Mannheim. Es liegt sonst in München sicher im Tresor, kam per Kurier in einem speziellen Koffer mit Schloss: Das weltweit erste erkannte Saurierfossil ist jetzt in den Reiss-Engelhorn-Museen (REM) eingetroffen. Es stellt eines der Exponate der großen Ausstellung „Saurier – Faszination Urzeit“ dar, die ab Sonntag im Museum Weltkulturen zu sehen sein wird. Die Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie München hat es eigens ausgeliehen, weil es bis 1803 im Mannheimer Schloss ausgestellt war.
„Hier ist es gut aufgehoben“, findet der Münchner Oberkonservator Oliver Rauhut, als er das versteinerte Skelett vorsichtig mit Handschuhen in die Vitrine platziert. Er freue sich, „dass es hier einmal öffentlich gezeigt werden kann“, zumal es ja einen engen Bezug zu Mannheim gibt. Und daher war es auch Winfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, wichtig, diese Überreste eines Flugsauriers mal wieder hier zeigen zu können. Sein Sohn Cedric hat sogar eigens mit 3D-Druck eine Rekonstruktion hergestellt, um den Besuchern zu veranschaulichen, um was für ein Tier es sich handelt.
Collini stuft den Flugsaurier als „merkwürdige Kreatur“ ein
Das hat man gar nicht gewusst, als die 148 Millionen Jahre alte Versteinerung im 18. Jahrhundert bei Eichstätt gefunden wurde. Sie gelangt um 1780 in das 1757 angelegte Naturalienkabinett von Kurfürst Carl Theodor, der ja wissenschaftlich sehr interessiert war, im Ostflügel des Schlosses. Dort befasst sich Cosimo Alessandro Collini (1727–1806), der Leiter des Kabinetts, damit. Der untersucht es und veröffentlicht 1784 eine erste Beschreibung des Skeletts. Allerdings spricht er von einer „merkwürdigen Kreatur“, denn er kann es nicht in die bekannte Tierwelt einordnen und zählt es zu den Meereslebewesen.
Erst der französische Anatom Georges Cuvier (1769–1832) ordnet es 1801 als ein fliegendes Reptil ein, das er Ptéro-Dactyle (Flügelfinger) nennt. Das Besondere: Er beschreibt diese Tiergattung als ausgestorben. „Damals eine unerhörte Idee, dass es aussterbende Tiere gibt, denn man geht ja allgemein davon aus, dass Gott alle Lebewesen geschaffen hat“, erläutert Rauhut. Heute lautet der wissenschaftliche Name Pterodactylus antiquus.
Der kleine Flugsaurier hat meist um die zwei Kilogramm Gewicht und zählt zur Gruppe der Kurzschwanzflugsaurier (Pterodactyloidea). Seine Flughaut war mit einem feinen Haarflaum besetzt, so Rosendahl, der länglich-schmale Schädel – erwachsene Tiere hatten einen Schädelkamm – besaß einen Kiefer mit vielen kleinen Zähnen. Als Nahrung nahm er kleine Fische und Insekten zu sich.
Der Fund sei „das erste erkannte Flugsaurierfossil und macht aus Mannheim einen besonderen Ort der Saurier-Forschung“, so Rosendahl. 1803 ist das Naturalienkabinett aber aufgelöst und nach München gebracht worden, von wo die Kurpfalz ja ab 1789 regiert wird. „Schädel, Oberkiefer, Unterkiefer, Arme, Beine – alles gut zu erkennen“, freut er sich über den guten Erhaltungszustand des Fossils: „Das hatte immerhin Carl Theodor in Händen.“
Das ist auch der Grund, warum die VR-Bank die Objektpatenschaft übernommen und damit die Ausstellung finanziell unterstützt hat. „Wir sind mit der Region verbunden und wollten etwas fördern, was mit der Region verbunden ist“, so Vorstandsmitglied Konrad Braun.
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