Mannheim. Seit fast 20 Jahren kämpft die Eugen-Neter-Schule für einen sicheren und barrierefreien Schulweg entlang der K 9754. Nun hat der lebensgefährliche Trampelpfad direkt an der Kreisstraße wohl bald ausgedient: Der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) entscheidet am Dienstag über die Vorlage, die einen Start der Bauarbeiten im Sommer 2023 vorsieht.
Das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist die größte Schule in Baden-Württemberg mit diesem Bildungsgang. Mädchen und Jungen, die die Schule im Mannheimer Norden besuchen, lernen für das Leben, sollen eigenständige und mobile Persönlichkeiten werden. Deshalb stehen hier oft Lerngänge auf dem Stundenplan, das gemeinsame Einkaufen, Spaziergänge vom Schulhaus nahe der hessischen Landesgrenze in den Stadtteil Blumenau.
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Doch die Verbindung von der Blumenau zum idyllisch gelegenen Schulhaus ist katastrophal: Es gibt keine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, und der Schulbus fährt nur zweimal täglich in den Alten Frankfurter Weg. Schulleiterin Silvia Challal betont seit Jahren, dass viele Eltern der Schulkinder kein Auto haben. Zudem endet der bestehende Radweg an der Unterführung des Stadtteils im Gras: Die 700 Meter zum Schulhaus sind deshalb nur über den schmalen Trampelpfad direkt neben der Straße zurückzulegen. Und weil die Straße keinen Seitenstreifen hat, sind Autos und Laster in greifbarer Nähe, wenn die Jungen und Mädchen im Gänsemarsch unterwegs sind. Zwar gilt hier Tempo 50, doch nicht alle Verkehrsteilnehmer halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen Wald und Feldern.
Neben der Schule hatten seit Jahren auch verschiedene Parteien beantragt, Mittel für den Schulweg in den städtischen Doppelhaushalt einzustellen - doch erst 2019 zogen alle an einem Strang und setzten sich für die Kinder auf der Blumenau ein. Die Schule selbst nahm in den vergangenen Jahren erfolgreich am Stadtradeln teil und machte - mit viel Unterstützung aus der Bürgerschaft und Politik - auf ihre Lage aufmerksam.
Der Ausschuss für Umwelt und Technik stimmte schließlich im Oktober 2020 der Trassenführung eines gemeinsamen Geh- und Radweges entlang der K 9754 - von der Blumenau über die Eugen-Neter-Schule bis zur Gemarkungsgrenze Lampertheim - zu. Am Dienstag entscheidet der AUT über die Vorlage, die im ersten Bauabschnitt an den für den Radverkehr freigegebenen Gehweg unter der Riedbahn Richtung Blumenau anschließt und den Geh- und Radweg auf der Südseite des Viernheimer Weges ab Sommer 2023 ausbaut. Der Trampelpfad soll durch einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg ersetzt werden.
Im ersten Bauabschnitt ist auch die Einrichtung eines Amphibien-Leitsystems vorgesehen, um das Laichgewässer auf der Nordseite des Viernheimer Weges zu erschließen. „Der Amphibienwanderweg besteht aus der Anwanderung auf der Südseite (rund 700m), sechs Amphibientunnel unter der K 9754 sowie der Rückwanderung auf der Nordseite (rund 460m)“, heißt es in der Vorlage. Die Kosten für den Weg plus Amphibien-Leiteinrichtung belaufen sich auf rund 1,4 Millionen Euro, Landesmittel sollen beantragt werden. Die Bauzeit beträgt laut Vorlage etwa vier Monate.
Der zweite Bauabschnitt von der Schule zur hessischen Landesgrenze sieht auf weiteren 800 Metern den gleichen Ausbaustand vor. Hier belaufen sich die Kosten auf rund 0,7 Millionen Euro - Landesmittel sollen ebenfalls beantragt werden. Der Eigenbetrieb Stadtraumservice plant hier einen Baubeginn 2024 und rechnet mit einer Dauer von rund drei Monaten.
Schulleiterin Silvia Challal zeigte sich zuletzt erleichtert darüber, „dass dieses für die Anbindung unserer Schule so wichtige Bauvorhaben nach Jahren der Ablehnung und Blockade - auch auf kommunaler Seite - endlich seiner Realisierung entgegengeht“. Für sie hätte die „unendliche Geschichte“ dann ein gutes Ende. Schon ihr Vorgänger Michael Berges hatte sich für einen sicheren Schulweg eingesetzt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Offenes Ohr der Kultusministerin für Probleme der Eltern zu wenig