Maimarkt

Wie das Maimarkt-Reitturnier versucht, nachhaltiger zu werden

Die Kraft der kleinen Schritte nennt Turnierdirektor Peter Hofmann all die vielfältigen Dinge, die er und sein Team tun, damit das Reitturnier umweltfreundlicher wird

Von 
Peter W. Ragge
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Reitervereinspräsident Peter Hofmann in einer Turnierpause an einem der 13 neu gepflanzten Bäume – eines der vielen Umweltprojekte des Reitervereins. © Michael Ruffler

Mannheim. „Motivierend, inspirierend“ – so erinnert sich Peter Hofmann an einen Vortrag von MVV-Vorstandschef Georg Müller über den Klimawandel. Und das hat jetzt Konsequenzen: Für das Maimarkt-Reitturnier, das seit 1962 Spitzensport in Springen und Dressur bietet, haben der Präsident des Reitervereins und sein Sohn Paul, der an sehr vielen Stellen des Turniers mit anpackt, erstmals mit einer Fachagentur ein Nachhaltigkeitskonzept erarbeitet.

„Wir sind uns unserer gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung bewusst, schonend mit Ressourcen umzugehen“, betont er. Das sei auch nicht ganz neu: Schon lange gibt es auf dem Dach der Sitzplatztribüne eine Solaranlage. Aber jetzt wollte Hofmann weiter gehen.

Dabei, so ruft er in Erinnerung, sei der Reiterverein ohnehin der Natur zugewandt. Und schon immer diene das Turnier nicht nur dem Spitzensport. „Es geht uns auch darum, die Reitkunst als immaterielles Kulturgut und das Pferd als eines der ältesten Begleiter der Menschen dem Publikum der Großstadt näherzubringen“, erläutert er.

Wir setzen auf die Kraft der kleinen Schritte
Peter Hofmann Präsident des Reitervereins

Und natürlich sei ihm klar, dass sich eine solche Großveranstaltung nicht hundertprozentig nachhaltig organisieren lasse. „Aber wir wollten wenigstens mal beginnen, und wir setzen auf die Kraft der kleinen Schritte“, hebt Hofmann hervor. Die größte Umweltbelastung verursache die Anreise zu solch einem Turnier – was aber nicht ganz vermeidbar sei, wenn man internationale Turniere und damit freundschaftlichen Austausch zwischen Nationen wolle. „Aber wir versuchen, diese Belastung zu reduzieren – insbesondere durch das Prinzip der kurzen Wege“, verweist Hofmann darauf, dass alle ausgewählten Hotels im Umkreis von fünf Kilometern lägen sowie weitgehend emissionsfreie Fahrzeuge für den Fahrdienst genutzt würden, in dem möglichst mehrere Teilnehmer auf einmal transportiert werden. Zudem würden dank des Maimarkt-Kombitickets viele Zuschauer mit Öffentlichem Nahverkehr anreisen. Bei der Platzpflege sind erstmals zwei Elektrofahrzeuge von John Deere im Einsatz.

Dienstleister sollen aus der Region kommen

Und nicht nur darauf, dass die Hotels nicht weit entfernt lägen, achte der Reiterverein. „Wir schauen auf größtmögliche Umweltverträglichkeit“, so Hofmann, was durch die entsprechenden Zertifikate nachgewiesen werden müsse. Das setze sich bei der Auswahl aller Zulieferer, etwa für Verpflegung der Reiter, der Mitwirkenden und des Publikums, fort. Bei der Cateringfirma Cullinaris (Ehrenfried) sei garantiert, dass sie auf regionale und saisonale Speisen aus möglichst ökologischem Landbau, Abfallvermeidung und Mehrweg-Geschirr achte. „Auch bei allen anderen Dienstleistern versuchen wir, dass sie aus der Region kommen“, so Hofmann – die meisten aus einem Umkreis von unter 50 Kilometern. „Heu und Stroh liefert uns ein Bauer aus Friedrichsfeld“, nennt der Reitervereinspräsident als Beispiel.

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Den Wasserverbrauch habe man „deutlich reduziert“. Zwar sei es weiter wichtig, die Reitplätze zu bewässern – für die Gesundheit der Pferde. „Aber wir machen das jetzt früh morgens, damit wir durch Sonne und Wind nicht so viel Verdunstung haben, und tagsüber nur noch, wenn es notwendig ist“, erläutert er. Dazu habe man eigens einen Bodenexperten engagiert. Aber auch dann sei es keine Wasserverschwendung, weil das Wasser vom Turnierplatz über ein Drainagesystem zum Fertighauscenter geleitet werde und dort in einen Teich fließe – der wiederum der Biodiversität diene. Hinzu kommt ein neues Abfallkonzept. Der Mist wird so gesammelt, dass nichts ins Grundwasser eindringt, und in einem Kompostwerk weiterverarbeitet. Und der Verein achtet streng auf Mehrwegverpackungen und Mülltrennung, wo es möglich ist.

Auch beim Energieverbrauch habe man, so Hofmann, „nachgesteuert, um größtmögliche Effizienz zu erreichen“. Das geht so weit, dass es in den Ställen nur noch eine Notbeleuchtung gibt. Der Strom stamme größtenteils aus erneuerbaren Energien, und das Heizsystem werde nur bei extremen Wetterlagen in Betrieb genommen. Mobile Bauten würden alle mehrfach verwendet, der Dienstleister sei entsprechend zertifiziert und montiere nur Holz aus zertifiziertem Anbau. Generell verwende man, auch für Hindernisse, nur Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. „Ich habe aber auch erst mal lernen müssen, was es da alles für Siegel und Zertifikate gibt“, gesteht Hofmann. Der Verein habe jedoch „alle Dienstleister auf Nachhaltigkeit verpflichtet“.

Papierverbrauch gesenkt

Bei Starter- und Ergebnislisten gibt es keine Papierausdrücke mehr, sondern nur noch digitale Informationen, und auch ein erstmals eingesetzter Online-Ticketverkauf ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie – was alles den Papierverbrauch enorm senkt. Schließlich hat der Reiterverein auf dem Areal 13 neue Bäume gepflanzt. Dabei bedeutet das Nachhaltigkeitskonzept für den Verein natürlich auch Mehrausgaben – bei einem ohnehin schon mittlerweile siebenstelligen Gesamtetat.

Ohne die Unterstützung von Sponsoren, wobei er in erster Linie die seit Jahrzehnten („Sehr verlässlich und auch nachhaltig“) die MVV nennt, sei solch ein Turnier nicht machbar, so der Präsident des Reitervereins. „Es ist letztlich jedes Mal eine Zitterpartie“, bedauert Hofmann, „dass in einer der wirtschaftsstärksten Regionen sich viele Sportveranstalter, nicht nur wir, schwer tun, Partner zu gewinnen“. Dabei sei gerade durch den Rang als Nationenpreis der Maimarkt ja noch mal aufgewertet und bundesweit im Fernsehen präsent.

Redaktion Chefreporter

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