Finnisage

Ausstellung zeigt Bildnisse der iranischen Rebellion

Kraftvoll und zugleich bedrückend von der Sehnsucht nach Freiheit und nach einem normalen Leben sowie von Widerstand und Gewalt erzählen Bilder der Ausstellung „Voices of Iran" in der Citykirche Konkordien

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Ein Zeichen für Rebellion: Mona Lisa ohne Haare. © Bernhard Haas

Mannheim. Frauen und Mädchen zeigen in diesen Bildern und Zeichnungen die Sehnsucht nach einem normalen Leben, das durch die herrschenden Mullahs unterdrückt wird. „Dazu muss man wissen, dass die Frauen im Iran sehr stolz sind. Sie bewahren Haltung in jeder Situation, wenn sie auch noch so gefährlich ist“, erzählt Bahare Beverungen vom Verein „Frauen Leben Freiheit Rhein-Neckar“. Manche Frauen haben sich die Haare abgeschnitten - im Iran ein altes Zeichen der Trauer.

Frauen das Augenlicht nehmen

So zeigt ein Bild die berühmte Mona Lisa ohne Haare als ein Zeichen für Rebellion. „Ohne Freiheit will ich meine Haare nicht“, lautet die Bildunterschrift einer Schülerin einer Kunstschule. Dem westlichen Besucher der Ausstellung soll damit die Absurdität des Schleierzwangs anhand eines der bekanntesten Kunstwerke der westlichen Welt aufgezeigt werden.

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Im Iran können Frauen zu bis zu 72 Peitschenhieben verurteilt werden, wenn sie ihre Haare nicht unter einem Kopftuch verbergen. Immer wieder taucht auch das Auge als Motiv auf. Gezielt schießen Sicherheitskräfte mit Gummigeschossen auf Frauen und zerstören ihr Augenlicht, um damit Abschreckung zu erzielen.

Frau mit Dornenkrone: Ein Gemälde der Künstlerin „Little blue Fog“. © Bernhard Haas

Die Frauen haben diese Demütigung mittlerweile umgedreht und lassen sich dadurch keine Angst mehr einjagen. Stattdessen stellen sie sich in der Öffentlichkeit zum Beispiel als Piratinnen dar. Vögel, vor allem Tauben zeigen, dass sich die Mädchen nicht einfach wegsperren lassen. Sie wollen immer wieder in die Freiheit fliegen.

Symbole der Freiheit und des Protests

Der Regenbogen taucht als Symbol des Protests ebenfalls immer wieder auf. Er erinnert an Offenheit für Vielfalt und diverses Denken. Wer die Kirche betritt, sieht rechts vom Altar einen großen Perserteppich, der einen neunjährigen Jungen als Soldat zeigt. Dieser wurde durch einen Querschläger tödlich getroffen. Die Eltern machten dies durch ein Video öffentlich.

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Im Verborgenen setzen sich iranische Künstlerinnen mit dem Thema Freiheit auseinander. Es war ein großes Risiko, aber ein paar der Werke fanden ihren Weg aus dem Land heraus. Sie wurden auf digitalem Weg nach draußen geschmuggelt und werden noch bis einschließlich Mittwoch in der Konkordienkirche gezeigt. In Zusammenarbeit mit „Frauen Leben Freiheit Rhein-Neckar“ findet am 26. Juli um 19 Uhr in der Citykirche Konkordien die Finissage zur Ausstellung statt. Statements von Anahita Azizi und Bahare Beverungen von „Frauen Leben Freiheit Rhein-Neckar“, persische Musik mit Ebrahim Esmaily und Bahman Safdari ergänzen das Programm.

Anfrage aus Schweden

Mehrdad Zaeri signiert seine Bücher am Büchertisch der Xanthippe. Ein persischer Kochworkshop ab 16 Uhr zeigt, wie im Iran gekocht wird. Alle Interessierten feiern gemeinsam das Leben und die Freiheit auf der Wiese neben der Kirche. Anschließend geht die Ausstellung auf Reise, zunächst durch Deutschland, später vielleicht ins Ausland. „Wir haben schon einige Anfragen, eine sogar aus Schweden“, sagt Beverungen.

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