Mannheim. Ob Verkauf oder Vermietung - beides ist möglich: Der Bund will die frühere Wetterwarte auf der Vogelstang gerne loswerden. Er bietet das Gebäude im Köthener Weg 20 derzeit zur Vermietung für „nicht störendes Gewerbe“ an, wie es offiziell heißt.
Zuvor war versucht worden, es zu verkaufen - vergeblich. „Da die bisherigen mehrfachen Verkaufsbemühungen nicht den gewünschten Erfolg erbrachten“, so die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auf Anfrage, versuche man nun wenigstens die Vermietung.
Wetterwarte am Mannheimer Vogelstangsee steht seit 2018 leer
Zuletzt beklagten immer mal wieder Anwohner, dass das Gebäude verwaist ist, Gebüsch und Unkraut im Garten und vor dem Haus sprießen. Denn schon seit 2018 steht das zuvor vom Deutschen Wetterdienst genutzte Haus am Vogelstangsee leer. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), auch bekannt von der Vermarktung der früheren Kasernenflächen, hat die Zuständigkeit übernommen. Ihr obliege „der gesetzliche Auftrag, das Liegenschaftsvermögen des Bundes nach kaufmännischen Grundsätzen zu verwalten und entbehrliche Immobilien wirtschaftlich zu veräußern“, sagt Michael Schorn von der Pressestelle.
Bei dem Haus auf der Vogelstang habe man geprüft und festgestellt, dass es „nicht für dienstliche Zwecke des Bundes benötigt“ werde, daher „entbehrlich und damit zu verkaufen ist“. Weil sich aber kein Käufer fand, sucht die BImA nun Mieter. Sie preist es im umfangreichen Dossier als „geräumiges Haus mit einer Nutzfläche von 162,26 Quadratmetern, Lagerfläche von 44,47 Quadratmetern und Technikfläche von 12,78 Quadratmetern“ an.
Alte Wetterwarte in Mannheim-Vogelstand kann sofort bezogen werden
Es biete „vielfältige Nutzungsmöglichkeiten als nicht störendes Gewerbe, ideal für Büros, Arztpraxen, Kanzleien und mehr“, nur von Wohnnutzung ist nicht die Rede. Das Erdgeschoss umfasst vier Zimmer, eine Küche und ein Bad/WC. Im Untergeschoss befinden sich zwei zusätzliche Zimmer, zwei Lagerräume sowie der Heizungsraum. Hinzu kommen ein großer Garten mit Schuppen und „einem malerischen Blick in die unberührte Natur“ - gemeint ist das Areal um den Vogelstangsee - und ein Dach mit Aussichtsplattform. Bezogen werden kann es sofort, heißt es.
Gebaut worden ist das Haus 1975. Zum Zustand macht die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben keine genauen Angaben. „Nach Vereinbarung“, heißt es da nur, was auf gewissen Renovierungsbedarf schließen lässt. Das Gebäude wird mit Gas beheizt und die Fenster sind doppelt verglast, die Böden mit pflegeleichtem PVC ausgelegt.
In dem Haus war seit 14. August 1975, als er vom Waldhof auf die Vogelstang zog, der Deutsche Wetterdienst ansässig. Dabei handelt es sich um eine Bundesoberbehörde mit Sitz in Offenbach, die dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr untersteht und für ihn sowie andere Nutzer wie See- und Luftfahrt meteorologische und klimatologische Dienstleistungen erbringt. Auch für die Warnung vor Unwettern und anderen Naturgefahren sowie die Überwachung von Radioaktivität in der Atmosphäre und im Niederschlag ist diese Bundesbehörde zuständig.
Seit 2018 wird das Wetter auf freiem Feld gemessen
Im Garten auf der Vogelstang befanden sich früher in zwei Metern Höhe in einem hölzernen Verschlag Instrumente zur Messung der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit. Regen und Schnee wurde in einem Behälter einen Meter über der Erdoberfläche aufgefangen. Ein Mast von 21 Metern Höhe - um aus dem Windschatten der Hochhäuser zu kommen - diente der Messung von Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Ein Barometer hing am Dienstgebäude, das über Funk Wetterkarten von der Zentrale sowie Satellitenbilder empfing und lokale Wetterberatung - etwa für Veranstalter oder Landwirte - anbot. Früher ließen die Mitarbeiter auf der Vogelstang auch Wetterballons bis in 3000 Metern Höhe steigen, notierten Sichtweite und Wolkenhöhe.
Hauptamtliche Wetterbeobachter gab es in dem Gebäude im Köthener Weg aber nur von 1975 bis 2010. Am 2. Januar 2011 wandelte der Deutsche Wetterdienst das Gebäude in eine vollautomatische Wetterstation um - ganz ohne Personal. Am 3. April 2018 wurde auch sie abgeschaltet, das Haus ausgeräumt und im September 2018 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben.
Als Begründung heißt es vom Deutschen Wetterdienst, dass „die fachlichen Vorgaben für eine Wetterstation im Köthener Weg nicht mehr gegeben waren“. Daher habe man die vollautomatische Wetterstation 2018 um 500 Meter nach Südosten auf die freie Wiese verlegt. Hier ist ein Bereich mit einem Container und mehreren Geräten mitten auf einem Feld in der Nähe der Magdeburger-/Siebenbürger Straße eingezäunt worden.
Weil die Arbeiten ohne Ankündigung begannen, hatte das 2016 besorgte Fragen von Bürgern und Bezirksbeiräten ausgelöst und sogar kurzzeitig für einen Baustopp gesorgt. Nun gibt es dort eine von derzeit 181 vollautomatisch betriebenen Wetterstationen, die über ganz Deutschland verteilt sind. Zudem messen an 1700 weiteren Stationen Ehrenamtliche Niederschläge, Temperatur, Feuchte und Wind.
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