Klimawandel

Warum das Land ein Waldstück in Mannheim rodet und Kritik von Umweltschützern zurückweist

Damit es auch in Zukunft noch Wald in Mannheim gibt, werden große Forstflächen gerodet und mit klimabeständigen Baumarten bepflanzt. Kritik von Umweltschützern weist das Land jetzt zurück - mit einer einfachen Begründung

Von 
Thorsten Langscheid
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Baumfällarbeiten im Käfertaler Wald: Über das Wie des Forstumbaus wegen des Klimawandels gibt es Streit. © Thomas Tröster

Mannheim. Mit teils heftiger Kritik am landeseigenen Betrieb Forst BW meldet sich Markus Schrade vom Aktionsbündnis Waldwende zu Wort. Die Forstverwaltung habe nun damit begonnen - ähnlich wie die Stadt Mannheim und die evangelische Stiftung Schönau (Kollekturwald) - den Wald vor dem Hintergrund des Klimawandels umzubauen.

Mit dieser Maßnahme, so Schrade, wolle man die aus Nordamerika eingeführte und als invasiv geltende Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) bekämpfen und den Wald zur „natürlichen Waldgesellschaft hin umbauen“. Dabei finde man „mehr oder weniger die gleichen Bilder der Zerstörung wie im Stadt- oder Kollekturwald.“ Es seien „weitestgehend Kahlschläge erzeugt“ worden, „nur einzelne Exemplare von Kiefern und Laubbäumen wurden stehen gelassen.“

Denkbar schlechteste Ausgangsvoraussetzungen

Zudem sei der Waldboden bis zu einer Tiefe von gut 40 Zentimetern „vollflächig stark bearbeitet“ worden und bis auf wenig Kleinmaterial sei „sämtliche Biomasse (Totholz) von den Flächen geräumt“ worden. Dies, so Schrage, stehe dem Entwicklungsziel des klimabeständigen Waldes „diametral entgegen“, da das Wachstum und Vermehrung der Spätblühenden Traubenkirsche und anderer invasiver Baumarten wie der Robinie nicht gestoppt, sondern im Gegenteil stark gefördert würden.

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Des Weiteren habe laut Aktionsbündnis Waldwende „die künftige Waldgeneration nun die denkbar schlechtesten Ausgangsvoraussetzungen, unter denen sie heranwachsen soll. Hiermit wird es nicht gelingen, den propagierten natürlichen und klimastabilen Wald zu etablieren. Das Gegenteil ist der Fall: Wieder einmal mehr wird ein schwacher, anfälliger und somit nicht resistenter Kunst-Forst kreiert.“

Die Traubenkirsche wird den Klimawandel ähnlich wie die Kiefer nicht überstehen.
Dietmar Hellmann Forstbezirksleiter

Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte Forstbezirksleiter Dietmar Hellmann das Waldumbauprojekt auf einer rund 1,5 Hektar großen Fläche in der Nähe der Eugen-Neter-Schule (Blumenau). Die Kritik des Aktionsbündnisses wies Hellmann allerdings als nicht zutreffend zurück. Insbesondere, was die unterstellte Förderung der eingeschleppten Baumart Spätblühende Traubenkirsche betrifft, stellte Hellmann klar: „Die Traubenkirsche wird den Klimawandel ähnlich wie die Kiefer nicht überstehen.“ Bei der gerodeten Fläche handele es sich um ein „Fenster“, durch das Licht in den Wald geholt werde, damit dort Baumarten wie die Eiche, aber auch Tierarten wie beispielsweise die Goldammer wieder angesiedelt werden könnten.

Auf dem weitaus größeren Teil der Waldfläche setze auch er auf die von Naturschützern geforderte natürliche Waldverjüngung ohne Kahlschläge und Rodungen. An manchen Stellen sei dies aber nicht möglich, deswegen die Aufforstungsfläche bei Blumenau. Hier werden - nach Hellmanns Angaben voraussichtlich ab März - junge Eichen angepflanzt.

Insbesondere diese Schößlinge hätten unter dem buchartigen Laubdach der Traubenkirsche „keine Chance, hochzukommen“, so Hellmann. Die Rodungen seien erforderlich, da andere Methoden zur Reduzierung des Traubenkirschen-Bestands wie das von „Waldwende“ favorisierte Umknicken der jungen Stämme von Hand nach Hellmanns Erfahrung „nicht funktionieren“.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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