Ihre Haare sind zerzaust, die Stirn verschwitzt – „Ihr seht aus, als hättet Ihr was geschafft!“, witzelt Landrat Stefan Dallinger. Tatsächlich haben Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Oberbürgermeister Peter Kurz da gerade einen anstrengenden, gefährlichen Einsatz hinter sich. Mit einer Virtual Reality-Brille auf dem Kopf und einem Strahlrohr in der Hand müssen sie Brände löschen – zumindest virtuell, an einer der neuen Attraktionen des Maimarkts.
Der moderne große Truck des Innenministeriums nennt sich Bevölkerungsschutzcontainer und soll dem „Schulterschluss“, der gemeinsamen Präsentation der Feuerwehren und Hilfsorganisationen, helfen, neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Minister und OB dürfen als Erste das Strahlrohr auf die ihnen per Bildschirm angezeigten Flammen richten. „Das wäre eher etwas für Christian Specht“, verweist Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell auf ihren für Sicherheit zuständigen Kollegen.
Marcus Leuthner setzt aber dem OB die VR-Brille auf, und der löscht auch ganz erfolgreich. Der Minister habe „die Eigensicherung deutlich höher bewertet“, sagt Kurz nach dem besonderen Einsatz.
Gleich darauf muss der Minister wieder eine VR-Brille aufsetzen – bei der Maler- und Lackiererinnung Heidelberg darf er einen Farbspritzsimulator testen, der bei der Ausbildung zum Fahrzeuglackierer zum Einsatz kommt. „Damit können die Lehrlinge quasi trocken das Lackieren üben, ohne Ressourcen wie Lack zu verschwenden“, erläutert der stellvertretende Obermeister Andreas Jöst. Für Präsident Klaus Hofmann von der Handwerkskammer einer der Beweise, wie modern und innovativ das Handwerk ausbildet, wie er in seiner Begrüßung sagt. 17 verschiedene Gewerke stellen sich in der Halle des Handwerks vor, vom Sattler und Zahntechniker bis zu den Schornsteinfegern. Für sie verteilt der Bezirkschornsteinfegermeister Karsten Schüßler Glücksbringer.
Dann muss der Minister zum Hammer greifen: Schließlich bauen die Schreiner während des Maimarkts in der Halle ein Haus, und Hauk sowie OB und Hofmann sollen jeweils einen Nagel in einen Balken hauen, was aber nicht sehr fachmännisch aussieht. Nun ja, nicht umsonst lautet der Werbespruch der Innung „Wie der Schreiner kanns keiner!“ Nach wenigen Schlägen gibt es eine süße Stärkung von Konditormeisterin und Schokoladen-Sommelière Gina von der Weth. „Sehr zu empfehlen“, lobt der Minister.
Die kleine Stärkung ist auch nötig, denn es warten noch viel mehr Stationen, vom Badischen Blinden- und Sehbehindertenverein bis zum Benz-Museum. Bei der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) informiert Geschäftsführer Christian Volz über den Andrang auf das neue Deutschlandticket, das auch auf dem Maimarkt verkauft wird. Umso wichtiger sei der Ausbau des Nahverkehrs im Ländlichen Raum, sind sich da Hauk – der aus dem Neckar-Odenwald-Kreis kommt – und Christian Specht als Vorsitzender des Verkehrsverbunds einig. Hauk geht dennoch an den Automaten, will ein Ticket ziehen. „Wir können aber nichts verschenken“, stellt Volz klar, dass der Minister auch Geld einwerfen muss.
Gleich darauf gibt es Wein, den Landrat Stefan Dallinger, am Stand der Metropolregion kredenzt. Nebenan, bei der MVV Energie AG, ist eigens Vorstandsvorsitzender Georg Müller gekommen, um über nachhaltige Energieversorgung zu informieren und Hauk das Buch zum 150-jährigen Bestehen mitzugeben.
Milch als Stärkung
Gleich kommt noch ein Pfund Spargel dazu, überreicht von Spargelkönigin Viktoria Edelmann und Spargelprinzessin Pia Orend aus Graben-Neudorf in der Halle des Landes, die natürlich Pflichtstation für den Minister ist. Gerne greift er auch noch zu einem Becher Mokkamilch. Den bieten ihm Kreisvorstandsmitglied Petra Nastainczyk von den Landfrauen und die Feudenheimer Landfrauen an, die gerade den Stand mit den selbst gemachten Milchmixgetränken betreuen.
Für den Abschluss hebt sich der Minister, den seine Schwester Hildegard Hauk-Walter begleitet, seine Lieblingsstation auf: die Tierschau, wo ihn lautes Muhen empfängt. Fleckvieh-Züchter Eckhard Sperr aus Satteldorf im Kreis Schwäbisch Hall stellt ihm Liane, Gianna und Selina vor. Aber die drei Kühe bleiben ziemlich gleichgültig liegen, als der Minister sie bestaunt, über Eutergrößen, Milchleistung und Fleischertrag fachsimpelt. Sie wedeln höchstens kurz mit dem Schwanz.
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