Waldhof

Anwohner fordern Fernwärmeanschluss für den Speckweg

Jens Röder hat die Interessengemeinschaft "Zukunft Wärme Speckweg" gegründet. Ihre Forderung: Im Zuge der geplanten Sanierung des Speckwegs auch das Thema Fernwärme umzusetzen

Von 
Kilian Harmening
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Kämpfen für Fernwärme: R. Kaiser (v.l.), B. Nowak, M. Janetzki, T. Soto, J. Röder und T. Steitz. © Kilian Harmening

Mannheim. Mit seinem Vorschlag, im Rahmen der geplanten Speckweg-Sanierung „unkompliziert“ eine Lücke zwischen zwei bestehenden Fernwärmeleitungen zu schließen, rennt Jens Röder offene Türen ein. Zumindest in seiner Nachbarschaft. Dort hat er gemeinsam mit weiteren Anwohnern die Interessengemeinschaft (IG) „Zukunft Wärme Speckweg“ gegründet. Ihre Forderung: Im Zuge der geplanten Sanierung des Speckwegs auch das Thema Fernwärme mitdenken und umzusetzen. Diesen Wunsch bekräftigen inzwischen mehr als 100 Grundstückbesitzer im Stadtteil per Unterschriftenaktion.

Doch ganz so unkompliziert ist die Sache nicht. Zunächst, so teilt die Stadt Mannheim auf Anfrage mit, müsse grundsätzlich über die kommunale Wärmeplanung entschieden werden, danach könne konkret festgelegt werden, wo genau und in welcher Reihenfolge weitere Stadtviertel ans bereits bestehende Fernwärme-Netz angeschlossen werden.

Der Speckweg ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen den Stadtbezirken Waldhof und Käfertal. Seine geplante Sanierung hat in den vergangenen zwei Jahren für Diskussionsstoff auf dem Waldhof gesorgt und Protest formiert. Auf Initiative derjenigen Anwohner, die nun auch den Fernwärmeausbau fordern, konnte vergangenen September eine Kompromisslösung zur Sanierung erzielt werden, wodurch mehr Parkplätze erhalten bleiben.

Für viele Häuser im Speckweg sind Wärmepumpen keine Option

Ursprünglich für die zweite Jahreshälfte 2024 anvisiert (wir berichteten), wird der Baubeginn dieser Sanierung nun erst im Frühjahr oder Sommer 2025 erfolgen, teilt die Stadt Mannheim jüngst auf Anfrage der „MM“-Redaktion mit.

Verkraftbar, finden die Anwohner Jens Röder, Ralph Kaiser und Bezirksbeirat Thomas Steitz im Gespräch mit dem „MM“. So bleibe mehr Zeit, das Thema Fernwärme von vornherein bei der Sanierung - die ursprünglich nur der Instandhaltung der Straße dienen sollte - zu berücksichtigen. Sie äußern die Befürchtung, dass die Straße sonst in wenigen Jahren „ein zweites Mal aufgerissen“ werden müsse.

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Im Bereich des Speckwegs existiert bereits ein Fernwärmenetz, das bis zu den Enden „Wetzlarer Winkel“ und „Im Probstgewann“ ausgebaut ist. Dazwischen liege, so Röder, eine Strecke von schätzungsweise 900 Metern, an die rund 600 bis 800 Haushalte angrenzen. Denen, und auch dem eigenen Grundstück von Röder, fehlt bisher ein Fernwärmeanschluss. Sie sind aktuell auf alternative Arten der Wärmeversorgung angewiesen.

Für viele der Häuser im Speckweg seien Wärmepumpen keine Option, so die Anwohner, da viele der Gebäude aus den 1930er- und 40er-Jahren stammen und folglich über schlechte Dämmung verfügen, was zu schnellen Wärmeverlusten führt. „Fernwärme wäre für diese alten Häuser eine Möglichkeit, das Haus 30 bis 40 Jahre länger wirtschaftlich zu betreiben“, argumentiert Thomas Steitz. Eine Wärmepumpe einzubauen, käme einem „unkalkulierbaren Risiko“ gleich.

In Mannheim werden bereits mehr als 60 Prozent der Haushalte mit Fernwärme versorgt

Vor längerer Zeit wandte Röder sich - „blauäugig“, wie er im Rückblick sagt - an die MVV mit dem Wunsch, die beiden Fernwärmeleitungen zu erweitern oder optimalerweise miteinander zu verbinden. „Wenn ich mich dort melde und das anspreche, dann wird schon alles seine Wege gehen, dachte ich.“ Dem war nicht so, realisiert er, und möchte nun mit der IG „Zukunft Wärme Speckweg“ das breite Interesse der Anwohnerschaft an einem Fernwärmeanschluss bekräftigen.

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Im Zuge der Kompromisslösung zur Speckweg-Sanierung, die die Anwohner mittels ihres Engagements erzielten, konnten sogar knapp 2,7 Millionen Euro gegenüber der ursprünglichen Planung eingespart werden. Dieses Geld sollte nun einem Fernwärmeausbau im Stadtteil zugute kommen, findet die IG - auch „im Sinne der Klimaziele der Stadt Mannheim“. Beteiligt an der Entscheidung über einen Ausbau ist neben der MVV die Stadt Mannheim, die über die Kommunale Wärmeplanung kommende Gebiete für einen möglichen Fernwärmeausbau festlegt.

Derzeit arbeiten daran viele Städte in Deutschland, wobei sich die Rhein-Neckar-Metropole deutschlandweit bereits im oberen Segment befindet: Nach Angaben der MVV sind in Mannheim mehr als 60 Prozent aller Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen, insbesondere in den Quadraten. Mit diesem Erfolg wirbt auch die Stadt Mannheim, die bislang noch nicht auf den Wunsch der IG eingegangen ist, Fernwärme bei der geplanten Speckweg-Sanierung zu berücksichtigen.

Entscheidung über Fernwärme im Speckweg könnte im März fallen

„Die Kommunale Wärmeplanung kann diese Frage noch nicht im Detail beantworten“, teilt Pressereferent Kevin Ittemann mit. „Erst im Anschluss an die Beschlussfassung der kommunalen Wärmeplanung wird die konkrete Ebene der straßengenauen Planung erreicht, so dass dann auch über einen eventuell möglichen Ausbau des Fernwärmeangebots im Speckweg entschieden werden kann.“

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Ittemann kündigt nun eine finale Entscheidung für die nahe Zukunft an: Am Donnerstag, 22. Februar, steht die Wärmeplanung auf der Tagesordnung des Betriebsausschusses für Technische Betriebe des Gemeinderats. „Die Entscheidung soll im Gemeinderat am Dienstag, 12. März, erfolgen“, ergänzt er. Noch ist also völlig offen, ob die Sanierungsmaßnahmen im Speckweg Hand in Hand mit einem möglichen Fernwärmeausbau gehen.

Die Bauzeit für die im Frühjahr oder Sommer 2025 geplante Speckweg-Sanierung werde aktuell auf rund neun Monate geschätzt, kündigt Ittemann an. Gemeint ist damit nur der erste Bauabschnitt Ost (von Taunusplatz bis Kreisverkehr Karl-Feuerlein-Straße). Parallel dazu bereite man die weiteren Bauabschnitte für die bauliche Umsetzung vor, die „jeweils im Anschluss aneinander“ erfolgen sollen.

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