Versteigerungen

Das planen die neuen Eigentümer auf Mannheims Turley-Areal

Für neun Gebäude der Tom Bock Group auf dem Mannheimer Turley-Areal hat die Sparkasse die Zwangsversteigerung angestrengt. Jetzt kommmt das letzte Gebäude unter den Hammer. Wir haben die neuen Eigentümer nach ihren Plänen gefragt

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Eines der versteigerten Gebäude: Das Haus am Turleyplatz 11-12 ging für zehn Millionen Euro an die Claus Wisser Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH. © Thomas Tröster

Mannheim. Unscheinbar sieht es aus, das rote Häuschen, in dem früher US-Soldaten ihren Haarschnitt verpasst bekamen. Das kleine, ehemalige Militär-Betriebsgebäude am Turleyplatz 13 ist die letzte Immobilie aus dem ehemaligen Bestand der insolventen Tom-Bock-Group (TBG), die an diesem Donnerstag im Kulturhaus Käfertal um 12.30 Uhr unter den Hammer kommt. Das Finale der von der Sparkasse Rhein-Neckar Nord angestrengten Zwangsversteigerungen nimmt der „MM“ zum Anlass, sich bei bisherigen Käufern umzuhören, was sie mit dem erworbenen Eigentum vorhaben. Beispielsweise will der Mannheimer Unternehmer Tamer Baklan ein denkmalgeschütztes Sandstein-Gebäude aus der Kaiserzeit als Hotel nutzen.

Das sagt die Sparkasse

Seit dem letztjährigen Oktober sind acht Immobilien auf dem Konversionsareal Turley unter den Hammer gekommen und haben zwischen 800 000 und zehn Millionen Euro erzielt. Auch wenn bei so manch einem Objekt der Zuschlag deutlich unter dem vom Gutachter bezifferten Verkehrswert lag, so erklärt Rico Fischer, Pressesprecher der Sparkasse Rhein-Neckar Nord, auf „MM“-Anfrage: „Wir sind zufrieden.“ Das Mini-Militärgebäude, das die von der Sparkasse angestrengte Versteigerungsserie beendet, wird mit 350 000 Euro bewertet.

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Die Pläne von Tamer Baklan

Als Tamer Baklan vor sechs Monaten für die gleichnamige Gruppe, die seit über zwei Jahrzehnten in Mannheim und der Region auf dem Immobilienmarkt tätig ist, für knapp 1,3 Millionen Euro das denkmalgeschützte Sandstein-Ensemble an der Ecke Turleystraße/Grenadierstraße ersteigerte, erklärte der Unternehmer gegenüber dem „MM“: „Wir werden unsere Expertise einbringen, um da was Schönes draus zu machen.“ Inzwischen steht fest, dass ein Hotel entstehen soll - was zum erweiterten Geschäftsfeld der Gruppe passt. Tom Bock hatte in dem Gebäude ebenfalls ein Hotel geplant.

Für die einstige Reithalle stünden mehrere Optionen zur Diskussion, heißt es von der Baklan-Group. Dieses ebenfalls denkmalgeschützte und stark restaurierungsbedürftige Kulturdenkmal hatte Baklan für 1,14 Millionen erworben.

Ballettschule und Kindergarten

Bei den bisherigen Zwangsversteigerungen bekam eine Bietergruppe um den Mannheimer Baustoffhändler Orazio Randazzo zwei Mal den Zuschlag. Im Falle des Gebäudes Turleystraße 12, das Betreuungseinrichtungen für Kinder beherbergt, erst nach einem langatmigen Bieterstreit mit einer Grundstücksgesellschaft und dem abgegebenen Höchstgebot von 2,761 Millionen Euro. Wie Randazzo mitteilt, läuft der Kita-Mietvertrag weiter.

Gleiches gelte für die Ballettschule, die in dem Gewerbegebäude untergebracht ist, das die Bietergemeinschaft auf dem Areal Turleystraße 24 und 26 gemeinsam mit einem nicht fertiggestellten Veranstaltungspavillon und einer Freifläche für 801 000 Euro ersteigert hat. „Wir planen Gastronomie“, kündigt Randazzo an.

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Geräte für Augenchirurgen

Dass sich die Firma Haag-Streit Simulation das Ensemble Turley-Straße 14-22 trotz erheblicher Bauschäden für 7,7 Millionen Euro sicherte, war keine Überraschung. Schließlich hatte sich dort schon die Vorgängerfirma „VRmagic“, die erfolgreich einen Virtual-Reality-Simulator zur Ausbildung von Augenchirurgen auf den Markt brachte, eingemietet. Auf Anfrage lässt die Schweizer Haag-Streit Group, die das Gebäude ersteigerte, wissen, man wolle am Standort Mannheim Geschäftstätigkeiten ausbauen.

Von der Claus Wisser Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH in Frankfurt, die für zehn Millionen Euro (und damit deutlich unter dem angegebenen Verkehrswert) das imposante Wohn- und Geschäftshaus am Turleyplatz 11-12 kaufte, war am Mittwoch keine Stellungnahme zu bekommen. Allerdings hatte der 81-jährige Unternehmer und Kunstmäzen Claus Wisser, der die Zwangsversteigerung verfolgt hatte, damals gegenüber dem „MM“ erklärt: Die erworbene Immobilie solle komplett in Schuss gebracht und voll vermietet werden.

Zu der in Köln ansässigen Al-Radwan GmbH & Co. KG, die für etwas mehr als vier Millionen Euro den Zuschlag für ein Kaiserzeit-Haus mit Neu-Anbau erhalten hatte, konnte die Redaktion keinen Kontakt herstellen.

Freie Autorin

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