füßen.
Ende der Gefahrgutlagerung?
Die Stadt reagierte darauf, indem sie die Aufstellung eines Bebauungsplans beschloss, der die künftige Nutzung des Bereichs „steuern“ soll, wie es offiziell hieß. Denn durch dieses Instrument hat sie einen wesentlich größeren Handlungsspielraum – und die Genehmigung des Unternehmens, im Containerterminal des Hafens gefährliche Güter umzuschlagen, läuft 2025 aus.
Das alles geschah wohlgemerkt bereits vor dem Chemie-Unfall im Handelshafen im vergangenen Sommer, der eine Giftwolke auslöste und bei dem sich 16 Personen verletzten. Doch spätestens dieser hat gezeigt, wie relevant das Thema ist. Und er dürfte viele Menschen nochmals darüber nachdenken haben lassen, ob in einer Großstadt an zentraler Stelle Gefahrstoffe lagern sollten – oder nicht.
Es könnte also durchaus sein, dass sich die Lage mittelfristig noch einmal deutlich ändert – und es womöglich doch Spielräume für ein Wohnheim am Verbindungskanal gibt. Im städtebaulichen Konzept steht davon zwar noch nichts. Womöglich wird aber im Gemeinderatsausschuss am Dienstagnachmittag darüber gesprochen.
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