Bildung

Besuch in einem Mannheimer Bestattungsinstitut: „Der Tod gehört halt zum Leben dazu“

Für was braucht man einen Sarg, geht eine Beerdigung auch "cool" und was ist eigentlich mit Nachhaltigkeit? Mitglieder der Katholischen Hochschulgemeinde haben beim Besuch im Bestattungsinstitut Fragen zum Tod gestellt

Von 
Sylvia Osthues
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Ein Sarg wird im Krematorium verbrannt. Beim Blick auf den eigenen Tod geben sich 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland bescheiden. © Thomas Frey

Mannheim. Der Tod und alles, was dazu gehört, ist ein Thema, das viele verdrängen. In der Reihe „Gute Nacht“ beschäftigten sich Mitglieder der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Mannheim mit dieser Problematik. Mit KHG-Leiterin Kathrin Grein besuchten 23 Studierende sowie weitere junge und auch ältere Erwachsene das Bestattungsinstitut Bühn. Inhaber Alex Hahn, der seit sieben Jahren den Betrieb im Wohlgelegen leitet, stand ihnen Rede und Antwort.

Alex Hahn (r.) erklärt den Mitgliedern der KHG (5.v.l.: Kathrin Grein), warum ein Sarg sauerstoffdurchlässig sein muss. © Sylvia Osthues

Der Einstieg in das nicht ganz so einfache Thema Bestattung wurde gewonnen über einen Rundgang durch das Haus. Dabei setzten sich die Teilnehmer mit unterschiedlichen Trauerreaktionen auseinander und erfuhren, wie diese verarbeitet werden können. Alex Hahn, fachgeprüfter Bestatter und Trauerbegleiter, betonte die Wichtigkeit einer vorherigen und freiwilligen Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema. Das Bestattungsinstitut biete den Menschen Raum für Ängste, Sorgen und Wünsche. Wichtig sei es, den Tod zu enttabuisieren und einen individuellen Abschied zu ermöglichen.

Wünsche und Vorschriften

Anhand von Bildern zum Thema, was Verstorbene sich für ihre Beerdigung wünschen, verdeutlichte Hahn die Vielfalt der Möglichkeiten. Einige waren den Teilnehmern bekannt. Dazu gehörten die anonyme Bestattung, die Erd- und die Urnenbestattung. „Grundsätzlich geht es bei der Bestattung auch um Nachhaltigkeit“, erklärte Hahn.

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So müssen sich zum Beispiel Urnen bei einer Seebestattung innerhalb von 24 Stunden im Wasser auflösen. Die Aschekapsel, die sich in der Schmuckurne befindet, ist aus einem ökologisch vergänglichen Kunststoff gefertigt und der Sarg darf nicht aus Tropenholz, sondern muss sauerstoffdurchlässig sein. Zudem wird das Holz mit umweltverträglichen Farben und Lacken bearbeitet.

"Kann ich mir meinen Sarg auch selbst bauen?“

Einige Teilnehmer hatten gehört, dass eine Bestattung sehr teuer sei, und wollten wissen, warum das so ist. „Die Bestattungskosten müssen, sofern der Verstorbene nicht selbst Vorsorge getroffen hat, von den Hinterbliebenen übernommen werden. Es fallen viele Gebühren für verschiedene Ämter an. Unsere Dienstleistung muss auch bezahlt werden. Und dann kommen noch die Kosten für den Bestattungsplatz sowie die Folgekosten hinzu“, so Hahn.

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„Warum wird überhaupt ein Sarg bei einer Feuerbestattung benötigt, und kann ich mir meinen Sarg auch selbst bauen?“, wollte Maximilian Banka wissen. Zum einen ist er als Transportmittel und zum anderen für die Einäscherung erforderlich. Das sei eine gesetzliche Vorschrift, so Hahn. Er erklärte auch, dass es einen Friedhofszwang in Baden-Württemberg gebe und deshalb die Urne nicht mit nach Hause genommen werden dürfe. Überhaupt ist in der Region die Feuerbestattung bedeutend mehr nachgefragt als die Erdbestattung (80 zu 20 Prozent).

„Muss ich mich in Deutschland bestatten lassen?“, fragte Yannick Häußler. Er habe sich schon viel mit dem Thema Tod und Bestattung beschäftigt. Seiner Ansicht nach „sollte eine Beerdigung wie ein Geburtstag sein“. „Die Leute sollten Spaß haben, das finde ich cool und beim Trauerprozess wichtig“, meinte er. „Der Tod gehört halt zum Leben dazu, es ist super, wenn man sich vorher damit beschäftigt, denn irgendwann trifft es alle“, fand Monika Becker.

Freie Autorin

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