Soziales

17.000 Euro: Mannheim Fenerbahçe unterstützt krebskranke Kinder

Eigentlich fiebern die Mitglieder von Mannheim Fenerbahçe vor allem mit Fenerbahçe Istanbul. Der Mannheimer Partnerverein engagiert sich aber auch sozial - und spendet 17 000 Euro zur Unterstützung krebskranker Kinder

Von 
Sebastian Koch
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Attila Büyükcakir (v.l.) und Mustafa Baran Nacakgedigi von Fenerbahce überreichen Elfriede Breiter und Almuth Ender von der DLFH den Spendenscheck. © Sebastian Koch

Mannheim. Fußball, heißt es, ist die schönste Nebensache der Welt. Das mag in Zeiten einer Europameisterschaft, während der Menschen im ganzen Land gemeinsam feiern, zwar gefühlt nicht immer stimmen. An diesem Morgen ist der Fußball in einem unscheinbar in der Neckarstadt-Ost gelegenen Büro aber wirklich nur Nebensache - wenn überhaupt.

Mit ernsten Mienen folgen Attila Büyükcakir und Mustafa Baran Nacakgedigi den Ausführungen von Almuth Ender und Elfriede Breiter. Die Frauen arbeiten für den Mannheimer Ortsverband der Deutschen Leukämie-Forschungs-Hilfe - Aktion für krebskranke Kinder (DLFH) - und nehmen gleich die Spende über 17 000 Euro entgegen, die Büyükcakir und Nacakgedigi im Namen von Mannheim Fenerbahçe ihnen überreichen.

Spendenmöglichkeit

  • Der DLFH – Aktion für krebskranke Kinder Mannheim kann man wie folgt spenden:
  • Sparkasse Rhein Neckar Nord: DE93 6705 0505 0038 0038 01
  • VR Bank Rhein-Neckar eG: DE44 6709 0000 0085 4567 84
  • Mehr Informationen finden Sie hier

 

„Wir haben in diesem Jahr schon so viele Fälle an Krebserkrankungen auf der Station wie im ganzen letzten Jahr“, sagt Ender.

Warum bereits so viele Patientinnen und Patienten auf der Kinderkrebsstation des Klinikums liegen, kann man laut Ender nicht sagen. „Gerade weil es aber so viele Fälle sind, können wir das Geld gut gebrauchen“, freut sich die Leiterin des Büros in der Neckarstadt-Ost.

DLFH Mannheim unterstützt Familien auch bei finanziellen Problemen

In dem kleinen Büro stehen zwei Schreibtische und ein Konferenztisch. „Mit Superkräften gegen Krebs“ steht auf einem Flyer. Ob Ender und Breiter Superkräfte besitzen, ist nicht bekannt - dem Elan nach zu urteilen, mit denen sie und ihr Team krebskranken Kindern helfen, ist das aber - mindestens im übertragenen Sinn - nicht auszuschließen. Das Gespräch an diesem Morgen ist keines, das leicht fällt.

Wenn ein Kind an Krebs erkrankt - der Verein kümmert sich nicht nur um Leukämie-Fälle -, wirkt sich das auf die Familie aus. Immer mit der Angst konfrontiert, muss sie stark sein. Väter oder Mütter würden Stellen aufgeben, um ihre Kinder bestmöglich zu betreuen, sagt Breiter. Nicht selten sind finanzielle Problemen die Folge. Mit einem Sozialfonds, in den Spenden fließen, kann der Verein Familien unterstützen, die durch die Krebserkrankung eines Kinds bedürftig sind.

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Außerdem organisiert die DLFH einen Clown auf der Krebsstation und erfüllt kranken Kindern Träume - allein 160 im vergangenen Jahr. „Das kann ein Rundflug, ein Familienausflug in den Freizeitpark oder ein Trampolin sein“, sagt Ender. Kunst- & Musiktherapien, eine ambulante Familienbetreuung oder individuelle Beratungsangebote für Eltern gehören zu den weiteren, mit Spenden finanzierten Projekten. „Wir brauchen jeden Euro, weil wir bei vielen Projekten auch Therapeuten bezahlen müssen“, sagt Ender.

Breiter leitet zudem seit vielen Jahren das Elternhaus, wie sie es nennt. Hier, direkt neben dem Büro und damit in Nähe zum Klinikum, können Eltern unterkommen, deren Kinder auf der Krebsstation liegen. Rührend berichtet Breiter vom Zusammenleben in dem Haus, in dem sich Familien auch gegenseitig Halt geben. Sie spricht über ein krebskrankes Mädchen, das mit Familie und Verein im Garten ihren 18. Geburtstag gefeiert hat.

In einem dicken Ordner zeigt Breiter Briefe und Fotos von Familien, die hier mal gewohnt haben. Und sie spricht über den Tod. Über Kinder, die in dem Haus gestorben sind. Das, sagen beide Frauen, soll nicht die Regel sein - kommt aber vor. Sie sprechen über Stunden des Abschiednehmens und über Mitarbeiter von Bestattungsunternehmen, die beim Abholen der Leichen weinen.

Geld stammt von Trikot-Auktion und weiteren Sponsoren

Trotz des eigentlich erfreulichen Anlasses - die 17 000 Euro kann der Verein schließlich gut gebrauchen - ist die Stimmung gedrückt. Auch Büyükcakir und Nacakgedigi haben Kinder. Beide sind junge Väter. Anfang, Mitte 30 - und begeisterte Fans. Sie drücken der Basketball- und Fußballmannschaft von Fenerbahçe Istanbul die Daumen und haben deswegen 2022 Mannheim Fenerbahçe gegründet, einen offiziellen Partnerverein des türkischen Spitzenclubs.

Etwa 190 Mitglieder zählt der Mannheimer Verein inzwischen. Bislang in Käfertal beheimatet, sucht Fenerbahçe ein neues Vereinslokal, das groß genug ist. Gemeinsam schauen sie fast jedes Spiel oder besuchen Europapokalspiele im Stadion. Das Fußballteam wird künftig von Startrainer José Mourinho betreut.

Spende an DLFH von Fenerbahçe erstes großes soziales Projekt

Jede und jeder, der mit Fenerbahçe fiebert, sei willkommen, sagt Büyükcakir, einer der stellvertretenden Vorsitzenden. Politik und Religion sollen im Verein keine Rolle spielen. „Wir wollen für Weltoffenheit, Toleranz und Integration stehen.“

Neben dem Sport will sich der Verein sozial engagieren und dabei ein Augenmerk auf Kinder und Jugendliche legen. „Wir wollen in Forschung und Stiftungen investieren, und Projekte zur Integration und Toleranz liegen uns am Herzen.“ Die Spende an die DLFH sei das erste große Projekt. Bei einer verspäteten Gründungsfeier vor zwei Monaten hat der Verein ein von Profis unterschriebenes Trikot versteigert.

Dabei sei zwar viel Geld, aber noch keine 17 000 Euro zusammengekommen. Befreundete Sponsoren hätten tausende weitere Euro gegeben. „Weil wir ein Mannheimer Verein sind, war uns klar, dass wir das Geld auch einem Mannheimer Verein spenden wollen“, sagt Büyükcakir.

Weitere Projekte seien in Planung. „Wenn es um Kinder geht, sind wir eigentlich immer dabei.“ Auch dann dürfte der Fußball wieder zur Nebensache werden.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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