Mannheim. Der erste Baum ist gegen 8.25 Uhr unter dem Lärm der Kettensägen gefallen. Kurz und schmerzlos ist damit der Anfang vom Ende des Eisstadions am Friedrichspark eingeläutet. Im Sommer soll das Stück Mannheimer Stadt- und Sportgeschichte dem Erdboden gleichgemacht werden. Die Universität plant, an der Bismarckstraße drei neue Gebäude zu errichten. Mit den Baumfällarbeiten am Mittwoch wird dem Stadionabriss der Weg bereitet.

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Insgesamt müssen für die Vorbereitungen 39 Bäume weichen. Mehr seien derzeit nicht vorgesehen, sagt Lisa Liesfeld vom Grünflächenmanagement des Mannheimer Amts für Vermögen und Bau Baden-Württemberg. „Aktuell sind nicht mehr Bäume geplant, wir haben von der Stadt nur die Genehmigung für diese 39 Stück“, erklärt Liesfeld, die die Baumfällarbeiten koordiniert. Zwei Tage sind für die Arbeiten vorgesehen. Nach den Fällungen am Mittwoch folgt am Donnerstag der Abtransport von größeren Stämmen.
Ein Standardauftrag sei das, keine größere Sache, sagt ein Arbeiter, während sein Kollege auf einem Kompaktlader sitzt und das Geäst mit dem Greifarm zum Häcksler transportiert. Zuvor hatte er einen Baum mit einer Kettensäge angesägt und ein Seil an dessen Stamm sowie am Baustellenfahrzeug befestigt. Er fährt ein kleines Stück rückwärts – und schon ist der Baum humorlos umgelegt. Was aber wie willkürlich wirkt, ist gut durchdacht.
Bäume hätte schon im Sommer 2022 fallen sollen
„Wir machen nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich“, erklärt Liesfeld und verweist auf den Natur- und Artenschutz. So sollen die Strukturen für Vögel und andere Kleinlebewesen im Friedrichspark möglichst erhalten bleiben. „Dazu lassen wir weitestmöglich am Randbereich die Büsche und alles stehen, damit die Vögel noch Brutplätze haben. Wo es geht, machen wir Kroneneinkürzungen“, erläutert Liesfeld.
Es würden nur die Bäume gefällt, die für die Bagger beim Abriss des Eisstadions im Weg wären. „Alles andere bleibt erhalten“, versichert Liesfeld. Die Arbeiter halten sich an die Vorgaben, lassen vereinzelt Bäume stehen. Die Bagger müssten beim Abriss im Sommer dann Slalom fahren, scherzt Liesfeld.
Eigentlich sollten die Bäume schon im Sommer 2022 fallen. Doch Mauereidechsen, die gefunden wurden und umgesiedelt werden mussten, bremsten das Vorhaben zunächst aus. Nun sei es wichtig, dass die Arbeiten noch im Februar durchgeführt werden. Denn der Frühling steht vor der Tür und damit die Vegetationszeit. „Sobald es ein Nistvorkommen gegeben hätte, hätten wir die Arbeiten wieder stoppen müssen“, erklärt Liesfeld.
Nach dem Abriss des Eisstadions werde das Areal zunächst als Grünfläche angelegt, auf der neue Bäume ihr Zuhause finden sollen. Als weitere Ersatzmaßnahme sollen nach Angaben Liesfelds 1900 Quadratmeter Heckenstrukturen gepflanzt werden. „Direkt ums Eisstadion herum“, sagt sie und erklärt weiter: „Um Rückzugsmöglichkeiten für die Vögel zu bieten, die jetzt aus ihren Quartieren ausziehen müssen.“ Außerdem sollen im Innenstadtgebiet als Ersatz weitere 20 Bäume gepflanzt werden.
Erst Adler-Heimat, dann Lost Place
Seit fast 19 Jahren steht das marode Eisstadion am Friedrichspark mittlerweile so gut wie leer. Im Februar 1939 eröffnet, war es bis 2005 die Heimat der Mannheimer Adler. Zuletzt fasste es bei Heimspielen 8200 Zuschauer. Fünf der acht Meistertitel der Adler und des Vorgängervereins MERC wurden im Friedrichspark gefeiert. Nach dem Umzug der Adler in die SAP Arena wurde das Stadion noch für Inlinehockey-Spiele oder Public-Viewing-Veranstaltungen bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften genutzt. Während des bis heute gut 85-jährigen Bestehens wurde das Friedrichsparkstadion auch für Konzerte genutzt. 1973 machten etwa die Rolling Stones auf ihrer Europa-Tour Halt in der Mannheimer Kultstätte, 1981 war Bob Dylan zu Gast.
Inzwischen ist das Friedrichsparkstadion so etwas wie ein Lost Place. Es ist heruntergekommen und zugewuchert, rundherum liegt Müll. Mehrfach war der Abriss in den vergangenen Jahren verschoben worden. Nun ist die Gnadenfrist im Sommer aber verstrichen. Im Juli sollen die altehrwürdigen Tribünen in den Mannheim-Farben Blau, Weiß und Rot endgültig Geschichte sein. Eine Abrissgenehmigung liegt bereits vor.
Ende April soll die Baustelle für den Abriss eingerichtet werden und dann zunächst Stoffe aus dem Stadion ausgebaut werden, die gesondert zu entsorgen sind. Für den Abriss hat das Amt für Vermögen und Bau ab Juli eine Dauer von drei Monaten veranschlagt. Vorgesehen ist, das Abbruchmaterial direkt vor Ort zu Kies zu verarbeiten und damit die Mulde aufzufüllen, die das Stadion hinterlassen wird.
Für die Zeit danach plant die Universität, Erweiterungsgebäude errichten zu lassen. Die Hochschule hatte deren Notwendigkeit immer wieder mit ihrem dringenden Bedarf nach Räumen begründet, die sie möglichst alle auch auf einem Campus nah beieinander haben wollte. Nach Angaben von Marco Grübbel, Leiter des Amts für Vermögen und Bau, sollen zunächst zwei der drei bewilligten Gebäude realisiert werden. Zuletzt war von einem Baustart Mitte 2027 die Rede gewesen. Nun geht Grübbel von Anfang 2029 aus.
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