Wallstadt

Wie Wallstadt auf erfrischende Weise Kerwe feiert

Drei Tage Arbeit für Helfer aus 24 Vereinen, aber das kam gut an. Bei der Kerwe im Mannheimer Stadtteil Wallstadt war viel los. Gegen die Hitze ließen sich die Veranstalter etwas einfallen

Von 
Peter W. Ragge
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Kühle Erfrischung durch Wasservernebelung aus zwischen Laternenmasten aufgehängten Schläuchen bei der Wallstadter Kerwe. © Christoph Blüthner

Mannheim. Kinder jauchzen und hüpfen ständig darunter herum, aber auch Erwachsene gönnen sich das und schauen danach irgendwie erleichtert: Mit kühler Erfrischung aus Wasserschläuchen haben die Veranstalter der Wallstadter Kerwe für die Besucher die Hitze am Wochenende erträglicher gemacht. „Und das kam super an“, freut sich Jens Weber, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Wallstadter Vereine (IWV).

„Feine Düsen in den Schläuchen erzeugen einen Wassernebel“, erklärt Enrico Starck, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, das Prinzip. „Die Tropfen sind so fein, dass sie erfrischen, man aber nicht nass wird“, erläutert er. Die Feuerwehrleute haben die von der IWV angeschafften speziellen Schläuche aufgehängt. „Ihr sind einfach immer da, wenn man euch braucht“, lobt Weber die Freiwillige Feuerwehr.

Bürokratie macht Vereinen zu schaffen

Außer ihr nennt er ausdrücklich Landfrauen, Motorsportclub und DJK, die sich besonders stark bei der Kerwe einbringen. Insgesamt helfen Aktive aus 24 Vereinen, vom Dartclub über Fasnachter bis zum Bund der Selbstständigen oder der katholischen Jugend. Auch die Parteien sind aktiv: Die SPD schenkt die Getränke aus, die CDU nimmt die Gläser entgegen und spült sie.

„Wir haben einfach einen super Zusammenhalt“, lobt Weber. Und ebenso gut sei die Resonanz beim Publikum: So müssen am Samstagnachmittag Sekt und alkoholfreies Bier nachgekauft werden, denn schon am Freitagabend ist das Festzelt voll, der Bierwagen dicht umringt. „Durchweg positiv“, lautet daher die Bilanz von Jens Weber, wenn nur die Stadt nicht wäre. Die hat die Miete für den Rathausplatz von 392 auf 952 Euro erhöht und obendrein werde „die Bürokratie jedes Jahr mehr“, sagt er in Richtung von Christian Specht. Dass der designierte Oberbürgermeister einfach so in Wallstadt vorbeischaut, obwohl seine Kollegin Diana Pretzell offiziell für die Eröffnung zuständig ist, kommt in Wallstadt gut an.

Kinder dürfen gerne mitmachen: Auftritt der Band „Crush“, die quer durch die Generationen begeistert, im Festzelt der Wallstadter Kerwe. © Christoph Blüthner

„Das Zelt war an allen Tagen gut gefüllt, der ausgeweitete Kindernachmittag wurde gut angenommen, es war richtig klasse,“ sagt Weber zufrieden. Der Umsatz liege etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Auch wenn der Erlös den Vereinen für ihre Jugendarbeit zugutekomme, „machen wir es ja in erster Linie, dass die Leute Spaß haben, dass im Ort Gemeinschaft gepflegt wird“, erklärt er.

Und die Leute haben in der Tat Spaß, sehr viel Spaß. Dafür sorgt schon seit Jahren und auch nun wieder an zwei Abenden die Band „Crush“ mit Rock’n’Roll-Hits und beliebten Schlagern - von „Tagen wie diesen“ bis zu „Skandal im Sperrbezirk“. Im Zelt toben, tanzen, singen und klatschen die Menschen mit, quer durch die Generationen. Kinder holen die Musiker immer besonders gerne mit auf die Bühne, statten sie mit aufblasbaren Gitarren aus und beziehen sie mit ein.

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„Hier ist einfach immer super Stimmung, es macht unheimlich Spaß, hier Party zu machen“, sagt Gitarrist Hannes Wölfer, der die Rock-Cover-Band mit Frontmann Rainer Herrmann (Gesang) 2014 gegründet hat. „Und jetzt machen wir noch mal mehr Party hier im Zelt, jetzt wird es kuschelig“, so Wölfer, als es am Samstagabend zu Regnen beginnt. Das Publikum bleibt trotzdem, rückt eben zusammen, und Jens Weber fühlt sich bestätigt: „Für mich ein Beweis, dass das Zelt absolut notwendig ist“, so der IWV-Vorsitzende, auch wenn der Aufbau teuer und kräftezehrend für die Helfer sei.

Pfarrerin wechselt nach Heidelberg

„Was dieser Rathausplatz so alles erlebt“, staunt dann am nächsten Morgen Pfarrerin Anna Maria Baltes, „gestern Abend erst Partymusik, und nun wir hier ganz familiär.“ So eröffnet sie den Ökumenischen Gottesdienst, den sie mit dem katholischen Pastoralreferenten Richard Link und dem Posaunenchor unter Leitung von Rainer Steckel gestaltet.

„Ich freue mich, dass ich noch mal im Mittelpunkt des Dorfes feiern kann“, so Baltes, die ab September nach Heidelberg wechselt. Ökumene war immer ihr Anliegen, an dem Morgen will sie „noch mal ganz großen Respekt“ jenen Vereinsmitgliedern sagen, die bei der Kerwe arbeiten „und sich für das Gemeinwohl engagieren“. Bei ihrer Predigt im Wechsel mit Link assistiert ihr Schülerin Laura Dubbert, die all die Schuhe an eine Leine aufhängt, zu denen beide Geschichten rund um das Leben erzählen - mal amüsant, mal nachdenklich. Und am Ende tragen sieben Frauen ganz unterschiedlichen Alters aus den Vereinen Fürbitten vor - eine sehr schöne Geste.

Redaktion Chefreporter

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