Mannheim. Am Alsenweg im Mannheimer Norden, wo das Herz des SV Waldhof immer noch schlägt, riecht es am Sonntag nach gegrillter Bratwurst. Und ein wenig nach Aufbruch, natürlich im übertragenen Sinn. 250 Fans und Mitglieder sind gekommen, als der SVW mit einem Vereinstag seine in Eigenregie neu aufgestellte Jugendabteilung offiziell einweiht, die seit dem Sommer unter dem Namen „BuweFabrik“ firmiert. Hier sollen künftig die Profis von morgen produziert werden.
Nach dem Ausstieg des langjährigen Kooperationspartners „Anpfiff ins Leben“ im vergangenen Jahr hatte die Talentschmiede der Blau-Schwarzen aufgrund existenzieller wirtschaftlicher Probleme in den Abgrund geblickt. Jetzt spüren sie am Alsenweg wieder den Boden unter den Füßen.
„Die Stimmung ist top, der Zusammenhalt ist gut und die Mannschaften funktionieren alle“, sagt Vizepräsident Horst Seyfferle, zuständig für die Belange des e.V. innerhalb des SV Waldhof. Gemeinsam mit dem neuen Jugendleiter Matthias Findeisen hat Seyfferle die traditionsreiche Jugendarbeit beim SVW, für die Namen wie Jürgen Kohler, Christian Wörns oder Hanno Balitsch stehen, vor dem Aus bewahrt. In unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit musste das Duo Sponsoren für die Jugend suchen sowie Spieler und Trainer für die U-Mannschaften finden. Und das alles unter immensem Zeitdruck.
Stolzer „Barackler des Jahres“ ausgezeichnet
Findeisen wird am Sonntag für sein Engagement vom Waldhof-Fanclub „Doppelpass“ als „Barackler des Jahres“ ausgezeichnet. Ein Preis, der seit 2019 besondere Verdienste um den Verein würdigt. Bisher ausgezeichnet wurden Aufstiegstrainer Bernhard Trares (2019), Sören Runke vom Fandachverband „Pro Waldhof“ (2020), Martin Willig vom Fanprojekt (2021) und Charly Holzmann (2022) für seine jahrzehntelange Arbeit im Jugendbereich. „Mir bedeutet der Preis etwas, weil damit verbunden ist, dass die Jugendarbeit wieder ins Blickfeld des Vereins und der Stadt gerückt worden ist. Es ist natürlich auch eine persönliche Anerkennung meiner Arbeit, aber das alles ist nur im Team gelungen“, sagt Findeisen am Sonntag am „Alse“.
Ein paar Meter entfernt stehen bei diesen Aussagen die GmbH-Aufsichtsräte Christian Beetz und Mark-Fabian Schumacher am Grill, auch die beiden anderen Präsidiumsmitglieder Tobias Schmidt und Birgit Loewer-Hirsch zeigen Präsenz. Genau wie die Profis Marcel Seegert, Minos Gouras, Baxter Bahn, Kennedy Okpala, Julian Riedel und Pascal Sohm.
Seit dieser Saison organisiert der SV Waldhof seine Jugendarbeit wieder selbst. Vizepräsident Seyfferle zeigt sich mit dem Erreichten zufrieden. „Es läuft im Moment. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, sind wir auf einem sehr guten Weg. Dass wir so wieder aufstehen, hätte uns im vergangenen Jahr niemand zugetraut“, sagt der 59-Jährige. Sportlich scheinen die als U21 in der Verbandsliga spielende zweite Mannschaft, die U19 und die U17 nach den bisherigen Eindrücken stark genug aufgestellt, um zumindest den Abstieg in ihren jeweiligen Klassen zu vermeiden.
Kennedy Okpala als Vorbild für die Waldhöfer Jugendspieler
Im Umfeld wird unterdessen fleißig daran gewerkelt, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Die Sanitäranlagen im Jugendzentrum, die laut Seyfferle „in einem katastrophalen Zustand“ gewesen seien, wurden mit Unterstützung zweier Sponsoren für rund 40 000 Euro saniert, das Gebäude außen neu gestrichen. Der Förderkreis Waldhofjugend hat 4000 Euro, unter anderem aus seinen Aktionen rund um das 40-jährige Bundesliga-Jubiläum, direkt an den e.V. weitergeleitet.
In einem neuen Behandlungsraum bieten Mitarbeiter des Partners Atos Physiotherapie den Nachwuchsspielern jeden Abend eine professionelle Betreuung an, in der Neos Praxis von SVW-Arzt Konstantinos Cafaltzis können sich die Talente regelmäßig untersuchen lassen.
Dass in dem erst 18-jährigen Kennedy Okpala in dieser Saison ein Eigengewächs den Sprung ins Drittliga-Profiteam geschafft hat, wirkt bei den Waldhöfer Jugendspielern wie ein zusätzlicher Motivationsschub. „Das ist natürlich eine Hausnummer, die wir sehr gut für uns nutzen können. Die Nachfrage von Spielern, die zu uns kommen wollen, ist groß“, berichtet Vizepräsident Seyfferle. Mit Nachbarvereinen aus der 1. und 2. Liga wie Darmstadt 98, Mainz 05 und dem Karlsruher SC agiere man nun fast wieder auf Augenhöhe. „Für Spieler, die bei diesen Vereinen in der Bundesliga nicht ganz Fuß fassen können, sind wir wieder interessant geworden“, sagt Seyfferle.
Trainer Rüdiger Rehm zeigt viel Interesse
Der Vizepräsident ist außerdem froh darüber, dass in Ex-Waldhof-Profi Rüdiger Rehm nun ein Mann die Profimannschaft trainiert, der um die Bedeutung der Jugendarbeit im Verein weiß. „Der Austausch und die Absprachen mit der sportlichen Leitung funktionieren wirklich gut“, sagt Seyfferle. Rehm oder seine Assistenten Theodores Dedes und Mike Krannich schauten sich regelmäßig Spiele der U21 und U19 an.
Und wie sehen die nächsten Schritte aus, um die „BuweFabrik“ weiter nach vorne zu bringen? Präsident Bernd Beetz hat das Ziel formuliert, ein vom DFB abgenommenes professionelles Nachwuchsleistungszentrum beim Waldhof aufzubauen. Ein Plan, den der Verband unter Verweis auf die damals noch existierende Verbindung mit „Anpfiff ins Leben“ (und damit indirekt zu Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp) vorläufig durchkreuzt hat.
Beetz-Vize Seyfferle hütet sich vor allzu forschen Ansagen. „Wir müssen das stabilisieren, was wir jetzt aufgebaut haben. Das haben wir ja mehr oder weniger aus dem Boden gestampft“, sagt er. Sätze, aus denen eine gewisse Demut spricht. Am Alsenweg, wo das Herz des SV Waldhof schlägt, scheint eine gute und hoffentlich nachhaltige Entwicklung angestoßen worden zu sein.
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