Mannheim. Die seit vergangenen September geltenden verkürzten Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen können wieder ausgeweitet werden: Zum Kita-Jahr 2025/26 steigt der Betreuungsumfang in den städtischen, evangelischen und katholischen Einrichtungen um eine Stunde von derzeit 41,5 auf 42,5 Stunden in der Woche.
Aufgrund fehlender Fachkräfte war es in der Vergangenheit oft zu spontan und kurzfristig reduzierten Öffnungszeiten gekommen. Um das Angebot zu stabilisieren und den Abbau von Betreuungsplätzen zu verhindern, hatten sich die Stadt Mannheim sowie die beiden konfessionellen Träger, die katholische und die evangelische Kirche, zum Kita-Jahr 2024/25 darauf verständigt, die Betreuungszeit von 46,5 auf 41,5 Wochenstunden zu verringern.
Mannheimer Eltern begrüßen die trägerübergreifende Initiative zu den Kita-Öffnungszeiten
Jetzt kommt wieder eine Stunde dazu. „Eine positive Botschaft“, sagte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert im Jugendhilfeausschuss: „Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, eine trägerübergreifend einheitliche Betreuungszeit für das kommende Kita-Jahr zu vereinbaren. Diese Ausweitung der Öffnungszeiten ist ein wichtiges Signal, dass sich die Fachkräftesituation in unseren Kitas etwas entspannt.“
Jede Stunde mehr, die Kinder verlässlich in einer Kita betreut werden könnten, sei eine Entlastung für die Familien, begrüßte auch Steffen Jooß, Verwaltungsdirektor der Evangelischen Kirche Mannheim, die trägerübergreifende Initiative: „Deshalb bedeutet es uns viel, den Eltern trotz der angespannten Personalsituation auch in unseren Kitas nun zumindest eine kleine Ausweitung der Betreuungszeit anbieten zu können. Wir danken unseren Kita-Teams, dass sie dies mit ermöglichen.“
Andreas Krolop, stellvertretender Geschäftsführer der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Mannheim, betonte, dass für die Umsetzung der Vereinbarung die Akzeptanz der Mitarbeitenden wichtig sei. „Diese engagieren sich Tag für Tag mit Kompetenz und Hingabe für die ihnen anvertrauten Kinder – und das aufgrund des Fachkräftemangels weiterhin an der Belastungsgrenze. Sie müssen wir als Kita-Träger ebenso im Blick behalten“, so Krolop. Daher trage man die Ausweitung der Betreuungszeiten mit, werde den Einrichtungen allerdings individuelle Spielräume bei der Umsetzung der zusätzlichen Wochenstunde lassen.
Die Absenkung gilt insgesamt für drei Jahre. Im Rahmen dieser Anpassung hatten sich alle drei Träger dazu verpflichtet, vor Beginn jedes neuen Kita-Jahres zu prüfen, ob das verfügbare Fachpersonal eine Ausweitung der Betreuungszeiten zulässt. Dass die Personalsituation in den Kitas und Kinderhäusern weiterhin angespannt bleibt, machte Andreas Müller, Leiter des Fachbereichs Tageseinrichtungen für Kinder, deutlich: „Gleichwohl sehen wir, dass unsere Bemühungen und Maßnahmen der Personalgewinnung greifen und uns in die Lage versetzen, die Öffnungszeiten im kommenden Kita-Jahr leicht anzupassen und um eine Stunde zu erhöhen“, so Müller.
Nach Auswertung zahlreicher Rückmeldungen aus den Familien habe man sich entschieden, die zurückgewonnene Stunde Betreuungszeit in den städtischen Einrichtungen auf den Freitag zu legen. Dort hatten die Kitas im vergangenen Jahr nur bis 15 Uhr geöffnet. „Wir werden einheitlich eine tägliche Betreuungszeit von 7.30 Uhr bis 16 Uhr durchgehend vorhalten können“, so der Fachbereichsleiter. Wie bislang erhielten die Eltern eine anteilige Erstattung der Beiträge.
IG Metall Mannheim fordert verbesserte Rahmenbedingungen für Eltern
Der Zusammenschluss der Elternbeiräte Mannheims (ZEBMA) begrüßt die Erhöhung der Betreuungszeiten. „Insbesondere die Öffnungszeiten am Freitag hatten wir oftmals kritisiert und auf die schwierige Situation für die Eltern hingewiesen sowie Nachbesserungen verlangt. Wir freuen uns somit sehr, dass die drei Träger trotz weiterhin vorhandener Personalengpässe und Herausforderungen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit diesem Schritt wieder stärken und sagen Danke auch im Namen der Elternschaft“, so die Beiräte. Gleichzeitig fordern sie, nun den Fokus auf die Randzeitenbetreuung am Nachmittag zu legen, die auch im Kita-Jahr 2025/26 dringend notwendig sei. Auch hätten viele Eltern eine Abfrage der gewünschten Öffnungszeit erwartet.
Dass die immer noch verkürzten Betreuungszeiten massive Auswirkungen auf die Unternehmen haben, weiß Janna Köke, Geschäftsführerin der IG Metall Mannheim. „Anstatt in der Arbeitszeitdebatte die Rentnerinnen und Rentner in die Pflicht zu nehmen, sollten sich alle politischen Ebenen überlegen, wie sie Rahmenbedingungen für Eltern schaffen, durch die diese nicht ungewollt Teilzeit arbeiten müssen, weil Betreuungszeiten immer weiter eingeschränkt oder ständig verschoben werden“, sagt Köke und fügt hinzu: „Menschen, die mehr als 40 Jahre gearbeitet haben, sollten ihre Rente genießen können und nicht die sozial- und familienpolitischen Verfehlungen der Politik ausbaden müssen.“ Sie weist zudem darauf hin, dass die Teilzeitbeschäftigten sehr häufig Frauen seien. „Diese Potenziale von gut qualifizierten Fachkräften könnten durch politische Priorisierung gehoben werden“, so die Geschäftsführerin.
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