Betreuung

Situation bei Mannheimer Kita-Plätzen bleibt angespannt

Es ist ein Wechselbad der Gefühle: Eine Kita schließt, aber die Stadt stellt einen Zuwachs an Plätzen in Aussicht.

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Bertram Bähr
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Im August wird die Kita St. Marien auf der Rheinau schließen. Zunächst fallen Plätze weg, langfristig soll hier eine größere Betreuungseinrichtung entstehen. © Katholische Kirche Mannheim

Mannheim. Die Situation ist seit Jahren ausgesprochen angespannt: Nach wie vor fehlen in Mannheim Hunderte von Kita- und Krippenplätzen. Es fehlt an Personal, und immer wieder stehen Eltern unter anderem wegen Krankheitsfällen auch in bestehenden Einrichtungen vor dem Problem, dass die Betreuung kurzfristig und auch schon mal mehrere Tage am Stück ausfällt. Wenn dann vor diesem Hintergrund weitere schlechte Nachrichten hinzukommen, lässt das viele Betroffene noch ratloser zurück.

So geht es derzeit zum Beispiel den Eltern des Kindergartens St. Marien auf der Rheinau. Vor wenigen Tagen hatte die katholische Kirche in Mannheim mitgeteilt, dass die Einrichtung im August 2025 schließen müsse. Die baulichen Mängel seien immer größer geworden, daher sei ein Weiterbetrieb über das laufende Kindergartenjahr hinaus nicht verantwortbar.

Langfristig soll ein Neubau auf der Rheinau mehr Plätze schaffen

Aktuell werden in St. Marien 66 Kinder – darunter 21 Vorschulkinder – betreut. Für 45 Kinder gebe es Wechselangebote in umliegenden katholischen Einrichtungen. Und langfristig solle der Kindergartenstandort erhalten werden. In Planung sei hier eine fünfgruppige Einrichtung – also eine Kindergartengruppe mehr als bisher plus eine Krippengruppe.

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Die aktuellen Entwicklungen auf der Rheinau beschäftigten auch die Stadträtinnen und Stadträte in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Kathrin Kölbl (FDP/MfM) berichtete von der Mail einer Mutter und Elternbeirätin, die sich über die Schließung der Kita und die Verteilung auf andere Einrichtungen „sehr besorgt geäußert“ habe. Schließlich seien die Kinder es gewohnt, „in ihrer Gruppe betreut zu werden“, und der Betreuerinnenstab derzeit sei „ganz exzellent“. Deshalb bestehe „jetzt natürlich der Wunsch, dass die Gruppe möglichst zusammengehalten“ werde.

Kölbl wollte wissen, ob die Stadt eine Möglichkeit sieht, hier zu unterstützen. Das werde schwierig, teilte Bürgermeister Dirk Grunert mit. Grundsätzlich gefordert sei natürlich die katholische Kirche als Träger. So sehr er die Entscheidung einer Schließung aufgrund baulicher Mängel und auch die Besorgnisse der Eltern nachvollziehen könne: „Wir haben auf der Rheinau keine leerstehende Kita, die wir als Ersatz anbieten können.“

Bürgermeister rechnet mit 1000 zusätzlichen Plätzen in diesem Jahr

Insbesondere in diesem Stadtteil werde zwar „die Situation in den nächsten Jahren eher angespannter bleiben als in anderen Stadtteilen“. Aber unterm Strich erwartet Grunert für 2025 eine Verbesserung der Gesamtsituation: „Ich gehe davon aus, dass das Jahr 2025 eher ein positives werden wird, was Kita-Plätze in Mannheim angeht.“ Denn in den vergangenen Jahren seien „sehr viele Projekte auf den Weg gebracht“ worden: „Wenn alles glattgeht, könnten in diesem Jahr um die tausend Plätze im Kita-Bereich hinzukommen“, teilte Grunert mit: „Ich weiß nicht, ob es schon einmal ein Jahr gab, in dem so viele Plätze hinzugekommen sind.“

Noch in diesem Jahr soll eine Kita in der Landteilstraße/Waldparkstraße auf dem Lindenhof in Betrieb gehen. Das Bild entstand im Sommer 2024. © Bertram Bähr

Allerdings hängt die Lösung der Probleme nicht nur daran, ob es genug neue Gebäude gibt. Für die zusätzlich geplanten Gruppen braucht es auch Personal – und das ist nach wie vor ausgesprochen knapp. Aktuell benötige man allein für die städtischen Einrichtungen 850 pädagogische Fachkräfte, hatte Fachbereichsleiter Andreas Müller in der Ausschusssitzung im Dezember 2024 mitgeteilt. Nach 76 fehlenden im Sommer sei man mit 36 unbesetzten Stellen ins Kitajahr 2024/25 gestartet. Erfahrungsgemäß würden sich die Vakanzen aber wieder „deutlich erhöhen“.

Trotzdem tragen die diversen Maßnahmen der Stadt zur Personalgewinnung nach Angaben von Müller Früchte. Er rechnet damit, dass die Personalzugänge in den nächsten Jahren doppelt so groß sein werden wie die Abgänge. Das führt nach den Prognosen der Stadt zwar bis 2029 zu einem kontinuierlichen Zuwachs. Aber gleichzeitig werde unter anderem wegen neuer Kita-Bauten deutlich mehr Personal gebraucht. Auch in vier Jahren werde der Personalbedarf deshalb wohl den Bestand übersteigen.

Inzwischen vier Betreuungsangebote in Randzeiten

Es ist und bleibt also schwierig. Wie schwierig, das zeigte sich im vergangenen Jahr, als Stadt, evangelische und katholische Kirche ab September flächendeckend die Ganztags-Öffnungszeiten um eine Stunde täglich reduzierten. Mit dem Aufbau eines Randzeiten-Angebots am Nachmittag – nicht mit pädagogischen Fachkräften, sondern Betreuungspersonal – sollten Eltern etwas entlastet werden.

Allerdings gestaltete sich auch die Schaffung solcher Angebote personell bedingt schwierig. An den Start ging Mitte September 2024 lediglich eine einzige Einrichtung mit einem Randzeiten-Angebot für ein gutes Dutzend Kinder – im Eltern-Kind-Zentrum Ida Dehmel im Rott. Mittlerweile gibt es vier Angebote, wie der Leiter des Jugend- und Gesundheitsamts, Peter Schäfer, dem Ausschuss jetzt mitteilte.

Wie berichtet, startete Anfang Januar in der evangelischen Kita G4 die Randzeitenbetreuung mit 15 Kindern. Mitte Januar folgte der evangelische Christuskindergarten Maximilianstraße mit ebenfalls 15 Plätzen. Und inzwischen, so Schäfer, sei im März das städtische Kinderhaus Wallstadt mit zehn zu betreuenden Kindern hinzugekommen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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