Wallstadt

Gute Stimmung bei pfiffigen Pointen

Prunksitzung der „Gowe“ mit vielen bekannten Büttenrednern und politischer Prominenz im Publikum

Von 
Peter W. Ragge
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Keine Nachwuchssorgen: Der Gardetanz der Junioren bei der Prunksitzung der „Gowe“ in Wallstadt. © Michael Ruffler

„Mega!“, staunt Stadtprinzessin Daniela II., „hier ist ja richtig Stimmung!“ Und Stadtprinz Ben I. heizt diese gute Stimmung mit seinem enthusiastisch vorgetragenen Motto dann noch weiter an, als die beiden Regenten die Wallstadter DJK-Halle besuchen. Die ist bei der ersten von drei großen „Gowe“-Veranstaltungen nahezu voll besetzt – was ja derzeit nicht alle Vereine erleben.

„Ich genieße den Blick nach unten“, begrüßt daher Präsident Manuel Kohl die vielen Gäste, ehe er locker-sympathisch und doch straff das sehr unterhaltsame, richtig gut zusammengestellte viereinhalbstündige Programm präsentiert. Dabei assistieren Vorsitzender Thorsten Herrscher und Vorstandsmitglied Simone Breidenband.

Mit dabei ist ein besonderer Gast: Denise Beck, als „Denise I. vom geordneten Chaos“ Prinzessin der „Hellesema Grumbe“, aber in Wallstadt und bei der „Gowe“-Garde zu Hause. „Auf meine Mädels“ bringt sie stolz drei Ahoi-Rufe aus, und der Stolz ist berechtigt. Tanzmariechen Feline Bencik, im ersten Jahr solo auf der Bühne, erntet für ihren malerisch-elegant beginnenden, dann aber immer mehr schnelle Bodenakrobatik aufweisenden Tanz gleich mal die ersten Jubelrufe des Abends.

Thomas Friedl sprach als Kurfürst auch Wallstadter Themen an. © Michael Ruffler

Gäste von „Perkeo“

Herzallerliebst anzuschauen ist der Tanz der Minigarde als putzige Schlümpfe. Und egal ob Jugend-, Junioren- oder Offiziersgarde sowie die sportliche Formation „Jubilett“ – die Tanzgruppen beweisen, dass die „Gowe“-Jugendarbeit die Pandemiepause gut überstanden und keine Nachwuchsprobleme hat. Für das Engagement, dass da dahintersteckt, dankt Kohl den Trainerinnen Nadine Walter, Lisa und Nina Schuricht, Nina Lentz und Nadine Settele, Bianca Beck und Katharina Becker, Barbara Spies und den Betreuerinnen Isabelle Becker, Melanie Rihm, Karola Reineke und Stephanie Pirruccio, die obendrein für alle aktiven Tänzer Geschenke parat hat.

Für die Bütt haben die „Gowe“-Programm-Macher (Regie: Matthias Göttlich und Daniela Krüger) einige Hochkaräter parat. Musikprofessor Werner Beidinger macht zu später Stunde noch in Wallstadt Station und trifft mit seinen pfiffigen Liedern rund um Corona und Politik dennoch auf ein sehr aufmerksames, gut aufgelegtes Publikum, das auch gerne mitsingt.

Kabarettist Markus Weber kommt mit guten neuen Pointen in seiner alten Rolle als „Fräulein Baumann“ und freut sich über den vollen Saal („Gott, was Leit!“), „De Härtschd“ Oliver Betzer aus Fischbach im Dahner Felsenland glaubt zwar, nicht ganz ohne Gags unter der Gürtellinie auszukommen – aber mitreißend Stimmung machen kann er eben. Stichwort mitreißend: Das ist immer wieder der „Perkeo“-Fanfarenzug. Die Musiker in den schwarz-gelben Landsknechtuniformen begeistern unter Leitung von Klaus Janeck mit dumpfem Trommelwirbel und kraftvoll hellen Fanfarenstößen sowie ihren Fahnenschwingern. Nicht nur da zahlt sich die enge Freundschaft zwischen „Perkeo“ und „Gowe“ aus: Von dem traditionsreichen Heidelberger Verein stammt ebenso die junge Büttenrednerin Alessia Trautmann, die ihren amüsanten Beitrag als „deutsch-italienisches Mädel“ komplett auswendig vorträgt – da kann sich mancher etablierte Büttenredner eine Scheibe abschneiden.

Weitere Termine

  • Prunkparty am Samstag, 28. Januar, 19.30 Uhr: Eine Mischung aus Fastnachtsparty mit Auftritten der Garde, einem Musikduo und einem Büttenbeitrag.
  • Kaffeekranz für Alt und Jung (statt Seniorensitzung) am Sonntag, 29. Januar, 14.30 Uhr: Programm auf der Bühne, zeitlich etwas verkürzt, mit neuer Art der Bestuhlung, die auch zum Gespräch einlädt.
  • Vorverkauf: Stephanie Pirruccio (Kleine Haarstube, Mosbacher Straße 21, Wallstadt, Dienstag und Freitag 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, Samstag 8 bis 12.30 Uhr oder www.kv-gowe.de.

Geld für den Neubau gefordert

Das gilt ebenso für die zwei „Lästerschwestern“ Lena Drogosch und Chiara Belsanti von den „Löwenjägern“. Aus der Zeit vor der Pandemie hat man das Büttenduo noch als Kinder in Erinnerung, nun sind beide 14 Jahr jung, erzählen – auch durchweg auswendig und mit sehr guter Gestik unterstrichen – mit herrlich pfiffiger (Selbst-)Ironie über die Probleme der Pubertät und mit ihren Eltern, meistern auch selbstsicher-souverän mehrfache Mikrofonprobleme.

Die plagen gleichfalls Thomas Friedl von der „Fröhlich Pfalz“, der als Kurfürst einen weiten Bogen von der Welt- zur Kommunalpolitik, von der Bundesgartenschau bis hin zur „Mohrenköpfle“-Umbenennung spannt und dabei mehrfach sehr viel Beifall erntet. Das gilt nicht nur, wenn er Wallstadt lobt („Der schönste Stadtteil und der Nabel der Welt“) – zumindest aus Sicht der Fasnachter ist es ja einer der wenigen Stadtteile, in dem gleich mehrere Prunksitzungen funktionieren.

Friedl geht auch auf die Prominenz ein, die im Publikum sitzt. Stadtrat und Ex-Prinz Alexander Fleck schlägt er angesichts seines mit närrischen Auszeichnungen völlig überladenen Jackets vor, doch eine Buga-Pflanze zu spendieren, an die er all die Orden hängen könne. Und der Büttenredner orakelt, ob Fleck vielleicht gar als Oberbürgermeister kandidieren wolle.

Der tatsächliche OB-Kandidat, Erster Bürgermeister Christian Specht, sitzt aber auch im Publikum – und nimmt es mit Humor. Specht sei ja „kompetent und auch nicht schlecht“, so Friedl über den Ersten Bürgermeister. Und der hört auch genau, welcher Beitrag an dem Abend den meisten Jubel des Publikums bekommt: Nämlich für die Forderung von Friedl, dass endlich Geld der Stadt für den Neubau eines Kultur- und Sportzentrums in Wallstadt fließen müsse.

Redaktion Chefreporter

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