Mannheim. Acht kleine Aluminiumschildchen, alle in Form eines Eichenblatts, tragen schon Namen von Verstorbenen. Dabei gibt es diese Möglichkeit erst seit ein paar Wochen. „Aber das Interesse ist sehr, sehr groß“, sagt Salvatore Frenna, der Verwalter vom Friedhof Käfertal, dem ältesten Mannheimer Friedhof. Mit einem Baumgrabfeld wurde dort nun eine naturnahe Bestattungsmöglichkeit geschaffen. Auch auf anderen Mannheimer Vorortfriedhöfen sind neue, besondere Anlagen geplant.
„Es gibt einen klaren Trend zu alternativen Bestattungsformen – und wir haben die Antworten darauf“, sagt Andreas Adam, der Leiter der Mannheimer Friedhöfe. Zehn Friedhöfe mit rund 70 000 Grabstätten verwaltet er. Rund 3100 Todesfälle gibt es jährlich – bei etwa 76 Prozent davon kommt es danach zur Feuerbestattung. „Das nimmt zu, und daher schaffen wir die Möglichkeiten dafür“, so Andreas Adam.
Blumenwiese und Bienenhotel
In Käfertal begann es damit, dass sich schon vor einigen Jahren eine „Initiativgruppe Friedhof Käfertal“ formierte, angeführt von Bernhard Mäder. Der Senatspräsident der „Spargelstecher“, lange aktiv in der Pfarrgemeinde St. Laurentius und in der Geschichtswerkstatt, engagiert sich bereits seit 2013 maßgeblich für die Sanierung und dann die Erweiterung der Trauerhalle sowie für den Erhalt des Ehrengrabfelds. 2020 ging die Initiative, maßgeblich unterstützt vom Blumenhaus Wasser und zahlreichen Spendern, die ökologische Aufwertung des Friedhofs an – mit Bienenhotel, Wildblumenwiese, Obstbäumen und neuen Bänken.
Mäder beobachtet auch, wie sehr sich der Friedhof mit seinen herrlichen alten Bäumen gerade im Sommer zum Treffpunkt der Lebenden entwickelt. „Er wird auch zum Bindeglied zwischen Käfertal und Franklin“, ist Mäder überzeugt.
„Aus seiner Gruppe kam auch der Anstoß, ein Baumgrabfeld zu schaffen“, sagt Adam. Die gab es zuvor nur auf dem Hauptfriedhof, auf der Rheinau und auf dem Waldfriedhof Gartenstadt. „Die Nachfrage ist aber enorm hoch, und wir wollten die Anlage in der Gartenstadt entlasten“, so Adam. Daher sei er „dankbar gewesen für den Impuls von Mäder“.
Zugleich haben sich die Friedhöfe vorgenommen, mehr für die Umwelt zu tun und zusätzlich 100 Bäume pro Jahr zu pflanzen. In Käfertal, dessen Friedhof 1832 und damit zehn Jahre vor dem Hauptfriedhof in Betrieb genommen wurde, fiel die Wahl auf ein sehr zentral gelegenes, aber kaum mehr genutztes Reihengrabfeld. „Wir haben es sukzessive abgeräumt“, erklärt Adam. Dann wurden 20 neue Bäume gepflanzt. Statt der Holzstelen, die es auf anderen Baumgrabfeldern gibt, wollte Adam aber eine andere Art, um an die Verstorbenen zu erinnern. „Denn es soll ja eine naturnahe, pflegefreie Grabstätte, aber keine anonyme Bestattung sein“, stellt er klar. Umso mehr freute er sich über eine so Adam, „pfiffige Idee“ von Tobias Schüpferling, dem Baumexperte der Friedhöfe. Aus dem Käfertaler Wald wurde eine dort gefallene 250 Jahre alte Eiche entrindet und auf den Friedhof gebracht. Sie liegt nun vor dem Baumgrabfeld, und auf ihr werden auf den kleinen Messingschildchen die Namen der Verstorbenen festgehalten. „Die Trauer ist ja mit der Bestattung der Urne nicht zu Ende – es ist für viele Angehörige wichtig, das Grab doch noch verorten zu können, auch wenn es naturnah und nicht traditionell angelegt ist,“ weiß Mäder.
Wunsch nach mehr Bänken
Die Bestattungen selbst erfolgen jeweils zwei Meter von den neu gepflanzten Bäumen entfernt an vier Ecken, wobei je Familiengrab bis zu vier Urnen eingegraben werden können. Das Baumgrab ist für Angehörige pflegefrei. Die große Rasenfläche zwischen den Bäumen, die als Bestattungsfeld dient, wird von den Friedhofsmitarbeitern regelmäßig gemäht und gepflegt. Daher ist der Preis mit 1766 Euro für 15 Jahre auch etwas höher als ein normales Urnengrab (1266 Euro für 15 Jahre).
Aber weil der Rasen regelmäßig gemäht wird, ist es nicht erlaubt, direkt an den Stellen, wo die Urne im Boden versenkt wird, Kränze oder Blumen abzulegen. „Direkt bei der Trauerfeier geht es, es darf noch ein paar Tage liegen bleiben“, sagt Frenna, aber ständiger Grabschmuck sei nicht möglich – und passe ja auch nicht zum Konzept. Weil man aber wisse, dass manche Angehörige doch einen Ort zum Trauern brauchen, sind noch zwei mit Steinen umrandete Nischen geschaffen worden, wo Pflanzen, Kerzen, Engel oder Ähnliches abgelegt werden dürfen.
Mäder wünscht sich zusätzlich noch ein paar Bänke – die Adam auch gleich zusagt. „Aber dann ist das ein gutes Angebot“, findet der Sprecher der Initiativgruppe, die sich auch um den Erhalt historischer Grabmäler bemüht. Adam und Mäder sind überzeugt, dass das neue Baumgrabfeld eine gute Alternative zu Plätzen in einem Friedwald oder Ruheforst darstellt – denn es liegt nahe am Ort. Beide können sich zudem vorstellen, die 2020 angelegte Wildblumenwiese langfristig ebenso für Bestattungen anzubieten.
Auch in anderen Stadtteilen wollen die Friedhöfe laut Adam auf die höhere Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen reagieren. In Sandhofen ist ebenso ein Baumgrabfeld geplant, in Feudenheim wird für das bereits zu 80 Prozent belegte Parkgrabfeld gerade die gleiche Fläche noch einmal geschaffen und in Neckarau wird das Feld erweitert. „Das liegt im Trend“, so Adam.
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