Bildung

Startchancen-Programm: weitere Mannheimer Schulen profitieren

Mit bis zu 40 Millionen Euro sollen 14 Mannheimer Schulen durch die größte Bildungsinitiative Deutschlands gefördert werden. Welche Schulen das sind.

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Simone Kiß
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Übergeordnetes Ziel von Startchancen ist die Halbierung der Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik verfehlen. © picture alliance/dpa

Mannheim. Mannheim profitiert erneut vom Startchancen-Programm: 14 weitere Schulen in der Quadratestadt sollen durch das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit bis zu 40 Millionen Euro gefördert werden. Das hat das baden-württembergische Kultusministerium bekannt gegeben. Schon zu Beginn der Initiative vor rund einem Jahr sind in einem ersten Schritt 30 Mannheimer Schulen in die Förderung aufgenommen worden. Damit befindet sich nun über die Hälfte der Schulen in der Stadt in dem Bildungsprogramm.

Startchancen soll Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler unterstützen. Bund und Länder investieren dafür zusammen rund 20 Milliarden Euro in zehn Jahren. Etwa 4000 Schulen sollen damit bundesweit gezielt gefördert werden. Eine aktive Bewerbung ist nicht möglich, Bildungseinrichtungen werden anhand sozialer und wirtschaftlicher Faktoren ausgewählt. Die Auswahlkriterien umfassen dabei Aspekte wie etwa den Migrationshintergrund der Kinder und Jugendlichen oder auch die Arbeitslosenquote im Einzugsgebiet der Schule.

Mannheim profitiert angesichts der besonderen Herausforderungen überproportional

„Mit der zweiten Tranche hat uns das Land jetzt insgesamt rund 120 Millionen Euro zugesagt. Diese Mittel werden wir den nächsten zehn Jahren dafür einsetzen, in den 44 ausgewählten Schulen die Lernbedingungen weiter zu verbessern“, begrüßt Oberbürgermeister Christian Specht die aktuelle Entscheidung des Kultusministeriums. „Diese gezielte Förderung stärkt unsere Schulen und hilft uns, Bildungsgerechtigkeit für alle Schülerinnen und Schüler zu verwirklichen – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.“

Zu den neu ausgewählten Schulen zählen die beruflichen Schulen Friedrich-List-, Max-Hachenburg- und die Carl-Benz-Schule. Im Bereich der Grundschulen wurden die Friedrichsfeld-, Gerhard-Hauptmann-, Pfingstberg-, Gustav-Wiederkehr- und die Käfertalschule aufgenommen. Weiterführende Schulen im Programm sind jetzt auch die Pfingstberg-Werkrealschule, die Seckenheim-Werkrealschule sowie die Realschule und Werkrealschule der Waldschule. Dazu kommen noch die Förderschulen Maria-Montessori-, Rheinau-, Gretje-Ahlrichs- und Eugen-Neter-Schule.

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Als „sehr gute Nachricht für die Mannheimer Bildungslandschaft“ bezeichnet Bildungsbürgermeister Dirk Grunert die Entscheidung: „Insbesondere Großstädte sind mit den Herausforderungen großer sozialer Ungleichheit konfrontiert. Um hier mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, müssen Ressourcen zielgerichtet dort eingesetzt werden, wo der Bedarf am größten ist. In den Sozialräumen, in denen mehr Förderbedarf besteht, muss auch mehr Förderung stattfinden.“ Mannheim werde angesichts der besonderen Herausforderungen überproportional gefördert. Das zeige die Dimension der Aufgabe, Bildungsgerechtigkeit herzustellen. „Und Bildungsgerechtigkeit ist nicht nur ein pädagogisches Ziel – sie ist auch eine Investition in den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Zukunft unserer Stadt“, so Grunert.

Das Bildungsprogramm unterstützt gezielt Schulen in Sozialräumen, in denen auch ein erhöhter Förderbedarf besteht. © picture alliance/dpa

Das Startchancen-Programm basiert auf drei Säulen: erstens ein Investitionsprogramm für eine „zeitgemäße Lernumgebung“. Dazu zählen beispielsweise Kreativlabore oder Lernräume für selbstgesteuertes Lernen. Hierbei sind die Kommunen gefragt. „Wir koordinieren die Umsetzung der Säule eins gemeinsam mit den Schulleitungen und dem Staatlichen Schulamt und begleiten die Schulen bei der Suche nach Fachpersonal und Kooperationspartnern“, erklärt Grunert. Gleichzeitig fördere man den Austausch zwischen den Schulen, damit gute Ideen und erfolgreiche Ansätze stadtweit geteilt werden könnten. Ziel sei es, die Schulen durch das Programm spürbar zu entlasten und in ihrer pädagogischen Arbeit zu stärken. Jede Ausgabe der Säule eins wird dabei von der Stadt Mannheim mit mindestens 30 Prozent komplementär finanziert.

Die zweite Säule nennt sich „Chancenbudget für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung“ und soll die Schulautonomie deutlich stärken. Säule drei sieht Personal zur Stärkung und Weiterentwicklung multiprofessioneller Teams vor. Über die Mittelverwendung entscheidet in diesen Fällen nicht die Stadt, sondern das Land gemeinsam mit der jeweiligen Schule.

Gutachten: Volkswirtschaftliche Vorteile des Programms sind messbar

All diese Maßnahmen haben dabei immer ein übergeordnetes Ziel: die Halbierung der Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik verfehlen. „Wir erhöhen die Leistungsfähigkeit des gesamten Bildungssystems, indem wir uns darauf fokussieren, die bestmögliche Teilhabe von benachteiligten Kindern und Jugendlichen sicherzustellen“, sagt die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper.

Dass die volkswirtschaftlichen Vorteile des Programms messbar sind, zeigt übrigens ein Gutachten des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das im Auftrag der Kinderrechtsorganisation Unicef erstellt worden ist. Den Startchancen-Kosten von 20 Milliarden Euro über zehn Jahre stellt das IW einen fiskalischen Nutzen von 56,3 bis 112,6 Milliarden Euro gegenüber. Dieser Nutzen wird realisiert, indem mehr Schülerinnen und Schüler einen Bildungsabschluss erreichen können. Das führe dann laut IW dazu, dass diese Kinder voraussichtlich seltener auf Transferleistungen angewiesen seien und höhere Steueraufkommen generierten.

Redaktion Reporterin Team Mannheim

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