Mannheim. Er wird „gerne und viel genutzt“, schreibt die Stadtpark-Gesellschaft selbst in der Verwaltungsvorlage – aber er soll weg: der Wasserspielplatz im Herzogenriedpark. Dessen Zäune werden nämlich neu gezogen und die Multihalle aus dem Bereich herausgelöst, der Eintritt kostet. Der Beschluss dazu steht diesen Dienstag auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Ob es eine Mehrheit dafür gibt, ist unklar, denn die Stadträte wurden sehr kurzfristig mit dem Thema konfrontiert, die Bezirksbeiräte gar nicht einbezogen.
Der Bauzaun steht schon, erste Testflächen sind angegangen worden. Betonfundamente, Leitungsnetz sowie das Dach – die Multihalle als größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt soll komplett saniert werden. Der Bund zahlt dafür einen Zuschuss von fünf Millionen Euro. Diese Zusage gibt es schon seit 2019, aber sie ist an zwei Bedingungen geknüpft. Einmal muss das Eigentum an der Multihalle, die derzeit der Stadtpark-Gesellschaft gehört, wieder an die Stadt selbst übertragen werden, und sie muss für die Bevölkerung frei zugänglich sein – darf also nicht in einem Park liegen, der Eintritt kostet.
Das ist schon länger bekannt – nicht jedoch die Folgen. Dass auch der Wasserspielplatz, der nördlich hinter der Multihalle liegt, dafür ganz aufgegeben wird, überraschte die Stadträte nun ebenso wie die auf 1,6 Millionen Euro geschätzte Neugestaltung der Grünanlage bis zum künftigen Zaun des Parks, der östlich der Multihalle in Höhe des Bauerngartens verlaufen soll. Was ein neuer Haupteingang für den Herzogenriedpark kostet, ist aber noch gar nicht beziffert. Über den Ersatz für den Wasserspielplatz heißt es nur, die Stadtpark-Gesellschaft solle „auf Basis eines Beteiligungsprozesses ein Alternativangebot innerhalb des Bezahlbereiches“ schaffen – auf eigene Kosten.
SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Riehle: „Das war deutlich zu kurzfristig“
Die CDU-Gemeinderatsfraktion sah sich im Hauptausschuss „völlig außerstande, darüber beraten“, so ihr Vorsitzender Claudius Kranz. Man könne nicht einem ehrenamtlich arbeitenden Gremium am Montag eine Vorlage mit mehreren Anhängen zuleiten und am Dienstag eine Entscheidung erwarten, sagte er verärgert. „Den Ärger kann ich nachvollziehen“, schloss sich Stefanie Heß, Fraktionschefin der Grünen, an und kritisierte wie Kranz auch die fehlende Einbeziehung des Bezirksbeirats. „Wir sollten die Leute mitnehmen“, forderte Heß. „Das war deutlich zu kurzfristig“, mahnte ebenso SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Riehle, auch wenn die generelle Neugestaltung des Eingangsbereichs „Sinn macht“. „Wir hatten bisher keinerlei Chance, uns damit zu befassen“, monierte Birgit Reinemund, FDP/MfM-Fraktionschefin.
Oberbürgermeister Peter Kurz und Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (beide SPD) betonten jedoch, der Beschluss sei „zeitkritisch“. Kurz konnte zwar die Kritik an der kurzfristig zugestellten Vorlage „gut nachvollziehen“, erinnerte daran, dass die Tatsache aber schon lange bekannt sei. Eisenhauer warnte, erst wenn die Multihalle wieder der Stadt gehöre und der Beschluss gefallen sei, dass für sie kein Eintritt mehr zu zahlen sei (nachts soll sie weiter eingezäunt bleiben), gestatte der Bund als Zuschussgeber, dass Aufträge zur Sanierung erteilt werden – daher dränge die Abstimmung. Für den Wasserspielplatz werde die Stadtpark-Gesellschaft „auf ihr verbleibenden Flächen adäquat Ersatz entwickeln“, versicherte Eisenhauer.
Nach der massiven Kritik erklärte sich Kurz zwar bereit, den Beschlussantrag für Dienstag zu ändern – nur noch die Eigentumsfrage und die Verlegung des Zauns sollen sofort beschlossen werden. Aber auch da warnte CDU-Stadtrat Thomas Hornung, man dürfe „den Bezirksbeirat nicht leichtfertig hintergehen“. Gerade weil der Herzogenriedpark eine so identitätsstiftende Bedeutung für die Neckarstadt habe, könne man die Vertreter der Bürger dort „nicht leichtfertig hinten runter fallen lassen“, so Hornung. OB Kurz wies das aber mit der Bemerkung zurück, der Gemeinderat dürfe sich nicht „durch Überhöhung“ des Bezirksbeirats selbst blockieren.
Vor Ort ist der Ärger über die Vorgehensweise groß. „Gespräche mit den für den Park engagierten Bürgern wurden nicht geführt. Es sollen offenbar wieder Fakten geschaffen werden“, schimpfen Roswitha Henz-Best, Vorsitzende der Freunde des Herzogenriedparks, und ihr Stellvertreter Hans Georg Dech. „Sieht so Bürgerbeteiligung aus?“, fragen sie. „Die Bürger müssen an einer Umgestaltung beteiligt werden. Sie dürfen nicht übergangen werden und ihnen ein fertiges Konzept vorgesetzt werden“, fordern die Herzogenriedparkfreunde.
Sie erinnern daran, dass in mehreren Workshops zur Aufwertung des Herzogenriedparks keine Rede davon gewesen sei, dass der Wasserspielplatz wegfallen solle – der immerhin 2007 das erste Förderobjekt des Vereins war. Wenn die Stadt ihn nun entferne, „muss sie auch für die entstehenden Kosten aufkommen und darf sie nicht dem schmalen Budget der Stadtpark-GmbH aufbürden“, fordern Henz-Best und Dech, die beide – für CDU und SPD – auch dem Bezirksbeirat angehören. Sie sehen „die Gefahr, dass diese Einrichtung ganz wegfällt“.
Auch die Aktionsgemeinschaft Herzogenriedpark bezeichnet den Wasserspielplatz „als einen ganz wichtigen Bestandteil des Parks“, so Gerhard Heckmann als einer ihrer Sprecher. Auch er erinnert sich, dass in keinem der zahlreichen Bürger-Workshops von einer Verlegung die Rede gewesen sei. Zunächst plädiere die Aktionsgemeinschaft dafür, „dass er am Standort bleibt“. Wenn wirklich ein neuer Standort nötig sei, „dann muss es dazu eine breite Bürgerbeteiligung mit den Zielgruppen geben, die ihn zuletzt genutzt haben“, und das seien viele Familien gewesen, bis der Spielplatz wegen Hygieneproblemen beim Wasser abgeschaltet worden sei.
„Völlig verwundert“ äußert sich Heckmann zum Zeitdruck: „Wir haben aber schon früh eine Klärung gefordert, wie die Eingangssituation gestaltet werden soll“, sagt er – jedoch ohne Resonanz. Förderkreis wie Aktionsgemeinschaft hoffen auch, dass der Beschluss jetzt kein Anfang vom Ende des Eintritts generell für den Herzogenriedpark wird.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Beim Mannheimer Herzogenriedpark die Bürger beteiligen!