Mannheim. Ein Beamter mit Liebe für die Natur, ein engagierter Bürger und Familienvater, ein waschechter Mannheimer . . .“ Als Karl Gleisberg, langjähriger Leiter des ehemaligen Amts und späteren Rathaus-Fachbereichs Baurecht und Umweltschutz, vor 20 Jahren in den vorläufigen Ruhestand ging, charakterisierte ihn der „Mannheimer Morgen“ mit diesen Worten.
Mit Ehefrau Evi, Kindern und Enkelkindern und vielen Freunden feiert Karl Gleisberg heute seinen 80. Geburtstag, nachdem er, kurz nach seinem damaligen Ausscheiden reaktiviert, nochmal 13 der inzwischen vergangenen 20 Jahre als Berater in Sachen Bau- und Vergaberecht für die städtische Tochtergesellschaft BBS tätig war und somit viele Schulsanierungen in dieser Zeit möglich gemacht hat.
Lob für grüne Bürgermeisterin
Im Gespräch mit dem „MM“-Reporter lobt Gleisberg, Sozialdemokrat mit Haut und Haaren, die Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) dafür, wie sie in Sachen Rheindammsanierung dafür gesorgt hat, dass die Stadt mit einem eigenen Gutachten in das laufende Planfestellungsverfahren hineingeht. Zu den Bäumen am Rheindamm, so bekennt er, hat er ein besonderes Verhältnis - und das nicht nur, weil er ganz in der Nähe des Damms auf dem Lindenhof wohnt.
Kurz nach dem Abitur im damaligen Tulla-Gymnasium, als 18Jähriger, hatte er in seinem allerersten Job beim Grünflächenamt der Stadt auf dem Damm am Franzosenweg Bäume gepflanzt: „Wenn die gefällt würden, das wäre sehr schmerzlich für mich.“ Deswegen ist es „völlig unverständlich“ für den Juristen Gleisberg - sein Jura-Studium schloss er 1968 in Freiburg ab -, warum das für die Rheindammsanierung zuständige Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe die vom Gutachter Ronald Haselsteiner beschriebene Spundwandlösung nicht von Anfang an mitverfolgt habe.
„Der Damm in Mannheim ist am stärksten im ganzen Land gefährdet, und Karlsruhe will hier die zweitbeste Lösung umsetzen“, kann er nur den Kopf schütteln. Das Beharren der Behörde auf der Erddamm-Variante bedeute nun allerdings, dass für die Spundwand wahrscheinlich ein neues Verfahren eingeleitet werden muss. Für ihn ist klar: Die Landesbehörden müssen hier umdenken - und dann mit der Stadt an einem Strang ziehen.
Dass man mit ehemaligen Gegnern konstruktiv und kooperativ zusammenarbeiten kann, das hat Karl Gleisberg in seiner Karriere , die ihn an die wichtigste Schaltstelle des Dezernats für Planung, Bauen und Umweltschutz des damaligen Bürgermeisters Lothar Quast (SPD) geführt hat, vorgemacht. Der Sozialdemokrat Gleisberg unterlag seinem Parteifreund und späteren Chef Quast bei der Bürgermeister-Kandidatenkür der SPD 1990 nur knapp. Er baute anschließend als Amtsleiter, dem sieben zentrale Behörden unterstanden, ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinem Dezernenten auf.
„Für mich war es immer ein Ziel, im Baubereich vom Image des Verhinderungsamts wegzukommen“, beschreibt er sein Leitmotiv seit seiner Einführung als Leiter des Bauordnungsamts 1984. Gerne hätte er zur Qualitätssicherung im Rathaus - seinen Fachbereich machte er als ersten zertifizierungsreif - mehr moderne Management-Methoden angewendet, scheiterte damit aber, so sagte er selbst, letztlich am starren Beamtenrecht, das zum Beispiel leistungsbezogene Bezahlung nicht zuließ.
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Seit er vor inzwischen 32 Jahren zum Baurecht die Behörden für Abfallrecht und Wasserrecht, Denkmalschutz, Umweltschutz, Immissionsschutz und Bodenschutz in seine Zuständigkeit übertragen bekam, stand er immer wieder mit spektakulären Fällen im politischen Rampenlicht. Ob verseuchtes Grundwasser in Neckarau, Schwefeldioxid-Belastungen im Käfertaler Wald oder Dioxin-Gefahr im Rheinau-Hafen - Karl Gleisberg führte selbst heikelste Verhandlungen stets mit ruhiger Hand und war auf faire Lösungen bedacht.
Seiner Heimatstadt und seiner Partei, der SPD, blieb Gleisberg, einziger Sohn von Altstadträtin Anneliese Gleisberg (1919-2005), auch als Ruheständler weiter verbunden. Ehrenämter in der Gartenstadt-Genossenschaft und der SPD, etwa als Kassierer, in Wahlkämpfen oder als Leiter des parteiinternen Schiedsgerichts, beschäftigten ihn ebenso wie das Campen am Strandbad oder ausgedehnte E-Bike-Touren in der Region. Und nicht zu vergessen das Gärtnern. Eine Leidenschaft, die er lange Jahre auf einem gemieteten Wochenendgrundstück im Odenwald pflegte.
Vorfreude auf die Buga 23
Im Kleingarten seiner Schwägerin Traudel Tillessen in Neckarau ist er - quasi direkt am Rheindamm - „Herr über ein Hochbeet“, strahlt Karl Gleisberg. Und schlägt gleich den Bogen zur Buga 23: „Da freue ich mich richtig drauf!“ Besonders die Renaturierung am Neckar, ein Naturschutzprojekt der Buga, das fast noch in seine eigene aktive Zeit als Amtsleiter zurückreicht, hat es ihm angetan: „Das wird richtig, richtig klasse!“ sagt er.
Das Umweltamt
- Der städtische Fachbereich Baurecht und Umweltschutz entstand ab 1990.
- Damals wurden die Bauämter und die Behörden für Abfallrecht und Wasserrecht, Denkmalschutz, Umweltschutz, Immissionsschutz und Bodenschutz zusammengefasst.
- Diese Konstellation mit Lothar Quast als Bürgermeister, Karl Gleisberg als Fachbereichsleiter und Josef Krah als sein Stellvertreter und Nachfolger hatte bis zu Beginn der 2010er Jahre Bestand.
- Der Umwelt-Bereich ist heute mit den Forst- und Naturschutzämtern Teil des städtischen Fachbereichs Klima, Natur, Umwelt (Leitung: Katharina Rensing).
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