Es ist ein erster Schritt zur Versachlichung der Diskussion: Nachdem das Aktionsbündnis Waldwende die Forstarbeiten im Käfertaler Wald mehrfach kritisiert hat, hat inzwischen der Testversuch mit manuellen Waldumbauarbeiten auf einer kleinen Fläche innerhalb des Waldes begonnen. Dieser Versuch war im Rahmen eines Doppelinterviews des „MM“ mit Forstbetriebsleiter Frank Philipp und Waldwende-Aktivist Markus Schrade verabredet worden. Nun geht es also an die Umsetzung: „Wir müssen erst mal schauen, wie es läuft und welche Bäume an welchen Standort gepflanzt werden“, schlägt Schrade eher leise Töne an.
Neophyten schonend entfernen
Die Umweltschützer bezeichnen die Vorgehensweise des Forstbetriebs, zum Beispiel, dass invasive Arten wie Spätblühende Traubenkirsche und Robinie mitsamt Wurzelballen aus dem Boden herausgerissen werden, aus verschiedenen Gründen als schädigenden Eingriff in das Ökosystem (wir berichteten). Auf der nun ausgewiesenen Experimentierfläche sollen deshalb die kleinen Bäume per Hand und nicht mit schwerem Gerät gefällt werden. Die älteren Bäume mit einem Stammdurchmesser von mehr als zehn Zentimetern werden auf der Versuchsfläche stehengelassen. Bisher wurden sie ebenfalls entfernt.
Zur schonenden Entfernung der invasiven Neophyten sind am Mittwoch sechs Männer mit ungleichen Waffen aufgelaufen. Schrade mit einer Astschere, Philipp, Stephan Reff von der Landschaftsagentur Plus und drei weitere Arbeitskräfte sind mit Freischneider und Motorsäge unterwegs, um den noch kleinen Spätblühenden Traubenkirschen den Garaus zu machen. Sie schaffen am Vormittag die Hälfte der Fläche, und auch das nicht vollständig. Schrade bleibt noch etwas länger, er will weitermachen. Vom Förster hat er die Erlaubnis, auch allein auf der Fläche weiter zu arbeiten. Er will noch einen oder zwei Arbeitseinsätze organisieren, um einen Teil des Schnittmaterials zusammenräumen. „Das ist sehr zeit- und kraftintensiv, aber wichtig, um mehr Fläche zum Pflanzen zu haben. Ich werde da sicher auch mal allein hingehen, bevor wir mit dem Nachpflanzen beginnen“, sagt Schrade.
Philipp ist sich nach dem Einsatz sicher, dass in den Folgejahren weitere Einsatzstunden folgen werden. „Was wir heute gemacht haben, ist definitiv nicht vergleichbar mit der Eingriffsintensität, die die Landschaftsagentur Plus mit ihren Maßnahmen schafft. Ich hätte die Spätblühende Traubenkirsche weitgehend rausgenommen.“ Schrade ist dennoch zufrieden mit dem Arbeitseinsatz. Es sei ein genauso schonendes Arbeiten gewesen, wie es das Aktionsbündnis gewünscht habe.
Noch in diesem Herbst sollen dort, wo zwischen den Bäumen Licht auf den Boden fällt, Eicheln ausgesät werden, anstatt mehrjährige Bäume zu pflanzen. Das ist laut Schrade einfacher und kostengünstiger, vor allem aber hätten die Bäume bessere Wachstumschancen. Winterlinde, Hainbuche und Birke werden als Jungpflanzen gepflanzt. „Die Nachpflanzungen sollten sich an der natürlichen Aussaat orientieren, die sind hier etwas artifiziell zusammengesetzt“, erklärt Schrade. Das Aktionsbündnis hat allerdings bei den Baumarten kein Mitspracherecht. Sie sind von der Naturschutzbehörde vorgegeben.
Ob die Methode des Aktionsbündnisses Waldwende erfolgreich sei, könne man erst in vier oder fünf Jahren sagen, meint Philipp. Und erfolgreich sei die Maßnahme nur dann, wenn die Spätblühende Traubenkirsche von der Fläche verschwunden ist und die Bäume, die von der Naturschutzbehörde vorgegeben sind, dort wachsen. „Wir haben dafür nicht 20 oder 30 Jahre Zeit, sondern nur acht“, betont Philipp.
Nach der Vorgabe des Aktionsbündnisses wurden nur die dünnen Traubenkirschen rausgeholt. „Diese machen jedoch nur zehn Prozent des Kronendachs aus. Die großen Bäume beschatten den Waldboden zu 90 Prozent. Das werden die Lichtbaumarten nicht schaffen“, befürchtet Philipp. Doch sei er bis zu einem gewissen Grad dazu bereit, die Folgen für die Aktion zu akzeptieren, wenn er den Eindruck habe, dass es gelingen könne.
Philipp plädiert für Offenheit
Im Frühjahr wollen sich die Akteure erneut auf der Fläche treffen und spätestens in einem Jahr gemeinsam schauen, ob die Sämlinge überlebt haben und was von der Spätblühenden Traubenkirsche heruntergeschnitten werden muss. Gelingt die Eichensaat, müsste spätestens im zweiten Jahr nach dem Keimen mehr Licht geschaffen werden – die großen Spätblühenden Traubenkirschen müssten dann gefällt werden.
Damit hat sich Schrade gegenüber dem Forstbetriebsleiter einverstanden erklärt. Philipp möchte in einem Jahr bewerten, was zu tun ist. Man könne jetzt noch nicht entscheiden, ob es ein günstigeres oder zielführenderes Verfahren sei: „Meine große Bitte an alle Beteiligten ist es, offen zu sein, ob diese Maßnahme funktioniert, weiter an der Maßnahme zu arbeiten und ganz realistisch nach dem zu urteilen, was wir dann in einem Jahr vorfinden.“
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