Mannheim. Beginnen wir mit Statistik. Das Polizeirevier Neckarau ist eines von sieben, die in Mannheim wirken. Und das größte, zuständig für immerhin 95 000 Menschen. Es reicht von südlich der Gleise des Hauptbahnhofes bis einschließlich der Gemeinde Brühl. Dort ist ein Posten und einer auf der Rheinau. Und dieser hat seit kurzem einen neuen Chef: Michael Bühler. Mit ihm und seiner direkten Vorgesetzten, der Leiterin des Reviers Neckarau, Simone Prantl, trifft sich der „MM“ zum Gespräch.
Bei der Polizei ist er ein "alter Hase"
Und zwar in Bühlers Büro auf dem Posten in der Kronenburgstraße. Ostergebäck und Süßigkeiten zeugen davon, dass er sich mittlerweile eingerichtet hat. Seit 2. Januar ist er im Amt, aber bei der Polizei ein „alter Hase“. 13 Jahre lang war er im Revier Neckarau, davor wiederum zehn Jahre in der Neckarstadt. Als sein Vorgänger Patrick Matten nach zwei Jahren Ende 2023 ins Polizeipräsidium umzog, um sich dort dem Projekt „Digitalisierung der Verwaltung“ zu widmen (Stichwort: E-Akte), da bewarb sich Bühler um die Nachfolge. Denn hier fällt nach 23 Jahren der Schichtdienst weg, was dem 52-Jährigen nicht unlieb ist. Was nicht heißt, dass er als Postenführer eine ruhige Kugel schieben will oder kann, wie hinzugefügt sei.
Aus der "Schnapsidee" wird ein Traumjob
Zupacken ist er gewohnt: Denn gelernt hat der in der Gartenstadt aufgewachsene Bühler bei Bopp & Reuther Industriemechaniker: „Danach wollte ich eigentlich Maschinenbau studieren“. Doch dies alles fiel in eine Phase der Wirtschaftsflaute. Sein Zeitvertrag beim Benz wurde nicht verlängert. Da war er 19.
Der Wehrdienst bot Zeit, alles zu überdenken. In einem Urlaub mit Kumpels von der Polizei kam die Idee auf: „Warum gehst Du nicht zur Polizei?“ Ein Freund zeigte ihm einen Bewerbungsantrag, und er unterschrieb. Aus der damaligen Schnapsidee wurde eine Aufgabe, die Bühler inzwischen als Traumjob betrachtet: „Ich liebe vor allem, wie abwechslungsreich er ist“, berichtet er: „Man weiß nie, was der Tag bringt - so oder so“, fügt er hinzu.
Die Rheinau ist dem neuen Polizeichef nicht fremd
Die Rheinau ist ihm nicht fremd. In seinem Dienst in dem für diesen Vorort zuständigen Neckarauer Revier war er hier schon bisher aktiv, unter anderem als einer der ersten am Tatort der Babyleiche im Pfingstbergweiher 2018, wie er sich noch immer mit Schaudern erinnert. Zudem passiert er bei seinem Weg zum und vom Dienst nahezu täglich die Rheinau. Denn der gebürtige Mannheimer wohnt auf dem Rohrhof: „Die Liebe hat mich dorthin geführt“, sagt er schmunzelnd.
Hat er bei seinem Dienst auf der Rheinau ein Ziel? „Auch wenn es etwas altmodisch klingt: Mein Ideal ist der Dorfpolizist im positiven Sinne des Wortes“, bekennt er: „Nah am Bürger sein, auf die Menschen zugehen.“ Bestehende Netzwerke möchte er daher nutzen und neue aufbauen, aber auch bei Festen präsent sein, wie dies sein Vorgänger Matten ja vorbildlich gemacht hat. „Das will ich fortsetzen“, sagt er: „Man kann ich mich also gerne einladen.“ Der Rheinauer Neujahrsempfang war denn auch sein erster Auftritt.
In Sachen Kriminalität ist der Stadtteil besser als sein Ruf
Und wie sieht er die dienstlichen Rahmenbedingungen vor Ort? Zusammengefasst: Was die Kriminalität angeht, so ist der Stadtteil besser als sein Ruf: „Es gibt keine Ausschläge bei bestimmten Straftaten“, erläutert er: „An Mangel an Arbeit können wir uns dennoch nicht beklagen“. Für zusätzliche sorgt ohnehin, dass die AfD immer öfter im Nachbarschaftshaus tagt - mit allen Folgen: Die Polizei muss gewährleisten, dass die AfD als zugelassene Partei ihre Veranstaltungen abhalten kann, aber auch, dass die Gegendemonstranten ihre Ablehnung artikulieren können: „Und wir stehen dazwischen“, sagt Revierführerin Simone Prantl, die die zwei bisherigen Einsätze bei diesen Anlässen leitete.
Auch sie ist relativ neu im Amt, seit 1. Oktober, als Nachfolgerin von Elmar Hörscher. Ihre bisherigen Stationen waren die Kripo in Heidelberg, das Innenministerium in Stuttgart und der Führungs- und Einsatzstab in Mannheim. Sie ist Kriminalrätin, trägt aber Uniform: „Das gehört sich so als Revierführern.“
Mehr Respekt für Polizisten gewünscht
Zwei Botschaften liegen ihr am Herzen. Zum einen die Warnung vor Betrügereien, bei denen sich die Täter am Telefon als Polizisten ausgeben: „110 erscheint nie auf dem Display, wenn man einen Anruf von der Polizei erhält.“ Und zum Zweiten wünscht sie sich mehr Respekt für ihre Kolleginnen und Kollegen: „Das hat in den letzten Jahren dramatisch abgenommen“, bedauert sie: „Doch man sollte sich klarmachen: Hinten den Uniformen stehen Menschen.“
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