Mannheim. Ab 2017 waren sie bundesweit ein großer Trend: Mehrwegbecher. In Mannheim stieß die Klimaschutzagentur mit „Bleib deinem Becher treu“ eine Kampagne an, an der Universität konnte man den „Macup“ kaufen, beim SV Waldhof wurden 50 000 Stück eingeführt und auch die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) sowie andere Unternehmen gaben welche an die Mitarbeiter aus. Ziel war, mit Mehrwegbechern die Einwegbecher zu reduzieren, also Müll zu vermeiden. Es wurde damals geschätzt, dass in der Stadt täglich 32 000 Einwegbecher weggeworfen werden. Gab es zu Beginn dutzende euphorische Medienberichte zum Thema, ist es dann ruhig geworden. Werden Mehrwegbecher in Mannheim überhaupt noch benutzt?
Laut Klimaschutzagentur gibt es seit Januar 2023 eine gesetzliche Mehrwegangebotspflicht. Übersetzt aus dem Behördendeutsch heißt das: Gastronomische Betriebe mit Angeboten zum Mitnehmen müssen von Kunden mitgebrachte Gefäße befüllen. Magdalena Schlenk, Referentin für Nachhaltigkeit bei der Klimaschutzagentur, sagt dazu: „Seit es die Mehrwegangebotspflicht gibt, haben wir unsere Förderung für Mehrwegangebote in der Gastronomie eingestellt. Gefördert werden von uns nur freiwillige Maßnahmen. Wir hatten eine Impulskampagne gemacht, das Projekt ist ein Baustein von vielen zur Vermeidung von Plastik.“
Die Corona-Pandemie hat die Kampagne ausgebremst
Statistische Daten zur Nutzung der Klimaschutzagentur-Becher gebe es nicht, aber „wir wissen, dass sie weiterverwendet werden“. Die Bereitstellung von Mehrwegbechern sei abgeschlossen, die Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit zur Abfallvermeidung werde aber im Rahmen der Kampagne „Tschüss Einweg, hallo Mehrweg“ von der Klimaschutzagentur fortgeführt: „Wir arbeiten nicht profitorientiert und haben zuerst mit unseren Mehrwegbechern eine Lücke im Angebot gefüllt. Aber jetzt gibt es Firmen, die Mehrwegsysteme professionell und deutschlandweit anbieten.“
Die Klimaschutzagentur verleiht aber weiterhin bis zu 500 Behälter der Kampagne „Bleib deinem Becher treu“. Das geschehe, so Schlenk, ungefähr ein Dutzend mal jährlich, vor allem zu Schul- und Sportfesten. Sie wurden in Deutschland hergestellt, der Kunststoffbecher ist recycelbar, spülmaschinenfest und mit Deckel auslaufsicher. Die Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass weniger Mehrwegbehälter genutzt worden seien: „Wir haben festgestellt, dass es während der Corona-Pandemie in vielen Bäckereien Unsicherheit bezüglich der Hygiene beim Personal gab. Es war aber nie verboten, Mehrwegbecher zu befüllen.“
Das bestätigt Vera Wolf, Geschäftsführerin der Bäckerinnung Mannheim Stadt und Land: „Die Innung engagierte sich bei der Kampagne ,Bleib deinem Becher treu’. Als die Sache langsam ins Rollen gekommen war, machte uns die Coronakrise einen dicken Strich durch die Rechnung. Die große Angst vor möglichen Viren, die an fremden Tassen haften könnten, und die gesetzlichen Vorschriften, die während dieser Zeit herrschten, brachten alle Mehrwegideen zum Stillstand.“ Heute informiere die Innung ihre Betriebe über die Angebotspflicht von Mehrwegvarianten. „Allerdings erreichen uns Rückmeldungen, dass diese Angebote so gut wie gar nicht von Kunden angenommen werden.“
Sind die Mehrwegbecher in den hinteren Bereichen der Küchenregale oder gar in der Gelben Tonne gelandet? Zumindest René Weintz (Bereich Kommunikation und Marketing bei der RNV) widerspricht: „Ich trinke selbst fast täglich aus dem Becher!“ Insbesondere das Fahrpersonal nutze diese gerne, um zum Beispiel am Paradeplatz frischen Kaffee mit ins Fahrzeug zu nehmen. Alle der 2200 Mitarbeiter hätten einen solchen Becher erhalten, viele seien noch im Umlauf und neue werden auch an die neuen Kollegen weiterhin ausgegeben. Weintz betont: „Wir betrachten die Becher als einen sinnvollen Beitrag zur Müllvermeidung und begrüßen den Einsatz von Mehrweggeschirr.“ In der Kantine der RNV werde allerdings ein anderes Mehrwegkonzept angeboten.
Auch in der Kantine der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe wurden die Becher eine Zeit lang benutzt. Allerdings gab es wieder eine Umstellung auf Porzellan, doch es sei weiter wichtig, Behälter wieder zu verwenden.
Uni stellt Konzept zugunsten der Stadt-Kampagne wieder ein
Die Universität hatte damals sogar zuerst einen eigenen Becher genutzt. Betty Kübe von der Geschäftsführung Universität Mannheim Service und Marketing GmbH erklärt: „Als wir den Macup eingeführt haben, hat die Stadt Mannheim etwas später das System ,Bleib deinem Becher treu’ eingeführt - zusammen mit der Klimaschutzagentur Mannheim.“
Im Zuge der Einführung dieser anderen Systeme habe die Universität ihr Konzept eingestellt, da solche nur dann erfolgversprechend seien, wenn eine Konzentration auf wenige stattfinde und nicht unzählige Angebote auf dem Markt erscheinen. Sie meint: „Für den Campus hat das Studierendenwerk die größere Reichweite, für die Stadt sicherlich das Konzept ,Bleib deinem Becher treu’.“ Dennoch werde der Macup der Universität weiterhin für fünf Euro als Mehrwegbecher verkauft: „Bald ist dieser auch wieder vor Ort vorhanden.“
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