Kommunalwahl

CDU Mannheim wählt Kranz auf Platz eins - und sorgt für Überraschung

Claudius Kranz wird die CDU Mannheim als Spitzenkdandidat in die Kommunalwahl 2024 führen. Der Fraktionsvorsitzende erhielt beim Nominierungsparteitag 90 Prozent der Stimmen - und nannte das Ziel bei der Wahl

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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CDU-Kreisverband Mannheim beschließt die Liste für Kommunalwahl. Die ersten 15 Gelisteten stehen zum Gruppenbild zusammen. © Christoph Bluethner

Mannheim. Ohne Gegenkandidaten und ohne Gerangel um Plätze hat die CDU-Parteibasis am Samstag im Waldhöfer Roman-Nitsch-Haus der von einer Findungskommission und dem Kreisvorstand vorgeschlagenen Nominierungsliste für die Gemeinderatswahl am 9. Juni 2024 zugestimmt. Der Rechtsanwalt und Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz ist wie vor fünf Jahren Spitzenkandidat. Nicht nur durch seine Rede zieht sich das Credo: Dem im Sommer gewählten christdemokratischen Oberbürgermeister soll im neuen Gemeinderat eine bürgerliche Mehrheit folgen.

Bevor es mit der Tagesordnung so richtig los geht, beschäftigt eine Frage im Saal. Kommt er oder kommt er nicht? Gemeint ist der dienstälteste Stadtrat Egon Jüttner, der der CDU übel nimmt, nicht mehr auf die Liste gesetzt worden zu sein. Der Ehrenvorsitzende seiner Partei lässt sich aber nicht blicken und vergibt damit die Möglichkeit einer Spontan-Kandidatur.

Sengül Engelhorn auf Platz fünf

Als Spitzenkandidat bekommt Claudius Kranz zehn statt drei Minuten, um sich und sein Wahlprogramm vorzustellen. Was der Fraktionschef fordert, ist auch in anderen Bewerbungsreden Thema: pragmatischer Ausbau von Kitas („es muss nicht immer einen Architektenwettbewerb geben“), mehr Unterstützung für Ehrenamtliche und Vereine, realistische Verkehrspolitik mit „fairem Ausgleich“ aller Beteiligten, Erhalt kultureller Leuchttürme wie Theater, Kunsthalle und Reiss-Engelhorn-Museen, stabile Finanzen.

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Waltraud Kirsch-Mayer
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32 Männer und Frauen tauchen das erste Mal auf einer CDU-Liste für die Gemeinderatswahl auf. Manche sind ganz neu in der Kommunalpolitik. Beispielsweise Sengül Engelhorn. Dass die studierte Diplom-Betriebswirtin, Mutter dreier Kinder und Ehefrau von Fabian Engelhorn, dem geschäftsführenden Gesellschafter des gleichnamigen Modehauses, aus dem Stand auf Platz fünf gesetzt wird, gleicht einer kleinen Sensation.

In ihrer Bewerbung erzählt die 48-Jährige, dass sie als Kind einer Gastarbeiterfamilie von Anatolien nach Mannheim kam, sich in der Quadratestadt schnell heimisch fühlte („ich erlebte nie Fremdenhass“), die Bildungschancen toll fand und jetzt etwas zurückgeben möchte.

Neueinsteiger Christian Lamadé bekommt 74 Ja-Stimmen

Überhaupt sorgen die „Neuen“ für Überraschungen – vor allem auf den hinteren Plätzen. Per Videoclip präsentiert sich VGH-Richterin Andrea Kloster, seit Jahren beim Caritasverband engagiert. Die Kandidatin auf Platz 44 erhält wie auch Jurist Stephan Klein (Platz 41) die höchste Zahl an Ja-Stimmen, nämlich 75. Und so viele hat ebenfalls der Digital-Spezialist Gernot Wilken (Platz 19) auf sich vereint – was außerdem für Michael Grötsch gilt, der nach seiner Bürgermeister-Amtszeit in den Gemeinderat wechseln möchte, wozu er auf Platz 13 gute Chancen hat.

Und Neueinsteiger Christian Lamadé, bei dem so einige CDUler Foxtrott und Wiener Walzer in der gleichnamigen Traditionstanzschule gelernt haben dürften, holt auf Platz 47 satte 74-Ja-Stimmen. Zur Einordnung: Insgesamt sind jeweils 91 Stimmzettel abgegeben worden mit der Möglichkeit, für oder gegen eine Person zu votieren oder sich zu enthalten.

Auch die letzten Ränge sind bei der CDU prominent besetzt

Üblicherweise betrachten Parteien hintere Plätze als „Ferner liefen“-Zone. Bei der Mannheimer CDU hat sich eingebürgert, auch letzte Ränge prominent zu besetzen – „damit jene, die von hinten eine Liste lesen, staunen, wie viel Personal wir haben“, so Fraktionschef Kranz. Bereits zum sechsten Mal kandidiert Rudolf Götz, Unternehmer mit Bloomaulorden, auf dem 48. und letzten Platz, von dem er vor fünf Jahren durch Kumulieren und Panaschieren auf Rang 20 katapultiert wurde.

Gleichwohl bieten vordere Positionen höhere Chancen, in den Gemeinderat einzuziehen. Unter den ersten Zehn haben sich auf der Liste die amtierenden Stadträte Claudius Kranz (Platz 1), Konditormeisterin Martina Herrdegen (2), Rechtsanwalt Alexander Fleck (6), Hausfrau Marianne Seitz (7) und Archäologe Alfried Wieczorek (10), außerdem von der Kreisvorstandsspitze Christian Hötting (3) und Stellvertreter Lennart Christ (4) behauptet.

OB Christian Specht - Neutralitätspflicht ab 9. März

Klar, dass Oberbürgermeister Christian Specht nach seinem Bürgergespräch einen Besuch abstattet. Schließlich haben ihn viele der Kandidaten und Kandidatinnen beim Wahlkampf mit großem Einsatz unterstützt. Er freut sich über eine „wunderbar harmonisch verlaufene“ Nominierung und kündigt an, den Kommunalwahlkampf aktiv unterstützen zu wollen – jedenfalls bis 9. März, denn danach beginnt für ihn als OB die Neutralitätspflicht.

Dass Digitalisierung im Parteienalltag noch keine Rolle spielt, offenbart das manuelle Auszählen der Wahlzettel – was sich rund zwei Stunden hinzieht. Nur gut, dass alle 48 Kandidierenden plus drei Ersatzleute die erforderliche Zahl von mindestens der Hälfte aller Stimmen üppig erreicht haben und so keine Nachwahlen erforderlich sind. Bei der Verkündigung der Ergebnisse ist der Saal bereits ziemlich leer.

Freie Autorin

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