Wallstadt

Kultur- und Sportzentrum in Wallstadt: Warum die Baupläne vorerst geheim bleiben

Der Bezirksbeirat Wallstadt hat sich mit dem geplanten Neubau des Kultur- und Sportzentrums befasst - aber nicht viel erfahren. Die Stadt verrät nicht, was die Architekten planen

Von 
Peter W. Ragge
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Auf diesem Feld nördlich der Normannenstraße an der Ostumgehung Wallstadt soll das Kultur- und Sportzentrum mit Feiwilliger Feuerwehr gebaut werden. © Michael Ruffler

Mannheim. Im Oktober will die Stadt den Auftrag für das Kultur- und Sportzentrum mit Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr Wallstadt vergeben. Bis dahin bleiben die überarbeiteten Pläne aber unter Verschluss. Die Stadtverwaltung hat es im Bezirksbeirat abgelehnt, die Konzepte der Architekten dem Stadtteilgremium oder der Bürgerinitiative zu zeigen. Eine Einsichtnahme sei „aus vergaberechtlichen, formalen Gründen nicht möglich“, sagte Stephen Berger, Sachgebietsleiter Bau- und Immobilienmanagement der Stadt.

„Das mag formal so sein, aber wir können damit nicht leben“, beklagte sich Manuela Müller im Namen der Bürgerinitiative, die als langjährige Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Vereine für die FDP dem Bezirksbeirat angehört. Thorsten Schurse (SPD) drängte darauf, dann wenigstens vor der Auftragsvergabe nichtöffentlich im zuständigen Gemeinderatsausschuss Gehör zu finden – erhielt aber keine Zusage.

Initiative mit dem Verfahren „nicht einverstanden“

„Wir wollen nicht nach der Auftragsvergabe hören, jetzt sei eben ein Entwurf beauftragt – und wir müssen damit dann leben“, warnte Thomas Müller im Namen der Bürgerinitiative. Die Initiative sei mit dem Verfahren „nicht einverstanden“, appellierte er an die Stadt, man müsse sich „definitiv noch mal zusammensetzen“ und die überarbeiteten Pläne vor einer Auftragsvergabe gemeinsam erörtern: „Das wäre uns ganz wichtig“, bat Müller.

Der Hintergrund der Debatte ist, dass der derzeit chancenreichste Architektenentwurf „für viele sportliche Aktivitäten, gerade mit Kindern und Jugendlichen, unbrauchbar“ ist, wie Martin Kopp im Namen der Bürgerinitiative warnte. Der Geräteraum sei von der Sporthalle zu weit weg, eine Aufsicht nicht möglich. Er mahnte, man solle nicht „schildbürgerstreichmäßig etwas bauen, was später nicht nutzbar ist“.

Für das schon seit vielen Jahren diskutierte Projekt hatte es einen Architektenwettbewerb gegeben, über den im Frühjahr entschieden wurde. Für das vom Architekturbüro Thiele aus Freiburg betreute Wettbewerbsverfahren wurden 22 Vorschläge eingereicht. Ein 36-köpfiges Preisgericht aus Sach- und Fachpreisrichtern sowie sachverständigen Beratern tagte einen ganzen Tag lang unter Vorsitz von Peter Cheret, Architekt und Stadtplaner aus Stuttgart. Dabei waren auch sieben Vertreter aus Wallstadt, etwa vom Bezirksbeirat, von der Bürgerinitiative, vom Sportverein DJK und der Feuerwehr. Sie hatten aber kein Stimmrecht.

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Der erste Preis wurde an das Büro Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner (BSS) mit Jetter Landschaftsarchitekten aus Nürnberg vergeben. Damit setzten die Architekten in dem Preisgericht sich durch. Nach offizieller Aussage der Stadt gab es „beim Entwurf noch Bedarf, in Bezug auf die Funktionalität der Räumlichkeiten zu optimieren“. Das wollte die Stadt in einem Verhandlungsverfahren klären, bei dem der zweite Preis einbezogen wurde. Der ging an a+r Architekten gemeinsam mit Glück Landschaftsarchitektur aus Stuttgart. Er war der klare Favorit der künftigen Nutzer, während die Architekten Defizite bei der äußeren Gestaltung sahen.

Inzwischen haben die Gespräche der Stadt mit beiden Preisträgern stattgefunden. Zu welchem Ergebnis sie führten, dazu erhielt der Bezirksbeirat keine Auskunft. Das Vergaberecht gebe da „klare Rahmen und Formalien vor“, so Stephen Berger. „Beide Entwürfe sind schon besser geworden“, sagte er nur. Vorgesehen sei, dass der zuständige Gemeinderatsausschuss der Stadt am 10. Oktober den Planungsauftrag erteile – an welches der Büros, ließ er offen. „Aber dann erst geht es ins Detail“, und dann würden die Wünsche der künftigen Nutzer einbezogen. Wenn der Auftrag erteilt ist, gebe es „noch dieses Jahr“ eine erste Planungsrunde mit den Nutzern. „Am Ende werden Sie eine funktionierende Halle bekommen“, versicherte er.

Baubeginn Mitte 2025?

Bezirksbeirat Janec Gumowski (SPD) wie auch Stadträtin Claudia Schöning-Kalender (SPD) verlangen noch mal eine Klarstellung zur Finanzierung. Laut Berger stehen derzeit 500 000 Euro an Planungsmitteln zur Verfügung. die seien „völlig ausreichend“. Gelder für den Bau selbst müsse der Gemeinderat erst im Etat ab 2025 bewilligen. Im Dezember diesen Jahres, so informierte Sitzungsleiter Bürgermeister Michael Grötsch, berate der Gemeinderat wieder nur über einen Ein-Jahres-haushalt für 2024, noch nicht für 2025. Ob das Wallstadter Projekt in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen ist, wie Gumowski fragte, blieb offen. Bezirksbeiräte von CDU, Grünen, ML und AfD beteiligten sich gar nicht an der Debatte über das Thema.

Baubeginn für das Projekt kann nach derzeitiger Planung frühestens Mitte 2025, Fertigstellung Mitte 2027 sein. Das sei „etwas verzögert“, denn durch die Verhandlungen mit beiden Architekturbüros habe man „drei bis sechs Monate länger gebraucht“, sagte Berger.

Eigentlich drängt die Zeit, weil die Katholische Kirche das Gemeindezentrum, derzeit Schauplatz aller sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, aufgeben will. Berger teilte mit, dass es „weit fortgeschrittene Erwerbsverhandlungen“ zwischen der Stadt und der Kirche gebe mit dem Ziel, eine „nahtlose Nutzung“ der Halle bis zur Fertigstellung des Neubaus zu ermöglichen. Man habe dazu aber „beiderseits Stillschweigen“ vereinbart, lehnte er weitere Nachfragen ab.

Redaktion Chefreporter

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