Mannheim. Günter Leischner ist ein Kind der Schwetzingerstadt. „Die Schwetzingerstadt ist meine Heimat, obwohl ich in der Oststadt geboren wurde“, sagt er. Als Vorsitzender des 1978 gegründeten örtlichen Bürgervereins (von 1989 bis 2009) hat er aber per Satzungsänderung dafür gesorgt, dass die Oststadt mit in den Namen aufgenommen wurde, weil viele Gründungsmitglieder aus der Oststadt kamen, was Leischner als Erfolg wertet.
Der Bürgerverein Schwetzingerstadt/Oststadt (bso) rief das erste Stadtteilfest in Mannheim ins Leben. „Und zwar in einem Stadtteil, wo nicht so viel stattfindet, weil die Schwetzingerstadt keinen dörflichen Charakter hat und es auch keinen Verein gibt, mit dem der bso hätte kooperieren können“, berichtet Leischner. „Die Menschen hier haben keine Erfahrungen mit Vereinen, deshalb hat sich der Bürgerverein schwergetan“, so Leischner. Der bso wurde nach 40 Jahren 2018 aufgelöst.
Heute engagiert sich Leischner, der 1952 in der Richard-Wagner-Straße geboren wurde und später in der Otto-Beck-, Augarten- und Weidenstraße wohnte, bei der Mannheimer Bläserphilharmonie sowie im Verein Industriekultur Rhein-Neckar. „Was mir an der Schwetzingerstadt gefällt, ist die Nähe zur Stadt; der Stadtteil ist sehr urban“, erklärt Leischner. Die Schwetzingerstadt sei ein gewachsener Stadtteil mit einer über 100-jährigen Kultur. „Wir haben hier ja alles, müssen nicht irgendwo hinfahren – zum Einkaufen für den täglichen Bedarf sowieso nicht.“
Sehr gut angebunden
Verkehrstechnisch sei die Schwetzingerstadt sehr gut angebunden durch den ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) mit Straßenbahnen und dem Hauptbahnhof in der Nähe. Mit dem Auto sei man auch sehr schnell auf der Autobahn. Ein wichtiger Aspekt für den Maschinenbauingenieur, der aber wegen der Baukrise in den 1970er/1980er Jahren bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2015 bei Fuhrunternehmen arbeitete.
„Über den Rhein ist man auch schnell in der Pfalz und es gibt den wunderbaren Luisenpark, wo unsere Tochter Birte praktisch aufgewachsen ist“, erzählt Leischner. Gerne gehen er und seine Frau Karin dort heute mit ihrer Enkeltochter spazieren. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die Leischner vermisst: etwa die frühere Vielfalt, Anzahl und Art der Lokale in der Schwetzingerstadt – das habe sich total gewandelt, doch das sei ein allgemeines Phänomen. „Eine richtig schöne Vorstadtkneipe wäre schön, wo man in Ruhe ein Glas Wein trinken kann“, findet Leischner. Einst habe es an der Ecke Weiden-/Seckenheimer Straße ein legendäres Gasthaus gegeben: „Gamp“ – mit sehr guten gutbürgerlichen Gerichten und einem Schalter im Fenster. Bevor die Straßenbahnen abends ins Depot fuhren, hätten sie hier meist einen Stopp eingelegt. Manchmal hätten drei, vier Straßenbahnen hintereinander gestanden, während die Fahrer sich etwas zum Essen holten.
Gern erinnert sich Leischner auch an „die tolle Weinstube ’Sonnenschein’ in den 1970er Jahren in der Seckenheimer Straße. „Das war unsere Stammkneipe“, sagt er. Früher sei die Schwetzinger Straße die Hauptgeschäftsstraße gewesen, heute ist es die Seckenheimer Straße. Dort habe es früher sehr viele kleine inhabergeführte Geschäfte gegeben: beispielsweise die Milchgeschäfte Trapp gegenüber vom Weinlokal „Sonnenschein“ oder Reuther an der Ecke Seckenheimer-/Kopernikusstraße – „später war das ein Lebensmittelgeschäft.“
Nur eine Metzgerei geblieben
Es existierten auch viele Bäcker, wie die Bäckerei Dick, der Weinladen und nebenan die Drogerie Sperber. Von den vielen Metzgereien ist einzig die Metzgerei Bäuerle geblieben. „Seit es den Edeka-Supermarkt gibt, ist das eine Alternative“, sagt Leischner. Früher habe es auch noch mehr kleine Handwerksbetriebe gegeben: Schuhmacher, Schreiner und einen kleinen Spengler in der Rheinhäuser Straße, der noch mit dem Handwagen zu den Kunden fuhr.
„Es ist ein gewisser Wandel festzustellen, aber kein Grund sich zu beklagen“, betont Leischner. Gewandelt hat sich im Laufe seines Lebens auch sein Lieblingsplatz im Stadtteil: War es in seiner Kindheit der glatt asphaltierte Pestalozzi-Schulhof, wo man gut Rollschuh laufen konnte, oder der Spielplatz an der Bachstraße, so ist es heute das Café Lauri, das Günter Leischner mindestens einmal in der Woche aufsucht und das quirlige Leben auf der Seckenheimer Straße genießt.
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