Reaktionen - Bürger und Politiker pochen auf Schutz

„Befürchtungen bewahrheiten sich“

Von 
Timo Schmidhuber
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Mannheim. Bei den einen stand die Enttäuschung im Mittelpunkt – sie hätten sich von Bund und Bahn ein schlüssiges Konzept für den Güterzugverkehr rund um Mannheim gewünscht. Bei den anderen bestätigten die gestern veröffentlichten Pläne zum Ausbau des Knotens Mannheim die Ängste vor deutlich mehr Güterzuglärm.

Dass der Knoten Mannheim im Bundesverkehrswegeplan in die höchste Dringlichkeitsstufe aufsteige, spiegele seine bundesweite Bedeutung wider, so Oberbürgermeister Peter Kurz in einer Mitteilung. „Durch Mannheim führen bereits jetzt mehrere Gleise, mit dem zweitgrößten Rangierbahnhof Europas leisten wir schon heute einen großen logistischen Beitrag. Deshalb halten wir es für angemessen, einen optimalen Lärmschutz zu fordern. Es muss eine Lösung gefunden werden, die besser ist als das, was jetzt zu erwarten ist.“

Erster Bürgermeister Christian Specht erklärte im Gespräch mit dieser Zeitung, die jetzt genannten Ausbauprojekte seien die, die in der Diskussion gewesen seien. Dass Bund und Bahn darüber hinaus aber keine weiteren Infrastrukturmaßnahmen nennen, zeigt für ihn zweierlei: Zum einen, dass die geplante Instandsetzung des zweiten Gleises auf der östlichen Riedbahn schon als umgesetzt gesehen werde. Und zum anderen, dass dieses Gleis zur „Schlüsselfrage für den zusätzlichen Güterverkehr“ werde. „Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt schon an Lärmschutz und an Alternativen denken“, sagte Specht. „Nun wissen wir, dass Bund und Bahn planen, den zusätzlichen Güterverkehr durchs Stadtgebiet zu führen.“ Deshalb müssten Alternativen erörtert werden – etwa eine Verlegung von Schienen in einen Trog, eine Teiluntertunnelung der Strecke oder eine Güterzugumfahrung für Mannheim. „Wir brauchen optimalen Lärmschutz, nicht nur in Neuhermsheim und Neuostheim, sondern in allen betroffenen Stadtteilen.

Specht geht davon aus, dass die Studien von Verkehrsministerium und Bahn, die zu den gestern veröffentlichten Ergebnissen geführt haben, noch einmal eigens vorgestellt werden.

„Null Problembewusstsein“

Albert Bühler von der Bürgerinitiative „Neuhermsheim ohne Bahnlärm“ war gestern etwas ratlos, als er von den Ergebnissen hörte. „Ich bin enttäuscht und hätte mir mehr Klarheit gewünscht. Es wird gesagt, dass ein paar Strecken ausgebaut werden. Eine Gesamtstrategie, wie der Güterverkehr durch Mannheim laufen soll und wie man die Leute vor dem Lärm schützt, die sehe ich aber nicht.“ Bühler hatte erwartet, dass das Ministerium etwas zum Trassenverlauf der ICE-Neubaustrecke sagt und auch eine Stellungnahme abgibt zu einem möglichen Tunnel oder einer Güterzugumfahrung. „Wir müssen jetzt unser weiteres Vorgehen besprechen.“

Gunther Mair von der Initiative „Gesundheit statt Bahnlärm in Mannheim“ kritisiert, dass die Ausbaupläne keine Güterzugumfahrung beinhalten. Die eine Milliarde Euro teure „Engpassbeseitigung“, die der Bund vorhabe, trage vielmehr dazu bei, den „vervielfachten Bahnverkehr“ tatsächlich „durch dieses Nadelöhr mitten durch die Stadt“ zu zwängen. „Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich. Und es ist bisher absolut null Problembewusstsein und Änderungsbereitschaft bei der Deutschen Bahn beziehungsweise den Planern zu erkennen.“

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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